Die Nachbarn sind früh dran. Bereits jetzt, ein gutes halbes Jahr vor Beginn der Olympischen Spiele, haben die Niederlande ihre Longlists für Paris 2024 bekannt gegeben. Mit einigen Überraschungen.
Auf der Longlist Dressur der Niederlande für Olympia Paris 2024 stehen 13 Reiter und 21 Pferde. Darunter sind allerdings auch einige, die zum Teil seit Jahren keinen Turnierplatz mehr betreten haben und andere, die noch nie einen internationalen Grand Prix gegangen sind, also noch keine Qualifikationsergebnisse haben. Hier die Liste:
- Marlies van Baalen mit Habibi DVB und Go Legend
- Kirsten Brouwer mit Foundation (letztes internationales Turnier: Weltcup Neumünster 2023, Rang drei in der Kür mit 82,050 Prozent)
- Adelinde Cornelissen mit Governor-STR (letztes internationales Turnier EM in Hagen 2021, ausgeschieden in der Kür)
- Devenda Dijkstra mit Hero (Teilnahme EM Riesenbeck als Nachrücker, dort PR im Grand Prix mit 71,211 Prozent)
- Edward Gal mit Total US, letztes Turnier sowohl vom Reiter als auch vom Pferd: Olympia 2021.
- Dinja van Liere mit Hermes N.O.P., Heartsuijker und Vita di Lusso (WM-Bronzegewinner Hermès war seit dem Rückzug von der Kür beim Weltcup-Finale 2023 nicht mehr am Start, Heartsuijker musste vor der EM 2023 zurückgezogen werden und war seither nicht am Start, Vita di Lusso ist noch keinen internationalen Grand Prix gegangen)
- Lynne Maas mit Electra (Teil der niederländischen Mannschaft beim CHIO Aachen 2023, das war das letzte Turnier)
- Hans Peter Minderhoud mit Invictus und Taminiau (das letzte Turnier von Invictus war der CDI3* Anfang Dezember in Kronenberg, 64,8,04 Prozent, Taminau ist noch keinen internationalen Grand Prix gegangen)
- Denise Nekeman mit Boston (der 18-jährige Johnson-Sohn hat seine Reiterin schon zu U21 EM-Medaillen getragen und war letzte Saison regelmäßig international im Einsatz, zuletzt beim Weltcup London, wo sie Vierte im Grand Prix und in der Kür wurden)
- Marieke van der Putten mit Torveslettens Titanium und Zum Glück (nach der schweren Kolik beim Weltcup-Finale in Omaha meldete sich Titanium im Oktober mit einem Grand Prix-Sieg in Leeuwarden zurück im Sport; der Oldenburger Zum Glück ging bislang international nur in der kleinen Tour mit Robin van Lierop)
- Emmelie Scholtens mit Desperado, Indian Rock und Glory Days (der 16-jährige Desperado, Scholtens‘ EM-Pferd 2019, ging zuletzt im Januar 2023 in Amsterdam; Indian Rock hat an der EM 2023 teilgenommen und war zuletzt im November in Lyon am Start; Glory Days ging mit Scholtens erst zwei internationale Turniere, im April 2022 und im Oktober 2023 in Leeuwarden)
- Diederik van Silfhout mit Dante US (der Oldenburger Dante Weltino-Sohn Dante US ist erst achtjährig und hat dementsprechend noch keine Grand Prix-Erfahrung)
- Thamar Zweistra mit Ich Weiss und Luxuriouzz (Ich Weiss war 2022 Teil des WM- und 2023 Teil des EM-Teams, letztes Turnier war die Weltcup-Etappe in Mechelen im Dezember 2023 mit Rang sechs im Grand Prix und Platz fünf in der Kür; Luxuriouzz ging letztes Jahr bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde und wurde Elfter im kleinen Finale)
Bondscoach Patrick van der Meer zu der Auswahl: „Natürlich stehen die Namen der bekannten und bereits erfolgreichen Paare auf der Liste. Es gibt aber auch Pferde und Reiter auf der Liste, die vielleicht noch nicht die höchsten Punktzahlen erreicht, aber viel Potenzial haben. Daran arbeiten wir sehr hart und für diese Reiter und Pferde wollen wir uns natürlich die Optionen offen halten. Wenn diese Paare sich weiter positiv entwickeln, wollen wir auf jeden Fall alle Formalitäten erfüllt haben, damit sie eventuell mit nach Paris kommen können.“
Springen
Acht teils sehr bekannte, teils noch unbekannte Reiter und elf Pferde finden sich auf der Olympia-Longlist fürs Springen.
- Leopold van Asten mit Iron Z (Leopold van Asten ritt schon vor 20 Jahren in Athen, der elfjährige Iron Z gehörte unter anderem zum siegreichen Nationenpreisteam in Rotterdam 2023)
- Kars Bonhof mit Hernandez (der 26-Jährige Bonhof hat Junge Reiter-Championatserfahrung, Hernandez hat er selbst bis 5*-Niveau ausgebildet und war mit ihm u.a. doppelnull im Nationenpreis von Falsterbo)
- Kim Emmen mit Inflame GO (die 28-jährige Emmen und der elfjährige Namelus R-Sohn waren letztes Jahr als Einzelpaar bei der EM in Mailand am Start)
- Willem Greve mit Grandorado und Highway TN (mit Highway gehörte Greve 2023 zum EM-Team; Grandorado, Silbermedaillengewinner der WM junge Springpferde von 2018, war 2023 siegreich in einem Rahmenspringen ’s-Hertogenbosch)
- Loewie Joppen mit Havel vd Wolfsakker Z (Loewie Joppen ist 60 Jahre alt und noch keine Championatserfahrung, aber mit Havel van de Wolfsakker gehörte er letztes Jahr mehrfach zu niederländischen Nationenpreisteams)
- Harrie Smolders mit Monaco und Uricas vd Kattevennen (über Harrie Smolders braucht man eigentlich nichts zu erzählen, er hat an zwei Olympischen Spielen teilgenommen, war mit Monaco zweimal Zweiter im Weltcup-Finale und gehörte mit ihm zum WM-Silberteam von Herning, Uricas gewann letztes Jahr die Großen Preise von St. Gallen und Riesenbeck)
- Maikel van der Vleuten mit Beauville Z und O’Bailey vh Brouwershof N.O.P. (auch Maikel van der Vleuten ist Stammgast in niederländischen Championatsteams mit diversen Medaillen, auch mit Beauville Z, der 2021 bei Olympia in Tokio und 2022 bei der WM in Herning Einzelbronze gewann; der zehnjährige O’Bailey ging letztes Jahr seine erste Fünf-Sterne-Saison und trug mit einer Ein- und einer Vier-Fehler-Runde zum Nationenpreis-Sieg der Niederländer in Rotterdam bei, außerdem wurde er für die EM 2023 nominiert)
- Jur Vrieling mit Jourdain (Auch Jur Vrieling ist für die Niederländer ein Verlassreiter mit diversen Championatsmedaillen im Rücken; Jourdain ist erst zehnjährig und erst seit wenigen Monaten bei ihm)
Die Einschätzung von Nationaltrainer Jos Lansink: „Es ist sehr gut, dass wir genügend Paare haben, mit denen wir in Richtung Paris arbeiten können. Die Erfahrung lehrt, dass immer etwas passieren kann. Diese Gruppe mit Championatsreitern und -pferden ist jedoch eine gute Basis“, so der Weltmeister von 2006.
Vielseitigkeit
- Althea Bleekman mit Granncord (Bleekman hat 2008 und 2012 an Pony- und U21-EM teilgenommen, als Paar mit dem 13-jährigen AES-Hengst Grencord v. Grannex, war sie mehrfach in CCI4*-S und -L Prüfungen am Start, bestes Ergebnis bisher: Rang 15 beim CCI4*-L in Blair Castle)
- Merel Blom mit Vesuve d’Aveyron (Blom war zweimal bei Olympia dabei und gehörte 2014 zum Bronzeteam der WM in der Normandie, Vesuve d’Aveyron ist ein 15-jähriger Anglo-Araber, mit dem Blom letztes Jahr unter anderem im April einen CCI4*-L in Strzegom gewinnen konnte, bei der EM in Haras du Pin gaben sie im Gelände auf)
- Janneke Boonzaaijer mit ACSI Champ de Tailleur und I’m Special (Mit Champ de Tailleur war Boonzaaijer bei den Olympischen Spielen und den Europameisterschaften 2021 am Start, schied aber aus, in Haras du Pin belegten sie Rang 17; die elfjährige I’m Special ging letztes Jahr ihre ersten Vier-Sterne-Prüfungen und hatte bei sechs Einsätzen nur einmal einen Hindernisfehler und das war bei der Premiere, ansonsten hat sie alle Prüfungen beendet)
- Jillian Giessen mit Gold Nugget (die 24-jährige Giessen und der 14-jährige Gold Nugget hatten letztes Jahr ihre erste Saison. Bei acht Starts in England und einmal in Irland haben sie alle Prüfungen beendet, einmal schieden sie aus wegen zu vielen Hindernisfehlern, die beste Platzierung war Rang 15 beim CCI4*-S in Aston Le Walls, das Springen ist der schwache Punkt des Paares)
- Stephan Hazeleger mit James Bond (der Reiter hat bislang noch keine Championatserfahrung, bei acht Vier-Sterne-Einsätzen in 2023 haben sie fünfmal beendet, waren einmal Sechste in der Kurzprüfung von Oudkarspel, ansonsten jenseits der Top Ten)
- Sanne de Jong mit Enjoy, Global Faerlie Flashy und Jersey (De Jong ist eine der erfahrensten niederländischen Reiterinnen, Enjoy begleitete sie zur EM 2021, wo die beiden allerdings ausschieden, bei der EM 2023 wurden sie 33.; die zwölfjährige Global Fairlie Flashy wurde von dem Iren Brian Morrison ausgebildet, ging letztes Jahr zum ersten Mal mit De Jong und hat von vier Prüfungen, darunter drei 4*-Nationenpreise, alle beendet; die erst zehnjährige Jersey war 2022 erstmals auf Vier-Sterne-Niveau am Start, bestes Ergebnis war Rang zwei im CCI4*-S in Strzegom im August, letztes Jahr hat sie bei vier Vier-Sterne-Einsätzen zwei beendet)
- Raf Kooremans mit Houdini und Crossborder Radar Love (auch Kooremans gehört zum „Establishment“ der niederländischen Vielseitigkeit; mit Houdini hat er letztes Jahr den CCI4*-S in Kronenberg gewonnen, es war allerdings auch ihre einzige Prüfung; mit dem elfjährigen Holsteiner Cross Border Radar Love war er bislang noch gar nicht am Start, der Diarado-Sohn ging letztes Jahr noch U21-EM mit Sterre van Houte, schied dort allerdings nach Sturz aus, mit Merel Blom ist er CCI4*-S platziert)
- Tim Lips mit Eckinops D’am (Lips hatte seine größten Erfolge mit Bayro, u.a. Rang sechs bei der EM 2019 in Luhmühlen; der zehnjährige Selle Français-Wallach Eckinops d’Am ist seit November in seinem Besitz, ein Turnier haben sie noch nicht bestritten; mit der Französin Melanie Augerolle war er letztes Jahr in Frankreich in mehreren Vier-Sterne-Prüfungen am Start und hat bis auf einmal, wo im Parcours zu viele Stangen fielen, auch immer beendet)
- Elaine Pen mit Divali (auch hier sitzt jede Menge Erfahrung im Sattel, u.a. Olympiateilnahme 2012 und WM-Bronze 2014 mit Vira; mit der 16-jährigen Divali EM-Teilnahme letztes Jahr in Haras du Pin, hier allerdings ausgeschieden nach Sturz)
- Rachel Rendle mit Ballyvally Bay (die 26-Jährige hat mit Ballyvally Bay ihre ersten internationalen Prüfungen bestritten – 2018 auf CCI1*-Niveau, letztes Jahr in den ersten CCI4*-Prüfungen – bei drei 4*-Einsätzen zwei beendet, in Boekelo allerdings ausgeschieden nach Sturz)
- Maartje van Riel und Eppo (auch hier haben Reiterin (23) und Pferd gemeinsam Karriere gemacht, 2017 erste Ein-Sterne-Prüfungen, 2022 erste Vier-Sterne-Platzierungen, Nationenpreis von Boekelo 2023 beendet)
- Jordy Wilken mit Curacao (Wilken war im Seniorenlager mit Burry Spirit für die EM 2021 und die WM 2022 nominiert, zog aber beide Male zurück; den 17-jährigen Iren Curacao reitet er seit 2021, war mit ihm u.a. Zehnter beim Nationenpreisturnier in Millstreet)
Nationaltrainer Andrew Heffernan: „In meiner Auswahl sind die Paare, die bereits die wichtigsten Qualifikationsanforderungen erfüllt haben. Hinzu kommen einige Paare, bei denen ich glaube, dass es realistisch ist, dass sie ihr Ziel sich zu qualifizieren, dieses Jahr erreichen. Und natürlich können im Laufe der Saison noch Anpassungen innerhalb der Auswahl vorgenommen werden. Ich blicke mit dieser Gruppe zuversichtlich nach vorne.“
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