Mannschafts-Europameisterschaft Dressur: Briten nasch drittem Teamreiter weiterhin vorn, Deutschland dahinter. Frederic Wandres mit persönlicher Bestleistung. Britin Charlotte Dujardin mit vier Prozent jetzt in Zwischenwertung an der Spitze.
Am Entscheidungstag der Mannschafts-Europameisterschaft Dressur in Riesenbeck gibt es nach dem dritten Viertel der Starter mehrere persönliche Bestleistungen zu vermelden. Auch von Frederic Wandres und der Britin Charlotte Dujardin. Großbritannien führt deutlich vor dem letzten Teamreiter, die Deutschen sind aktuell klare Zweite vor den Dänen.
Frederic Wandres und Bluetooth OLD
Schon beim Abreiten machte das Paar aus Hagen am Teutoburger Wald einen guten Eindruck: Tempowechsel, mal groß, mal kleiner, das Pferd stets in guter Selbsthaltung. Wandres hat sich kontinuierlich hochgearbeitet. Die Leistungskurve des Oldenburgers Bluetooth zeigt konstant nach oben. Und – Spoileralarm – sie geht weiter bergauf.
Das Einreiten und Halten, geschlossen, sicher – der Auftakt passte (7,5). Frischer starker Trab (7,9), die Traversalen geschmeidig. In die erste Piaffe kam der Wallach genauso fließend und losgelassen hinein, wie er auch wieder „raus“ kam – vielleicht, dass er sich dabei 20 Zentimeter nach vorn bewegt hat, nein 15.
Geschmeidigkeit und Selbsthaltung wie es sie noch nicht in vielen Prüfungen vorher zu sehen war bei der Mannschafts-Europameisterschaft Dressur. 77,7 Prozent zeigte die Zwischenwertung vorm Schritt. Auch hier muss sich der Bordeaux-Sohn nicht verstecken. Gerade in dieser Grundgangart hat Frederic Wandres ein Meisterstück abgeliefert: Im starken Tempo (7,6), wie im versammelten (7,1). Die zweite Piaffe gelang noch mehr am Platz als die erste, (7,7). Das Pferd trägt sich, die Serienwechsel – ein weiteres Highlight. Für die Zweierwechsel gab es eine 7,9, für die Einerwechsel sogar, berechtigte(!), 8,2. Und die Zick-Zack-Traversale (7,8). Alles wie an einer Schnur gezogen. In den Pirouetten hätte man sich vielleicht noch etwas mehr Energie gewünscht. Die letzte Linie, Passage, Piaffe, Passage auf der Mittellinie, gelang dann Marke Dalera, Weihegold und Co. Perfekt im Takt, gleichmäßig, selbstverständlich und losgelassen.
Mit dem leider wohl immer noch notwendigen Promi-Bonus hätte der 36-Jährige hier noch höhere Bewertungen erzielen müssen.
Frederic Wandres ist danach glücklich: Er sei happy, vor allem wegen der Anlehnung, „die war super“! Die letzte Piaffe sei für ihn die beste der Prüfung gewesen. Er sei sich „absolut sicher“, dass sein Pferd im nächsten Jahr in dieser Lektion noch viel höhere Noten, „Höchstnoten“, erzielen können. Die Hitze mache dem Bordeaux-Sohn Bluetooth übrigens gar nichts aus. Schließlich sei er in Florida, in Wellington, im Frühjahr gewesen. „Das ist er gewöhnt“.
Persönliche Bestleistung: 77,888 Prozent
Charlotte Dujardin (GBR) und Imhotep
Großbritannien lag nach dem ersten Grand Prix-Tag bei der Europameisterschaft in Führung. Nun also „Pete“, Imhotep, und Charlotte Dujardin. Konzentriert war die Britin, wie man es von ihr kennt. 8,7 für das Einreiten. Stellung und Biegung in der Trab-Traversale, schwungvoll und weit kreuzend. Dann die erste Piaffe: Gänsehaut! (8,7), streng genommen aber schon auf zu wenig Raum. Das Vorderbein, das in der Piaffe senkrecht zum Boden stehen sollte, kippt da in einen 70 Grad-Winkel. Dennoch hielt der Fuchswallach den Takt und federte so aus der Piaffe heraus, wie er hinein gekommen war (Übergänge 8,5). Der Schritt war klar in der Fußfolge, er hatte nicht den letzten Übertritt. Aus dem versammelten Schritt war Imhotep dann deutlich eng beim Anpassagieren. Der Hals des Niederländers ist nicht ideal. Vor allem in dieser Phase der Prüfung hatte die Britin damit zu tun, dem ohnehin schon kurzen und tief angesetzten Hals zu etwas Großzügigkeit zu verhelfen. Und damit auch die Oberlinie locker genug zu halten. Mehrfach gab sie die Hand vor, klopfte nach der Piaffe Nummer zwei kurz den Hals. In der Galopptour hätte man sich im starken Galopp, der dynamisch und bergauf gesprungen war, ebenfalls eine deutlichere Rahmenerweiterung gewünscht. Die Serienwechsel waren schnurgerade, die erste Pirouette nur zu 90 Prozent kontrolliert, aber dafür die zweite nach rechts zu 110 Prozent: gesetzt, zentriert und balanciert (9,2).
Das Gleichmaß der abschließenden Mittellinie war dann ohne Fehl und Tadel in Sachen Rhythmus.
Es sei ein „fantastischer Ritt“ gewesen, so die Olympiasiegerin im Anschluss, „absolut unglaublich“. Man dürfe nicht vergessen, dass der Fuchs erst zehn Jahre alt sei. „Ich kann jetzt seine Kraft und Energie immer besser managen und dabei fehlerfrei bleiben“, so das Fazit der dritten Teamreiterin für Großbritannien. Reiterin Nummer vier, Weltmeisterin Charlotte, „Lottie“, Fry, nun noch einiges zu. „Lottie hat jetzt eine gute Ausgangsposition. Sie kann gut mit Druck umgehen und ihre Hengste managen“.
PB, wie die Engländerin sagt, „personal best“: 82,2,422 Prozent und damit fast vier Prozent vor ihrem Mentor Carl Hester in Führung.
5,91 Prozent Differenz zum Titel Mannschafts-Europameisterschaft Dressur
Die Briten führen mit 5,9 Prozent, sprich Jessica von Bredow-Werndl und Dalera müssten mindestens 5,91 Prozentpunkte mehr erzielen als Charlotte Fry und Glamourdale. Die Entscheidung fällt gegen halb fünf heute Nachmittag.
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