So, wie es gestern anfing bei den Europameisterschaften der Dressurjunioren und Children auf dem Gestüt Schafhof in Kronbegr, so ging es heute weiter: ganz vorne. Auf den Plätzen dahinter hat es bei den Junioren allerdings Unruhe gegeben.
Mit den Plätzen eins, zwei, drei und sechs sicherten sich die deutschen Junioren überlegen die Mannschaftsgoldmedaille bei den Nachwuchseuropameisterschaften auf dem Schafhof. Und das, obwohl ausgerechnet die Einzel-Titelverteidiger, Allegra Schmitz-Morkramer und Libertad, heute teure Patzer hatten.
Vor der ganzen Parade mit anschließendem Rückwärtsrichten in der Trabtour galoppierte Libertad kurz an. Allegra konnte das sofort korrigieren, doch der Fehler war passiert. Aber wie sagte eine prominente Dressurreiterin neulich? „Je feiner die Abstimmung zwischen Reiter und Pferd und je unauffälliger die Hilfengebung, desto größer die Gefahr, dass es ein Missverständnis gibt.“ Ein solches passierte dem Paar dann auch noch einmal vor der letzten Trabverstärkung, als der Londontime-Sohn sich einmal frei und einen Satz machte. Da der Rest wie gewohnt harmonisch und präzise klappte, wurden es trotzdem noch 73,152 Prozent. Da ist also noch Luft nach oben.
Bei den anderen Teamreiterinnen lief es gut. Rose Oatley und Sommernacht mussten heute als zweites Paar aufs Viereck und konnten die Erwartungen mit 74,424 Prozent erfüllen. Das blieb bis zum Schluss das beste Einzelergebnis. Lana-Pinou Baumgürtel und Emma wurden Zweite (73,394), die EM-Neulinge Josephine Ruppert und Bella Donna Dritte. Letztere bewiesen besonders gute Nerven. Bei ihrem Europameisterschafts-Debüt lieferten sie ein neues persönliches Bestergebnis von 73,242 Prozent.
Unter dem Strich kam Deutschland auf 221,060 Punkte. Silber teilten sich zwei Mannschaften mit je 214,243 Zählern: Dänemark und Österreich. Bronze ging an die Briten, die sich mit 214,030 Punkten nur knapp geschlagen geben mussten.
Dabei musste das Endergebnis noch einmal korrigiert werden, weil die Österreicher Protest gegen die Bewertung einer Reiterin ihres Teams eingelegt hatten. Der Hintergrund: Eine Reiterin aus dem österreichischen Teams hat bei aller Meisterschafts-Aufregung aus Versehen beide Schritt-Pirouetten in dieselbe Richtung geritten, die Chefrichterin klingelte das Versehen – ebenfalls im Eifer des EM-Richtens – nicht ab. „Das Nicht-Klingeln der Chefrichterin nahm der Reiterin die Möglichkeit, diese Lektion zu wiederholen“, erklärte Katrina Wüst, die Mitglied im Richterkollegium war. Zunächst vergaben die Richter für diese falsche gerittene Pirouette sehr niedrige Punkte. „Wir haben ihr außerdem Punkte fürs Verreiten abgezogen, ihr aber damit nicht die Möglichkeit gegeben die Lektion zu wiederholen. Aber es gibt die Regel ‚Im Zweifel für den Reiter‘ – wie bei einer ausgelassenen Lektion, die nicht geklingelt wird. Dann wird die Note dem Durchschnitt der restlichen Noten angepasst. Das haben wir nach dem verständlichen Einspruch des österreichischen Teams auch gemacht.“
Da die Teams auf den Plätzen zwei bis vier sehr eng zusammenliegen, hat diese Veränderung dazu geführt, dass Dänemark auf Platz drei und Großbritannien aus den Medaillenrängen gerutscht wäre. „Das wäre für die Kinder wahnsinnig schade gewesen“, betonte Turnierchef Matthias Alexander Rath. „Deshalb haben wir uns dazu entschieden, zwei Teams auf den Silberrang zu platzieren. Unsere Partner Avalon Premium Cars Kronberg hat sich sofort bereit erklärt, das Preisgeld für beide Teams zu bezahlen und wir haben dafür gesorgt, dass beide Teams ihre Silbermedaillen bekommen.“
Österreich kam in Summe auf 214,469 Punkte dank der Leistungen von Florentina Jöbstl mit Bodyguard, bis dato das Junge Reiter-Medaillenpferd ihres Bruders Paul (72,803 Prozent/Rang 7), Fanny Jöbstl auf Simsalabim (71,803/10.), Katharina Zajic mit Fidelio (70,030/20.) und Katja Lembacher im Sattel von Horizont (62,909/59.).
Für Dänemark ritten Annabelle Rehn auf Vestervangs Garson (73,212 Prozent/Rang 4), Sophia Boje Obel Jørgensen mit Askari Pilekaer (71,879/9.), Johanne Kofod Jensen auf Frida Gold (69,152/23.) und Theresa Rosenkilde im Sattel von Blue Hors Zwobber (68,970/26.).
Die Punktesammler für Großbritannien waren Myles Graham auf Nibeley Union Hit (72,030/8.), Isla Sully im Sattel von Vagabond de Massa (71,121/11.), Mette Dahl mit Caporal de Massa (70,879/13.) und Ruby Hughes mit Classic Goldstrike (70,455/15.).
Children
Bei den Children gab es heute noch keine Medaillen. Für sie stand erstmal eine Einlaufprüfung auf dem Programm. Da ließen die vier deutschen Paare keinen Zweifel an ihren Titelambitionen aufkommen. Schon gestern hatten Vivianne Mercker auf Djamalla, Therese Billig mit Faro Shen und Lilly Marie Heins auf Skyline die ersten drei Plätze belegt, allesamt mit über 80 Prozent-Ergebnissen. Heute mussten noch Marie Bernhard und For Rock G. ins Viereck. Und noch einmal konnten die Richter hoch in die Notenkisten greifen: 81,137 Prozent. Das bedeutete in der Einzelwertung Rang vier hinter ihren Mannschaftskolleginnen.
Equipechefin Cornelia Albrechts Fazit nach der Einlaufprüfung: „Mit diesem absoluten Erfolg konnten wir natürlich nicht rechnen. Die anderen Nationen haben in den vergangenen Jahren sehr aufgerüstet, sie sind in der Ausbildung einen ganzen Schritt weitergekommen und auch die Qualität der Pferde hat sich deutlich verbessert. Wir konnten also nicht denken: Wir kommen als Favoriten und die Sache ist gelaufen. Das ganz bestimmt nicht. Sicher ist aber, dass wir in Deutschland auf eine gute Grundausbildung der Pferde und Reiter zurückgreifen können. Bei uns in Deutschland wird von Anfang an sehr systematisch ausgebildet und das bildet unsere Grundlage.“
Für ihre Reiterinnen fand sie viele lobende Worte, zumal Therese Billig ursprünglich als Reservereiterin gelistet war und nun auf Rang zwei kam. Albrecht: „Therese muss man ganz hoch anrechnen, dass sie hoppladihopp damit konfrontiert wurde, dass sie einspringen muss. Das hat sich erst letzte Woche herausgestellt, weil das Pferd eines Teammitglieds nicht ganz ‚fit to compete‘ war. Insofern lag auf Therese auch etwas Druck vor der Prüfung, aber sie hat das auch – zumindest nach außen – mit einer großen Coolness gemacht – beeindruckend. Lilly Marie Heins auf Skyline ist Dritte geworden und Marie Bernhard auf For Rock Vierte – die Beiden haben auch gute Runden gezeigt, aber – ich möchte nicht überheblich klingen (lacht) – da ist bei Beiden noch was drin.“
Zur Siegerin sagte die Equipechefin: „Djamalla von Vivi (Vivianne Mercker) ist ja erst sieben und für die erfahrene Bella Donna eingesprungen. Vivi ist für ihr Alter, sie ist 14, schon unglaublich klar strukturiert und hat es wirklich toll geschafft, die Ruhe in das junge Pferd zu bekommen. Das Pferd hat viel Potenzial, aber sie ist eben jung und Vivi hat das fabelhaft gemeistert. In Hagen bei der letzten Sichtung hatten die Beiden das Problem, dass Djamalla im Gebüsch ein Gespenst sah, das sei einem jungen Pferd total verziehen, aber Vivi ist immer in der Lage, sich davon nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Sie reitet wirklich weiter und das finde ich in dem Alter schon sensationell gut.“
Nun müssen sie die Topleistungen nur noch abrufen, wenn es ab morgen um die Mannschafts- und Einzelmedaillen geht. Ja, der Druck sei nun natürlich größer geworden, räumte Albrecht ein. Aber: „Ich bin überzeugt, dass unsere Mädchen das hinbekommen. Dem einen fällt es leichter, der andere braucht vielleicht etwas mehr Unterstützung, aber da hat unser Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen ein ganz tolles Gespür. Er weiß genau, wie er mit welchem Mädchen umgehen muss und wie er sie am besten unterstützen kann.“
wenn ich das richtig sehe, dann wurde Österreich 2. bei den Junioren vor Dänemark, Großbritannien und Schweden….
Es sieht so aus, als habe es einen Protest gegeben. Wir warten gerade noch auf die offizielle Bestätigung, dann aktualisieren wir entsprechend.
Djamalla von „Vivi“ Vivianne Mercker ist unter Beritt von Franz Trischberger, einem verurteilten Pferdequäler. Daß nicht umgehend – nach dem öffentlich bekanntgewordenen Vorfall – die Pferde dort aus dem Beritt genommen wurden, spricht für sich. Erfolg (mit welchen Mitteln auch immer) vor Gewissen. Die nicht erfolgte elterliche Reitkarriere wurde wie so oft auf das Kind projiziert und mit allen Mitteln durchgezogen.
Das gehört auch zur Wahrheit und muss gesagt werden dürfen!
Und ich frage mich, ob man ein so junges Pferd überhaupt schon so einsetzen sollte. Wird das nicht automatisch überfordert, überlastet und dann verbrannt? Nur mal so ein Gedanke.
ich glaube, da muss man sich keine Sorgen machen.. die Pferde (übrigens einige davon 7 und 8j) gehen bei den Children Aufgaben auf L Niveau