Nachdem gestern Dorothee Schneider und Vainqueur die Einlaufprüfung für sich entscheiden konnten, hatte heute ein anderer Fuchshengst die Nase vorn im eigentlichen Halbfinale für die Derby Stars von Morgen in München-Riem.
Heute stand für die 14 Teilnehmer an der Qualifikation zum Halbfinale der Derby Stars von Morgen in München die Dressurprüfung Klasse S9 auf dem Programm. Yara Reichert und Springbank II waren gleich das dritte Starterpaar der Prüfung. Die Bayerin und der neunjährige schwedische Skovens Rafael-Sohn haben gemeinsam schon einiges an Turnierroutine gesammelt. Allein im Zeitraum 2021 bis 2022 hatte der kraftvolle Fuchshengst bereits elf S-Siege sowie zusätzlich diverse weitere Platzierungen gesammelt. Dieses Jahr kamen die ersten S***-Erfolge hinzu, das heute war der bislang größte.
Diese Routine des Paares machte sich heute bemerkbar mit einer ausgesprochen sicheren Runde. Zu den Höhepunkten der Prüfung zählte eine der Klippen der Aufgabe, die Schaukel. Nach einer ganzen Parade geht es vier Tritte zurück, vier Tritte vor, wieder vier Tritte zurück und daraus wird angaloppiert. Diesen Durchlässigkeitstest bestand Springbank II mit Bravour. Vor allem in den Passagen wünschte man sich allerdings noch etwas kraftvolleres, akzentuierteres Fußen. 72,736 Prozent gaben die Richter den beiden. Ein Unparteiischer allerdings war da ganz anderer Meinung, der Brasilianer Alexandre Lacerda Leão hatte die beiden mit 68,421 Prozent nur auf Rang sechs.
Die verflixten Einer …
… kosteten die Gewinner von gestern, Dorothee Schneider und Vainqueur, heute den Sieg. Der Anfang der Prüfung war gut mit einer akkuraten Grußaufstellung, einer Verstärkung, die heute besser im Gleichmaß war als gestern, und wunderbar geschmeidigen und getragenen Zick-Zack-Traversalen auf der Mittellinie im Trab. Die ersten beiden Passagen, gestern noch ein absolutes Highlight, war heute weniger akzentuiert und sicher in Takt und Gleichmaß. Die erste Piaffe war von der Idee her richtig angelegt, aber auch hier vermisste man heute das regelmäßige, lebhafte Abfußen im diagonalen Zweitakt.
Ein dicker Patz passierte bei den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung. Vainqueur wechselte dreimal hin und zurück, setzte dann mehrere Galoppsprünge aus und schaffte noch zwei Wechsel, ehe die Diagonale endete. Das war teuer. Dafür war die Schlusslinie noch einmal ein Höhepunkt. Hier passagierte der schöne Fuchs wieder so erhaben und kraftvoll wie gestern und kam diesmal auch in die Piaffe besser rein und raus. 72,394 Prozent wurden es unter dem Strich.
Für Dorothee Schneider war es der zweite gemeinsame Turnierauftritt mit dem zehnjährigen Hannoveraner v. Vitalis-Rubioso N. Sie hat ihn vor zweieinhalb Monaten von Hubertus Schmidt übernommen, der Vainqueur bis Grand Prix ausgebildet hat, aber nie dazu kam, das auch auf dem Turnier zu zeigen, weil seine Verletzung ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Dorothee Schneider ist überzeugt von den Qualitäten des Hengstes.
„Er macht riesig Spaß! Aber ich habe ihn ja noch nicht lange und wir kennen uns noch gar nicht auf dem Turnier. Ich wollte mal gucken, wie er sich in der Prüfung anfühlt. Er war ja auch noch nie auf Drei-Sterne-Niveau am Start. Dass wir da noch an der Feinabstimmung arbeiten müssen, ist klar.“
Überhaupt war Vainqueur durch die Verletzung seines Ausbilders Hubertus Schmidt auch trainingsmäßig länger raus, gibt Schneider zu bedenken. Es gelte auch, Kraft aufzubauen.
Heute sei Vainqueur einerseits etwas müde gewesen, andererseits sei der Fehler in den Galoppwechseln zustande gekommen, weil er heiß wurde. „Und insgesamt müssen wir noch weiter an Balance und Geraderichtung arbeiten. Er ist nach links hohl, was man heute ja auch in den Pirouetten gesehen hat. Zuhause habe ich das schon gut im Griff, aber wenn dann auf dem Turnier Spannung hinzukommt … da muss ich die Schulter noch mehr mitnehmen.“
In den Piaffen versuche Vainqueur mitunter schon zu viel Last aufzunehmen. Dadurch falle es ihm noch schwer, sich auszubalancieren und den Übergang in die Passage zu finden. „Ich muss dahin kommen, dass er noch selbstbewusster vor mir her piaffiert“, so die Reitmeisterin.
Aber alles in allem sagt sie voller Überzeugung: „Ich finde dieses Pferd toll! Und ich bin Gabi Kippert und ihrer Schwester Eva Maria Mann super dankbar, dass sie sich noch einmal auf den Weg gemacht haben, um dieses Pferd für mich zu sichern. Wir haben sehr viel Spaß!“
High Motion vor Dieudonné
Ein weiterer Hengst, diesmal aus Trakehner Zucht, wurde mit 69,50 Prozent Dritter: High Motion v. Saint Cyr unter Laura Strobel, die sich zur „Absahnerin“ des Wochenendes entwickelt. Auch den beiden wurden die Einerwechsel zum Verhängnis, als High Motion einmal wirklich high motion machte und die Kruppe hochwarf. Und dann hakte es noch einmal auf der letzten Mittellinie. High Motion piaffierte super, fand daraus aber zuerst nicht in den Passagetakt und fiel einmal aus.
Vierter und gleichzeitig bester U25-Reiter wurde Raphael Netz auf seiner Zukunftshoffnung Dieudonné. Der zehnjährige Württemberger Rappe v. Dante Weltino hat vom lieben Gott alles mitbekommen, was ein Dressurpferd braucht, muss dabei aber innerlich und äußerlich noch gelassener werden. Zwar war die Prüfung schon sicherer als gestern, aber im versammelten Schritt kam Unruhe auf und in der Galopptour springt der Wallach den Galoppsprung noch nicht rund zu Ende, was sich dann auch in den Lektionen bemerkbar macht. 69,289 Prozent kamen unter dem Strich für die beiden zusammen. Das reichte, um Dorothee Schneider mit ihrem zweiten Pferd, dem Schweizer Franziskus-Sohn Flashback, auf Rang fünf zu verweisen (68,789).
Für die Halbfinal-Turniere, die in Oldenburg und Ising ausgetragen werden, konnten sich alle Paare mit Ergebnissen von 65 Prozent und besser empfehlen.
Alle Ergebnisse der Prüfung finden Sie hier.
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