Kristina Sprehe und Desperados haben in München-Riem die Station der höchstdotierten Dressurserie der Welt gewonnen, der World Dressage Masters. Außerdem gab es einige interessante Nachwuchspferde in der Qualifikation für den Nürnberger Burg-Pokal zu sehen.
Im Grand Prix am Freitag hatten sich auch bei den Spitzenpaaren noch die Fehler gehäuft, aber im A-Finale der World Dressage Master Tour, der Grand Prix Kür, gelang es den Favoriten ihre Spitzenleistungen weitgehend abzurufen. Als fünftem der acht Starter knackte der US-Amerikaner Steffen Peters mit dem 13jährigen Westfalen-Wallach Legolas mit 80,35 Prozent als Erster die Achtzig-Prozent-Marke. Nach der Premiere beim Weltcup-Finale in Las Vegas Mitte April ritt der WM-Kür-Dritte von 2010 zum zweiten Mal zu seiner Kür-Musik mit extra für Legolas eingespieltem Songtext: Mit „Hi, I am Legolas, let’s go!“ begrüßte er das Publikum und wollte am Ende seiner mit bestens gemeisterten Schwierigkeiten gespickten Kür nach Hause: „Old man let’s get out of here!“ Was dazwischenlag, hatte den Tausenden Zuschauern, die das Viereck säumten, sichtlich Spaß bereitet – sehr aktive, taktreine Piaffe-Passage-Reprisen, gut gesetzte und gesprungene Galopp-Pirouetten, fließende Trabtraversalen….
Entsprechen happy war auch sein Reiter, „Legolas ist noch nie in seiner Karriere eine Kür so gut gegangen! Wir hatten diese Musikversionen mit den Textstellen schon von Anfang an. Aber wir wussten, dass das Publikum auf die Textstellen reagieren würde und Legolas seinerseits auf die Reaktionen des Publikums, was in Las Vegas ja auch noch geschehen ist. Aber er ist reifer geworden und heute hat er auf die Publikumsreaktion nicht reagiert. Wir sind sehr froh, dass wir diese Version nun auch in Zukunft benutzen können. Er ist heute ohne Fehler die Kür durchgegangen.“
Vorläufig sollte sein Ritt die Führung bedeuten, allerdings nur bis zum nächsten Paar, denn dann kamen die Mannschafts-Weltmeister und WM-Dritten des Specials, Kristina Sprehe und der 14jährige Hannoveraner Rapphengst Desperados FRH. Auch bei dem deutschen Paar reihte sich ein Highlight ans andere wie mit völlig taktreinen, sehr aktiven Piaffen oder erhabenen, gut kreuzenden, ausdrucksvollen Passage-Traversalen und das vielleicht noch mit einem Tick mehr Ausstrahlung und Frische als beim vorherigen Paar. 83,275 Prozent sollten denn auch den Sieg im Kür-Finale der World Dressage Master Serie bedeuten – und 18.000 Euro für die Hochzeitskasse, wenn Spreche demnächst ihren langjährigen Freund ehelicht. Dass gleich ihr erster Start in München mit zwei Siegen gekrönt wurde, freute die aus dem norddeutschen Dinklage angereiste Reiterin besonders.
An Kristina Sprehes Sieg konnten auch die letzten Starter Jessica von Bredow-Werndl und der Gribaldi-Sohn Unee BB nichts mehr ändern. Die Weltcup-Final-Dritten waren sich auch nicht immer ganz einig. „Es war wie beim Tanzen, mal führte er, mal ich, aber ich werde daran arbeiten, die Führung wieder ganz zu übernehmen,“ so die Lokalmatadorin aus dem bayerischen Aubenhausen, „Vielleicht sollten ich die Stelle, an der wir die Fliegenden Galoppwechsel zeigen, ändern. Unee weiß schon, wann sie kommen, und fängt von alleine mit den Wechseln an.“ 79,95 Prozent bedeuteten Platz drei. Zufrieden war sie dennoch: „Es ist toll, wie beständig Unee ist und ich immer wieder seine Leistung abrufen kann. Außerdem liebe ich diese Musik.“ Als einzige Reiterin versucht sie mit dem Martin Luther King-Zitat „I have a dream“ am Anfang und ihren eigenen Worten „I have a dream that all living creatures can respect each other.“ Sie erklärt: „Ich wollte gerne meine eigene Message bringen. Ich kam auf die Formulierung ,all creatures‘, weil ich Tiere und Menschen einschließen wollte. Ich denke, Respekt ist im Umgang mit Menschen und Tieren wichtig. Wenn wir Menschen und Tiere mehr respektieren würden, würde die Welt besser aussehen.“
Der Gesamtsieg der WDM-Serie ging an Patrik Kittel und Scandic, die in der Kür Vierte mit 78,25 Prozent wurden. „Ein paar Mal war ich in der Serie schon Zweiter in der Tour und ich freue mich, dass es heute endlich geklappt hat. Scandic ging wie ein Uhrwerk in der Piaffe-Passage-Tour,“ so sein Reiter, und da hatte er Recht. Ein Tritt war wie der andere.
Das konnte man von den Siegern der Küren in Dortmund und Mannheim, Jenny Lang und Loverboy, nicht behaupten. Der 15jährige Holsteiner Wallach zeigte recht deutlich, dass er, wie die Karlsruherin auch immer wieder betont, sich an seiner Umwelt bis heute aufziehen kann, auch, wenn er es meistens nicht mehr macht. Nachdem starken Galopp verhinderte nur ein beherztes Durchgreifen der Reiterin und ein Durchparieren zum Schritt, dass das Viereck nicht zu kurz wurde. 71,875 Prozent (Rang acht) waren die Folge, aber nicht jeder kann jeden Tag einen guten Tag haben.
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