Die Dänen haben am ersten Grand Prix-Tag ihre Anwartschaft auf einen Podiumsplatz bei den Olympischen Spielen betont. Sie lieferten die Höchstnote des Tages und eine persönliche Bestleistung. Frederic Wandres hielt mit einem schönen Ritt gut mit.
Im ersten Teil des Grand Prixs, der sich über insgesamt zwei Tage erstreckt, war Reiten mit leicht angezogener Handbremse angesagt. Der Hintergrund: das Wetter. Schon um 11 Uhr, also pünktlich zum ersten Pferd in der Prüfung, zeigte das Thermometer 29° Grad an. 29° Grad im Schatten, wohl bemerkt! Nur, dass es keinen Schatten im Stadion gibt. Die Zuschauer, ausgerüstet mit Fächern, wedelten sich eifrig Luft zu. Das gab zumindest ein bisschen Erfrischung. Nur für die Pferde, da wedelte keiner. Allerdings sind die Bedingungen im Stall für die vierbeinigen Athleten optimal. Jede Menge Optionen, die Pferde zu kühlen und dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht, sind vorhanden.
Frederic Wandres: happy!
Frederic Wandres und Bluetooth zeigten eine harmonische Runde. Der Wallach ging schwungvoll, federnd, arbeitete in jeder Phase reell über den Rücken. Er piaffierte gut am Platz, die Übergänge in die Passagen gelangen fließend. Die zweite Piaffe legte Wandres minimal im Vorwärts an. Der Schritt war schreitend und sicher im Takt in beiden Tempi. Die Galopptour war kontrolliert. Ein kurzer Aussetzer trübte das Bild minimal, „ein mini Wake up war das für Samstag“, so Wandres. Auffallend verbessert im Vergleich zu Aachen waren die Pirouetten.
Als erster Teamreiter zu reiten, war für Wandres kein Problem, im Gegenteil. „Ich war, das kann ich im Nachhinein ja jetzt sagen, ganz happy über die Startreihenfolge. Dass ich jetzt als Erster da rein bin und mal für uns alle ein bisschen Stadionluft schnuppern konnte und gucken, wie es so steht.“ 76,118 Prozent sind ein fünfter Rang im Ranking der Ritte. In dem olympischen Gruppensystem qualifizieren sich automatisch die zwei Besten der Zehnergruppen. So kommt man auf zwölf Reiter/Pferd-Kombinationen. Zusätzlich schaffen es noch die sechs weiteren Punktbesten in die Kür, die am Sonntag über die Einzelmedaillen entscheidet.
Selbstbewusste Dänen
Ambitioniert und selbstbewusst gehen die Dänen das Unternehmen Olympia an. Nanna Skodborg Merrald und Zepter zeigten sich gut. Vielleicht hätte die Nase hin und wieder noch ein ganz klein wenig mehr vor der Senkrechten sein können.
Die Galopppirouetten waren in einer Qualität, wie sie wahrscheinlich bei diesen Olympischen Spielen im Dressurviereck nicht allzu oft zu erleben sein werden: Herrlich im Bergauf, sicher im Galopptakt, dabei auf kleinstem Kreis ausgeführt. 78,028 Prozent erhielt das dänische Duo. Das war die höchste Note des Tages.
Stolzer Daniel Bachmann Andersen
Skodborg Merralds Teamkollege Daniel Bachmann Andersen startete in das olympische Turnier mit einer persönlichen Bestleistung. Der riesengroße Vayron ist nur vier Grand Prix in diesem Jahr gegangen. Bachmann Andersen hat einen Plan. Er hat im Vorfeld viel trainiert mit Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein. Die Galoppwechsel von Sprung zu Sprung schwankten weniger als noch bei den Europameisterschaften 2023, die Pirouetten sind besser geworden und insgesamt wurde der Westfale weniger häufig eng im Hals. Es habe sich angefühlt wie „reiten mit Autopilot“, sagte der Däne anschließend. Er schwört auf den Teamspirit der Dänen. „Wir sind da füreinander, das weiß ich, da muss ich gar nicht fragen.“
Stolz sei er. Und zwar zunächst auf Zepter, den er sechs Jahre geritten hat. Aber auch auf Vayron. „Selbst auf der letzten Mittellinie, wo er sonst mal müde wurde, fühlte er sich trotz des Wetters so an, als könne er noch mal eine solch Runde laufen.“ Mit 76,910 Prozent – mit Einzelbewertungen zwischen 75,1 und 79,614 Prozent – war das eine persönliche Bestleistung. Das macht selbstbewusst.
Piaffe und Passagen zählen
Die zweithöchste Note der 30 Ritte am ersten Tag erzielten Hermes und die Niederländerin Dinja van Liere, 77,764 Prozent. Der Easy Game-Sohn wirkte zufrieden, piaffierte und passagierte, als habe man ein Metronom eingestellt. Auch die Übergänge in die Piaffe hinein und aus der Piaffe wieder heraus in die Passage gelangen ganz gleichmäßig. In der Galopparbeit zeigte sich das Manko, das man von dem niederländischen Hengst kennt: Die Kruppe müsste einfach insgesamt tiefer sein. Das gilt eigentlich für jede Lektion. Auch, wenn er die einzelnen Lektionen präzise und sicher ausführte.
Briten mit neuem Gesicht im Grand Prix
Carl Hester zeigte den Bordeaux-Sohn Fame phasenweise eng im Hals, in den Piaffen fußte der Braune hinten nicht immer ganz gleichmäßig (77,345).
Nach dem Videoskandal um Charlotte Dujardin war Becky Moody nachgerückt ins britische Team. Ihr brauner Wallach Jagerbomb, ein Dante Weltino-Sohn, ist selbstgezogen. Jenseits von Großbritannien ist er noch nicht sehr viele Turniere gegangen. Auffällig ist, dass er im Vorderbein im versammelten Trab vorne ungleich hoch ausschwingt. Wenig Schub von hinten zeichneten auch die Trabverstärkungen aus. Passage und Piaffe hingegen zeigte das Paar rhythmisch. Aber auch hier, wie auch in der gesamten Galopptour, konnte man immer ein Fragezeichen hinter die Rückentätigkeit setzen. Der starke Schritt ist sicherlich nicht die stärkste Grundgangart des Pferdes, der versammelte Schritt war aber im Takt.
In den zentrierten Galopppirouetten kam seine generell nicht allzu groß angelegte Grundgaloppade dem mächtigen Braunen entgegen. Mit 74,398 Prozent setzte sich die Britin an die Spitze der Gruppe C, wird also im Olympiafinale reiten.
Zwischenergebnis Grand Prix, 1. Tag Olympia 2024
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar