Auch Zweitpferd Don Johnson fit zu machen fürs Weltcup-Finale in Omaha, das war das Ziel von Isabell Werth in Neumünster. Sie braucht sich keine Sorgen zu machen. „Johnny“ ist bereit, für alles, was da kommt. Auch wenn die USA für ihn eigentlich kein Thema sind, wie seine Reiterin versicherte.
Den Grand Prix hatten die beiden zwar gewonnen, waren aber noch mit etwas gebremstem Schaum zu Werke gegangen. Das war heute in der Kür für die Weltcup-Qualifikation ganz anders. Die Devise lautete: Vollgas! Dementsprechend risikofreudig ging das Paar die Sache an. Seit neuestem bekommen die Richter ja bereits vor der Prüfungen die Küren aller Reiter vorgelegt. Darum kann schon vor dem Ritt gesagt werden, welcher Note der Schwierigkeitsgrad entspricht. Isabell Werths war die zweitschwierigste Kür mit Wertnote 9,68. Für Don Johnson kein Problem. Der nun 14-jährige Hannoveraner Don Frederico-Sohn kennt seinen Job – auch wenn er wie eh und je von Zeit zu Zeit immer noch viel Unsinn im Kopf hat, wie seine Reiterin anhand eines Beispiels verdeutlicht: „Wenn ich zuhause Schritt reite und mich unterhalte, fängt er erst an mit dem Kopf zu schütteln und dann ein bisschen zu bocken, damit ich weiß, dass meine Aufmerksamkeit ihm gebührt. Er ist eine große Persönlichkeit!“
Eine große Persönlichkeit, die heute alles gegeben hat. Bei leichter konstanter Anlehnung stets vor der Reiterin tanzte Johnny sich von Lektion zu Lektion. Besonders in der Galopptour punkteten die beiden. Isabell Werth hatte angekündigt, sie werde heute angreifen und das tat sie auch. Mehr Galoppverstärkung geht nicht! Erst recht nicht, wenn man dann nur zwei Galoppsprünge hat, um das Pferd wieder einzufangen und in Pirouette-Modus umzuschalten. Beide Pirouetten waren dann das nächste Highlight gefolgt von einwandfreien Zweier- und Einerwechseln. Außerdem passte alles hervorragend zur Musik, Pomp and Cirrcumstances für die Trab-, Queens Bohemian Rhapsody für die Galopptour. Nach der letzten Grußaufstellung ballte Isabell Werth die Hand zur Siegerfaust und lobte Don Johnson überschwänglich. „Ich hatte ein super Gefühl! Er war voll konzentriert und absolut bei mir.“ Und mit einem Seitenblick auf Turnierveranstalter Paul Schockemöhle, der mit ihr auf dem Podium der Pressekonferenz saß, merkte sie noch an: „Und ich glaube, über den starken Galopp war auch Paul glücklich!“ Der ist schließlich eher bekannt als Liebhaber des schnellen Sports im Parcours.
Aber auch wenn Isabell Werth sagt, Don Johnson sei „wie ein guter Rotwein – im Alter immer besser!“, ist ihre Nummer eins für das Weltcup-Finale in Omaha weiterhin Weihegold. Das hat einen praktischen Grund: „Aufgrund der Quarantäne-Bestimmungen können die Pferde zwei Tage dort nur an der Hand geführt werden und dann hätte ich nur noch zwei Tage zur Vorbereitung. Das wäre für uns beide, für mich und auch für Johnny, etwas gefährlich …“ Wie gesagt, eine große Persönlichkeit!
Damsey auf dem Vormarsch
„Ich bin sehr sehr glücklich, wieder hier zu sein und dankbar, dass ich Damsey habe!“, freute sich Helen Langehanenberg, die in der Zeit als sie Damon Hill noch ritt, Seriensiegerin in den Holstenhallen war. Nun hat sie wieder ein Pferd für die große Piste unter dem Sattel: den Hannoveraner Hengst Damsey im Besitz von Louise Leatherdale und Aushängeschild der Hengststation Jens Meyer. Helen reitet den 15-jährigen Dressage Royal-Sohn nun seit ziemlich genau einem Jahr. Sie war mit ihm in der vergangenen Saison zwar schon einige Male sehr gut platziert und auch siegreich gewesen, aber sie sagt: „Es braucht einfach, bis man sich kennengelernt hat! Das sind 1000 Kleinigkeiten – wie viel muss er vor einem Turnier arbeiten, was ist zu viel? Was ist die beste Abreitezeit? Wie ist er im Viereck? Schüchtern? Macho? Guckig? Er war super ausgebildet worden. Aber Steffen Frahm, der ihn vorher geritten hat, ist ein großer Mann. Ich bin klein und zierlich. Darauf muss auch er sich einstellen und ich muss mich auf ihn einstellen. Es dauert einfach eine Zeit, bis man sich kennengelernt hat. Das ist anders als wenn man ein Pferd von Anfang an selbst ausbildet.“
Der Knoten scheint nun geplatzt zu sein. Der schöne Braune ging eine Prüfung aus einem Guss. Highlights waren die Piaffen, die Galopppirouetten, die auf dem sprichwörtlichen Teller gesprungen waren, die Verstärkungen in Trab und Galopp, aber auch die Schritttour. Wie der Hengst sich im starken Schritt an die Hand herandehnte, war absolut lehrbuchreif. Auf der letzten Linie marschierte Damsey im starken Trab auf die Richter zu und berührte quasi mit den Nüstern schon den Tisch von Chefrichter Hans Christian Matthiesen bei C als er zum Halten kam. Das Publikum hatte etwas zu lachen und sogar von hinten konnte man Helen Langehanenberg ihre Riesenfreude über den gelungenen Auftritt ansehen. Belohnt wurde er mit 79,150 Prozent. Das ist persönlicher Rekord für die beiden. Kein Wunder. Helen Langehanenberg: „Ich hatte das ganze Wochenende das Gefühl, jetzt passt es, jetzt sind wir eins!“ In diesem Sinne freut die Mannschaftsweltmeisterin sich auf alles, was nun kommt: „Wir müssen nun definitiv einen Plan machen!“ Zwar sei Damsey auf dem Papier schon 15 Jahre alt, „aber er fühlt sich an, wie zehn oder elf!“
Rang drei nach Holland
Platz drei belegte das holländische Paar, das sich geweigert hatte, als Reserve mit zu den Olympischen Spielen nach Rio zu reisen und so für die neue Regelung in Holland gesorgt hatte, dass eine solche Aktion zum Ausschluss aus dem Championatskader führt: Madeleine Witte-Vrees mit dem zehnjährigen KWPN-Hengst Cennin. Der Fuchs gefällt mit seiner natürlichen Elastizität, einer erhabenen Piaffe-Passage-Tour und großzügigem Schreiten. Leider verliert er zeitweilig die Selbsthaltung und wird eng, vor allem in den Traversalverschiebungen und den Serienwechseln. Zudem hatten die beiden mehrere Patzer. Ein großes Thema bei den Teilnehmern ist immer die Atmosphäre in der Holstenhalle, wo jeder Reiter begeistert gefeiert wird. Das stieß bei Madeleine Witte-Vrees auf Erstaunen: „Ich hatte drei Fehler und die haben trotzdem geklatscht!“, meinte sie, offenbar noch immer baff. Soll vorkommen. Den Richtern war der Ritt 77,765 Prozent wert.
Die Schwierigkeit mit dem Schwierigkeitsgrad
Bei den Weltcup-Stationen der Westeuropa-Liga kommt derzeit ein neues Richtverfahren zum Einsatz: Die Reiter geben ihre geplante Choreografie vor der Prüfung an die Richter, die dann schon wissen, was auf sie zukommt. So soll die Bewertung des Schwierigkeitsgrades transparenter und objektiver werden. Erfunden wurde die Methode von „Kürpäpstin“ Katrina Wüst, internationale Fünf-Sterne-Richterin. Hört man Hans Christian Matthiesen zu, der heute als Chefrichter bei C saß, hat es den Anschein, als seien die Richter noch nicht restlos überzeugt zu sein von der neuen Methode. Der Däne erklärte: „Es ist eine ganz andere Art zu richten, als sonst. Wir müssen uns noch mehr konzentrieren und völlig anders denken. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Es ist eine große Herausforderung und vor jeder Prüfung haben wie ein Meeting. Ein ziemlicher Aufwand und letztendlich ist es nur eine Note.“
Dass ein hoher Schwierigkeitsgrad eben auch ein Risiko ist, war eine schmerzhafte Erfahrung, welche die Irin Judy Reynolds heute machen musste. Ihre Kür war eine gute 9,7 wert. Aber aus der Galopppirouette in die Piaffe-Pirouette und daraus in die Trabtraversale, damit war Reynolds Jazz-Sohn Vancouver heute etwas überfordert und galoppierte erst einmal eine Weile auf der Stelle, ehe er verstanden hatte, was seine Reiterin von ihm erwartete. Damit war das Punktepolster im Vorfeld schon zu Anfang der Kür dahin. So fielen die beiden von Rang vier im Grand Prix auf Platz zehn in der Kür zurück (73,275).
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