Die Silbermedaillengewinnerin von Athen greift wieder an: Ulla Salzgeber auf Herzruf’s Erbe machte mit dem Sieg in der Weltcup-Kür von Neumünster auf sich aufmerksam und hat noch einiges vor.
Mit einer gehorsamen korrekten Runde gewann Ulla Salzgeber auf dem inzwischen 16-jährigen Rheinländer Herzrufs Erbe v. Herzruf die Weltcup-Kür in Neumünster, zum zweiten Mal nach 2011. Es war nicht direkt ein Gänsehauterlebnis wie der Ritt der Vorjahrssiegerin Helen Langehanenberg und Damon Hill, der mit mehr als 90 Prozent belohnt worden war. Aber die Jury billigte der Olympiazweiten von 2004 82,775 Prozent zu. Herzrufs Erbe absolvierte sein Programm, das sich vorwiegend auf bekannten Bahnen abspielte, ruhig und entspannt, in schöner Selbsthaltung, mit brillanten Verstärkungen, sicheren Übergängen und taktmäßigen Piaffen und Passagen zu Melodien aus dem Musical Les Misérables. Die sehr dezidierte, zuweilen grobe Einwirkung der Reiterin, vor allem der unruhige Oberkörper, trübte das Gesamtbild. Nach einer längeren Verletzungspause, die er 2013 mit einem Jahr Weideurlaub in Ungarn überbrückt hatte, ist der Fuchs nun wieder voll da und Ulla Salzgeber kann sich zu Recht Hoffnung auf einen Platz im deutschen Team für die Europameisterschaft in Aachen im August machen. Mal sehen, was die Zukunft bringt, sagte Salzgeber, die im Hinblick auf die EM auch darauf verzichtet, mit ihrem Pferd das Weltcupfinale in Las Vegas anzupeilen.
Mit einer persönlichen Bestmarke (80,775) ritt sich Mannschaftsweltmeisterin Fabienne Lütkemeier mit D’Agostino, die den für die Kür qualifizierenden Grand Prix mit 74,940 Prozent gewonnen hatte, auf den zweiten Platz. Die einzige Starterin aus dem deutschen Goldteam von 2014 legte zu einem Zusammenschnitt verschiedener Filmmusiken von Hans Zimmer einen knackigen Ritt hin, der 15-jährige De Niro-Sohn war frisch und ausdrucksvoll, aber immer mal wieder zu eng. Die doppelten Pirouetten gerieten ein wenig groß, die Piaffen waren weitgehend im Takt und die fliegenden Zweier- und Einerwechsel auf gebogener Linie gelangen so gut, dass Fabienne Lütkemeier die beiden Reservediagonalen, wo versprungene Wechsel notfalls wiederholt werden können, für zwei frische Galoppverstärkungen nutzen konnte. Nach Neumünster liegt Lütkemeier in der Weltcupwertung auf Platz zwei, hat also ein Ticket nach Las Vegas zum Finale schon in der Tasche.
Zu Songs von David Bowie schmetterte Isabell Werth den Rheinländer El Santo durch die Kür auf Platz drei (79,850). Der 16-jährige Ehrentusch-Sohn ist kein Adonis, aber wenn er sich bewegt, ist seine Dynamik kaum zu überbieten. Der Schwierigkeitsgrad war wie immer bei der Multi-Olympionikin sehr hoch, die Serienwechsel auf Schlangenlinien, die Übergänge vom starken Galopp zur doppelten Pirouette oft kopiert, selten erreicht durchlässig und prompt, die Trabtraversalen von bekannter Werth-Qualität. Aber auch wenn sich die Piaffen von El Santo ein wenig verbessert haben, bleiben sie der Schwachpunkt dieses Pferdes. Mit Zwischenrang vier auf der Weltcup-Liste ist der Finalstart für Isabell Werth so gut wie sicher, ob El Santo oder Don Johnson nach Las Vegas fliegen werden, ließ sie offen.
Der Pechvogel der Weltcup-Kür, der Niederländer Hans-Peter Minderhout auf dem 14-jährigen Florestan-Sohn Flirt, wurde mit 79,825 Prozent Vierter. Nach dem ersten Drittel des Programms stotterte die Musik und verstummte nach einigen kläglichen Hicksern schließlich ganz. Minderhout ritt zunächst stumm weiter, bis Chefrichter Eduard de Wolff von Westerrode klingelte. Das war eine blöde Situation, sagte er, Hans Peter fing schon an, nervös zu gucken. Da muss man dem Reiter einfach helfen. Nach einer kleinen Reparaturpause konnte Minderhout den Ritt an der Stelle fortsetzen, wo er unterbrochen worden war.
Mit einer fließenden harmonischen Kür mit guten Pirouetten wurde die Dänin Anna Kasprzak auf dem elfjährigen Driver v. Romanov-Don Schufro Fünfte (78,300). Es hakte ein wenig bei den Piaffen, denen es noch an Kadenz und Vorwärtsimpuls fehlte, aber Driver kann man sich durchaus als Nachfolger für Kasprzaks WM-Pferd Donnperignon vorstellen.
Sechste wurde mit 77,600 Prozent die Finnin Terhi Stegars auf dem hübschen leichtfüßigen Trakehner Hengst Axis, der in den letzten zwei Jahren noch einen großen Sprung nach vorne gemacht hat. Auch gemessen am aktuellen Niveau wurde in der Spitzengruppe gut bis sehr gut geritten, im unteren Drittel allerdings umso schwächer, sodass man sich fragte, wie es zu Bewertungen von 71 Prozent und mehr kam. Hohe Noten verbessern nicht den Standard, sondern relativieren die Spitzenleistungen.
GP
Zwischenstand im Weltcup Dressur Europaliga nach Neumünster: 1. Jessica von Bredow-Werndl, 71 Punkte, 2. Fabienne Lütkemeier 64, 3. Danielle Heijkoop 60, 4. Hans Peter Minderhout und Isabell Werth, beide 55, 6. Agnete Kirk Thinggaard 49, 7. Ulla Salzgeber 48, 8. Sönke Rothenberger 47, 9. Edward Gal 40, 10. Adelinde Cornelissen 37.
Vor dem Finale in Las Vegas (15. bis 19. April) stehen noch die Qualifikationen in Göteborg (26. Februar bis 1. März) und `s-Hertogenbosch (13. bis 14. März) aus.zapatillas air jordan 1 outlet | nike jordan outlet near me
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