Olympia 2024: Silber! Wendy beschert Isabell Werth die 14. Olympiamedaille

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Die Faust zum Himmel, denn sie wusste genau: Das war eine großartige Vorstellung! Isabell Werth beim Schlussgruß nach der Grand Prix Kür mit Wendy bei Olympia 2024. (© Pauline von Hardenberg)

Vor acht Monaten kam Wendy in den Stall von Isabell Werth. Nun haben beide in der Einzelwertung der Olympischen Spiele die Silbermedaille gewonnen. Es war Isabell Werths 14. Olympiamedaille.

Isabell Werth war schon nach dem Grand Prix Special „Deutschlands erfolgreichste Olympiasportlerin“ dank ihrer achten Goldmedaille. Nun hat sie noch eine Silbermedaille dazu, ihre sechste. Insgesamt hat sie zuhause in Rheinberg 14 Olympiamedaillen hängen. Vorerst – bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles wäre Wendy 14 Jahre alt, also im besten Alter. So weit will Werth noch nicht vorausblicken. „Ich bin lange genug in diesem Sport, um zu wissen, wie schnell sich Dinge ändern können.“ Aber dementieren, dass sie sich einen weiteren Start bei Olympischen Spielen vorstellen könnte, möchte sie auch nicht.

Wendy und Werth starten durch

Der Satz „von 0 auf 100“ passt zu dem Weg, den Werth und die zehnjährige dänische Stute seit Januar gemeinsam zurückgelegt haben. Als die Stute im Januar aus dem Stall Helgstrand zu Isabell Werth wechselte, war sie einige internationale Grand Prixs gegangen. Ein unbeschriebenes Blatt war sie schon länger nicht. Zweimal war Wendy Finalistin bei der Weltmeisterschaft junger Dressurpferde, wurde Sechste und Dritte. Das Talent war längst erkannt.

Unter Andreas Helgstrand, dem Werth auch in Versailles ausdrücklich für die Ausbildung des Pferdes Respekt zollte, kam die Stute nicht zu dem Grad an Losgelassenheit, den sie nun erreicht hat. In Stuttgart kamen die beiden 2023 aber schon dicht an die 80 Prozent in der Kür heran.

Erst vor sechs Wochen hatte Isabell Werth Wendy erstmals in einer Kür geritten. In Rotterdam gab es die Premiere der Kürmusik, in der der Barry Manilow-Song „Mandy“ kurzerhand zu „Wendy“ wurde. Rotterdam Platz zwei, Aachen der Sieg, bei den Olympischen Spielen Silber – Karrieresprünge in Rekordzeit, olympisch eben.

Wendy ist das Pferd, dem Werth nun ein Alleinstellungsmerkmal verdankt, das vermutlich so schnell niemand wird einholen können: Sie ist die erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmerin mit 14 Medaillen. Für Werth selbst ist das eher statistische Nebensache. Größer ist die Freude über Wendy und deren konstante Verbesserung. „Diese Spiele waren einfach fantastisch, sind fantastisch. Hier zu sein und mit Gold und Silber nach Hause zu fahren, sprengt meine Erwartung ohne Frage. Diese Atmosphäre, diese Zuschauer, das Ganze in Paris, ich kann nur sagen, es ist alles unglaublich und fantastisch.“

Piaffen und Passage

Das Kompliment geht an die Stute, die nicht nur aufgrund ihres beachtlichen Stockmaßes eine Übersicht an den Tag gelegt hat, wie es wenige zehnjährige Pferde tun. „Ich wäre mit jeder Einzel-Medaille hier glücklich gewesen bzw. natürlich auch mit der Bronzenen. Es war nicht zu erwarten, in diesem Feld, dass wir so schnell uns dorthin entwickeln können. Dass es für eine Einzel-Medaille reicht, ist einfach unglaublich.“

Pauline von Hardenberg

Isabell Werth und Wendy in der Piaffe, in der sich die zehnjährige Stute nochmal verbessert hat. (© Pauline von Hardenberg)

Werth weiß, mit diesem Pferd kann sie wieder die Nummer eins der Welt werden. Piaffen und Passagen wurden in der Olympiakür durchschnittlich mit 8,93 beurteilt. Das ist die Währung im Dressursport, wenn „Pi und Pa“ funktionieren, ist das mehr als nur die halbe Miete. Bemerkenswert auch, wie sich der versammelte Schritt der dänischen Stute verbessert hat. Der Weg ist in der Pferdeausbildung das Ziel, und auf diesem Weg ist Werth mit Wendy schon ein ganzes Stück voran.

Doch in ihrer ersten Bilanz geht es Werth nicht nur um ihre persönliche Leistung. Sie stolz, sagt sie. „So stolz für den Sport“. Die Olympischen Spiele hatten mit dem Skandal um Olympiasiegerin Charlotte Dujardin begonnen. Das Bild, das aus dem Stadion in Versailles gesendet wurde, empfindet Werth als Antwort. „Der richtige Sport am richtigen Ort“. Die Begeisterung für die gezeigten Leistungen würden den Reitsport viel besser abbilden als die Negativschlagzeilen. „Dieses Positive sollten wir jetzt alle mit nach Hause nehmen.“

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Marlis

    Das hätte Wendy nie geschafft mit Herrn Helgstrand, der bekanntlich Pferde für gefährliche Tiere hält und sie „ nur reitet“ aber sonst keine Beziehung zu ihnen hat. Er kann dem Pferd die Lektionen beibringen, aber für so eine Vorstellung wie Wendy und Frau Werth sie gezeigt haben braucht es Vertrauen zwischen Pferd und Reiterin


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