Nationenpreis für die Dänen, Dufour siegt wieder, Werth abgeklingelt: Blut

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CHIO, Weltfest des Pferdesports, Dressur,Grand Prix Spécial CDIO5*,Wertungsprüfung für den Lambertz Nationenpreis,D6: MEGGLE-Preis

Cathrine Dufour und Vamos Amigos, CHIO Aachen 2022 (© von Korff)

Eigentlich ist beim Nationenpreis der Dressurreiter in Aachen die deutsche Nationalhymne gesetzt. Diesmal verlief vieles nicht nach Plan, nicht nur in Sachen „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Isabell Werth wurde abgeklingelt im CDI5* Grand Prix Special, weil Quantaz aus dem Maul blutete. Cathrine Dufour gewann die vierte Prüfung mit über 80 Prozent in Folge.

Nicht nur, dass die Dänen den Nationenpreis deutlich vor Deutschland gewannen, das Team musste auch noch auf die Wertung von Quantaz verzichten, nachdem Isabell Werth abgeklingelt wurde. Zu diesem Zeitpunkt, in den fliegenden Galoppwechseln zu zwei Sprüngen, rangierte Werth gerade in der Zwischenwertung ungefähr auf Position neun. Ein für diesen Abschnitt der Aufgabe nicht untypischer Platz, weil zuvor bereits starker und versammelter Schritt zu absolvieren waren. Der vorn ungleich weit ausgreifende Quaterback-Sohn verliert hier grundsätzlich Punkte, die er dann im weiteren Verlauf der Prüfung wieder an anderer Stelle gutmachen kann. Zum Auftakt hatte sie mit Bewertungen über 75 Prozent in der Zwischenwertung zumeist an Position drei gelegen.

Irritation als Isabell Werth abgeklingelt wird

Während Werth gerade von der rechten Hand kommend auf die Diagonale abbog und die ersten, bergauf gesprungenen Zweierwechsel ritt, klingelt es aus dem Richterhäuschen bei C. Die dänische Chefrichterin Susanne Baarup kam zu Quantaz. Isabell Werth guckte derweil immer wieder ungläubig gen Maul des braunen Hengstes. Baarup zückte, wie es das Reglement verlangt, ein weißes Tusch, wischte den Schaum ab und zeigte ihn der Reiterin. Unverkennbar war das kein schneeweißer Schaum, der dort auf dem höchstrichterlichen Bauwolltuch zu sehen war.

von Korff

Isabell Werth und Quantaz, CHIO Aachen 2022 (© von Korff)

Bundestrainerin Monica Theodorescu erklärte sich direkt nach dem Auftritt von Quantaz, die Situation, warum Isabell Werth abgeklingelt wurde, so: „Scheinbar hat er sich auf die Zunge gebissen, ich muss mit Isabell noch sprechen, vorher war alles okay, Gebisskontrolle war in Ordnung. Das passiert schon mal, das ist uns, Gott sei dank, noch nicht in solch einem Wettbewerb passiert, aber es passiert schon mal.“

Damit war klar: Alle drei bisherigen Ergebnisse gingen in die Wertung ein. Frederic Wandres und Duke of Britain hatten ein weiters Mal geliefert. Ein fast makelloser Auftritt, der vor allem durch die Konstanz beeindruckte. Der Dimaggio-Sohn hat keine „Löcher“, seine Piaffen zählen derzeit zu den besten der Welt. Und eigentlich ist er auch ein Garant für sichere Serienwechsel. Doch zwischen den beiden Galopppirouetten hakte es bei den neun geforderten Einerwechseln. Das machte den Traum von 79 Prozent zu nichte. Aber die Weltklasseleistung von 78,468 Prozent, Platz zwei, lassen Wandres entspannt in Richtung Championatsdebüt bei der Weltmeisterschaft in Herning blicken.

Dufour und Vamos Amigos siegen wieder

Eine nahezu fehlerfreier Ritt reichte den Weltcup-Zweiten, der Dänin Cathrine Dufour und Vamos Amigos zum zweiten Sieg in der Soers. Und das abermals mit mehr als 80 Prozent diesmal aber nur kanpp, weil eine Passage nicht nach Plan verlief.

Gute Chancen auf den Trip gen Dänemark hat auch Benjamin Werndl. Dessen Famoso wollte nicht so recht stillstehen beim ersten Gruß. Den dort an den Tag gelegten Eifer hätte man sich in der ersten Trabverstärkung auf der Diagonalen dann gewünscht. Nach der etwas groß angelegten Linkspirouette sprang der Oldenburger Farewell III-Sohn sichere, gerade neun Einerwechsel. Doch dann sprang er nach zwei weiteren Galoppsprüngen hinten einmal hin und her. Blöd, weil teuer. 75,533 Prozent standen nach gleichmäßigen Passagen und einer guten letzten Piaffe für das Paar zu Buche. Das war Platz fünf, übrigens auch bejubelt von Schwester Jessica von Bredow-Werndl, die pünktlich aus dem Urlaub zurück war. Und wo urlaubt man als Olympiasiegerin? Dort, wo das klassische Olympia zuhause ist, in Griechenland.

 

Vor Werndl setzten sich zwei Skandinavier, der Finne Henry Ruoste mit Kontestro (76,404/3.) und Patrik Kittel aus Schweden mit Touchdown (76,128/4.). Da war die Jury sich deutlich einiger als im Falle von Benjamin Werndl, der Platzziffern von 3 bis 17 hatte.

Platz sechs ging an den Dänen Daniel Bachmann Andersen mit dem zehnjährigen Don Schufro-Enkel Marshall-Bell. Die „Leihgabe“, die neue Besitzerin aus Österreich war auch in Aachen dabei, ging entspannter als noch im Grand Prix. Nur der Übergang von der Galopptour zu den abschließenden Trablektionen wollte nicht so recht gelingen, 75,234 Prozent. Achtmal hat der Däne erst wieder auf Marshall-Bell gesessen, seitdem er aus Österreich zurück nach Dänemark gekommen ist. „Ja, das war stressig, aber ich habe ein sehr gutes Team hinter mir und bin superglücklich, wie das heute ausgegangen ist.“

Skandinavisch ging es weiter mit der Schwedin Therese Nilshagen und Dante Weltino, hier misslang das Angaloppieren deutlich (74,426/7.). Bachmann Andersens Teamkollegin Carina Cassøe Krüth hätte man in Aachen ein noch besseres Abschneiden zugetraut. Mit Danciera, die es ins olympische Kür-Einzelfinale 2021 geschafft hatte, wurde sie Achte (74,383). Fehler in gleich mehreren Serienwechseln im Galopp und Piaffen, die nicht die Qualität erreichten, die man von der Fürstenball-Tochter kennt, drückten die Bewertung.

Ingrid Klimke und Franziskus verloren Punkte im ersten Teil des Grand Prix Specials. Einmal galoppierte „Franz“ nach der Passage an der kurzen Seite auf der langen Seite an, anstatt in #tanzmitfranz-Manier im starken Trab dort ordentlich Prozente gut zu machen. Und dann verhaspelte er sich in einer Passage vor der zweiten Piaffe. Piaffierte nach dem Abwenden vom Hufschlag viel zu früh einmal an. 72,383 Prozent, Platz 14 in der stark besetzten Prüfung.

Dänemark siegte mit 459,421 Punkten vor Deutschland (454,903) und Schweden (440,499).

Die Ergebnisse finden Sie hier.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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