Es war ein Genuss, Isabell Werth und Weihegold heute im Grand Prix für die Weltcup-Kür von Neumünster zuzuschauen. Mit gut 80 Prozent siegten sie unangefochten.
80,020 Prozent im Grand Prix und noch Luft nach oben – die elfjährige Oldenburger Don Schufro-Sandro Hit-Tochter Weihegold mag kein Pferd sein, das Lampen austritt, dennoch beschert sie den Zuschauern Gänsehautmomente. Und zwar nicht zu knapp. Schon beim Anreiten nach der ersten Grußaufstellung hatte man den Eindruck: Da strotzt eine vor Energie und Arbeitswillen! Die gesamte Trabtour ist an Gleichmaß kaum zu überbieten. Ob Verstärkungen, Passagen, Piaffen, Traversalen – wie bei einem Metronom bleiben Takt und Gangmaß stets erhalten. Völlig zu Recht zückte Richterin Susanne Baarup für die letzte Piaffe die 10,0: 15 Tritte auf der Stelle, einer wie der andere, mehr geht nicht. Hinzu kam einige Male die 9 sowie eine 9,5 für den Übergang Passage-Piaffe-Passage von Yuri Romanov bei H. Im starken Schritt marschierte die Rappstute gelassen und groß los, dehnte sich vertrauensvoll an die Reiterhand. Im Galopp gelangen beide Wechseltouren gut und die Pirouetten zentriert. Auf der Schlusslinie ging die Stute wie eine Königin. Als sie Aufstellung zum letzten Gruß nahm, hatte Isabell Werth ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Sie wusste: Das war Maßarbeit.
Innere Werte
Nicht nur ihre Lektionssicherheit sei Weihegolds Stärke, lobte die Olympiasiegerin in der anschließenden Pressekonferenz. Auch ihre inneren Werte seien überzeugend: „Weihegold ist ein wirklich unkompliziertes, ehrliches Pferd. Die Atmosphäre in der Halle hier ist nicht einfach für die Pferde. Aber Weihegold hat damit überhaupt keine Probleme, ist immer konzentriert und bei mir.“ Die Stute gehört nach wie vor Christine Arns-Krogmann, die selbst auch in Neumünster vor Ort war. Sie hat die Stute als Jährling im Züchterstall von Inge Bastian in Bargteheide entdeckt, gar nicht weit entfernt von Neumünster. Christine Arns-Krogmann erzählt: „Die Abstammung hatte es mir angetan. Und als sie mir die Stute dann gezeigt haben, wusste ich: Die will ich haben.“ Nur wollten die Züchter Weihegold eigentlich gar nicht verkaufen. Aber Christine Arns-Krogmann blieb hartnäckig und hatte schließlich Erfolg. Der Anfang eines kleinen Märchens, wie sich zeigen sollte. Denn Weihegold machte schon als Jungstute Karriere. 2008 wurde sie Oldenburger Siegerstute, qualifizierte sich jedes Jahr fürs Bundeschampionat und gelangte schließlich in den Stall von Isabell Werth. Unter deren Bereiterin Beatrice Buchwald gewann sie den Nürnberger Burg-Pokal, den Louisdor Preis und die ersten internationalen Grand Prix-Prüfungen. In Amsterdam stellte Isabell Werth sie erstmals bei einer Weltcup-Qualifikation vor – eigentlich, um ihr Sicherheit in der Kür zu geben. Mit einem Sieg mit über 83 Prozent beim holländischen Haus- und Hofturnier hatte eigentlich niemand gerechnet. Selbst die holländischen Medien titelten: „Weihegold – ein Star ist geboren“. Dass Amsterdam kein Zufallstreffer war, hat sie heute bereits im Grand Prix bewiesen. Auf die Kür morgen darf man sich freuen!
Standing Ovations für Unee BB und Jessica von Bredow-Werndl
Platz zwei ging an Jessica von Bredow-Werndl und Unee BB mit 75,500 Prozent. Der holländische Gribaldi-Sohn hat sich in den vergangenen Jahren unwahrscheinlich entwickelt. Man hat den Eindruck, er wird von Jahr zu Jahr dynamischer, beweglicher und geschlossener. Besonders im Galopp wird das deutlich. Hatte es in der Vergangenheit schon mal Fehler in den Wechseltouren gegeben, ernteten sie für ihre Einerwechsel heute sogar eine 9,0. Schön zu sehen war auch das zufriedene Maul des Hengstes. Zwar klappte er seiner Reiterin zwischendurch mal kurzzeitig hinter die Senkrechte, dehnte sich dann aber auf Aufforderung immer wieder vertrauensvoll an die Hand heran, kaute eifrig und blieb stets an den treibenden Hilfen. Das Halten und Rückwärtsrichten – Prüfstein der Durchlässigkeit – gehörte zu den besten des Tages. Das Paar avancierte heute zum Publikumsliebling in Neumünster und erntete Standing Ovations in der Siegerehrung. Die Reiterin selbst ist allerdings sicher, dass da noch Luft nach oben ist: „Wir haben heute Punkte liegen gelassen. Das fing schon in der Grußaufstellung an. In der ersten Pirouette hätte ich noch einen Galoppsprung mehr machen sollen. Und auch andere Lektionen, die heute eine 7 gaben, können eigentlich eine 8 sein.“ Dementsprechend motiviert ist die Bronzemedaillengewinnerin der DM und der EM 2015 für die Kür morgen.
Cornelissen ohne Plan
Nach sechs Jahren Abstinenz gab es in den Holstenhallen Neumünster erstmals ein Wiedersehen mit dem einstigen holländischen Spitzenpaar Adelinde Cornelissen und von Parzival. 2010 hatten sie Platz zwei in der Kür hinter Edward Gal mit Totilas belegt. Heute gab es im Grand Prix einen dritten Platz. Der großrahmige Fuchs ist nun 19 Jahre alt, sieht noch frisch und motiviert aus, aber lange nicht mehr so „griffig“ wie früher. Das allerdings scheint der Anlehnung gut zu tun. Man hatte den Eindruck, dass Cornelissen deutlich weniger in der Hand hatte, als in früheren Jahren. Jedoch sieht man dem Jazz-Sohn sein Alter inzwischen doch an – die Traversalen gelangen nicht mehr so geschmeidig wie früher, die Passagen waren nicht mehr so gleichmäßig. Am Ende gab es 74,380 Prozent für das Paar, das früher ebenfalls im 80-Prozent-Bereich unterwegs war. Hinter vorgehaltener Hand hörte man manchen Kommentar, warum die Reiterin dem Pferd das noch antue. Das habe er doch nicht verdient. Tatsächlich hat Adelinde Cornelissen auch keine großen Pläne mehr mit ihrem derzeit einzigen Grand Prix-Pferd. Auf die Frage nach ihrem Saisonziel sagte sie: „Ehrlich gesagt, habe ich gar keins. Ich lasse das alles auf mich zukommen.“
Platz vier belegte der Hannoveraner D’Agostino unter Fabienne Lütkemeier. Nach einer ausgedehnten Winterpause (das letzte Turnier war der Weltcup in Stuttgart im November) meldete der 16-jährige De Niro-Sohn sich frisch wieder zurück und erhielt 73,820 Prozent vom Richterkollegium, das sich heute bemerkenswert einig in seiner Benotung war – etwas, was Prüfungssponsorin Madeleine Winter-Schulze in der abschließenden Pressekonferenz explizit lobend hervorhob und was von Chefrichterin Dr. Evi Eisenhardt dankend und zustimmend entgegengenommen wurde.
Die weiteren Schleifen sicherten sich die in Deutschland von Ton de Ridder trainierte Polin Beata Stremler auf dem eleganten Rheinländer Rubicon D v. Rubin-Royal (Platz fünf, 72,400), die Dänin Agnete Kirk Thinggaard mit JoJo AZ v. Ginus und Marcela Krinke-Susmelj im Sattel von Smeyer Molberg v. Michellino (beide Platz sechs, 72,080).
Alle Ergebnisse des Grand Prix finden Sie hier.zapatillas air jordan 1 outlet | air jordan 1 dior cheap
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