Pauline Basquin aus Frankreich: „Das Wesen der Dressur ist Harmonie“

Von
RIESENBECK – FEI Dressage and Para-Dressage European Championship 2023

Pauline Basquin und Sertorius de Rima Z (© sportfotos-lafrentz.de)

Pauline Basquin und Sertorius de Rima Z haben bei der EM in Riesenbeck begeistert und sich für die Kür qualifiziert. Der Werdegang zweier Entdeckungen aus Frankreich.

Pauline Basquin und Sertorius de Rima Z waren eines der Paare bei den FEI Europameisterschaften der Dressurreiter in Riesenbeck, die sich heimlich, still und leise in die Herzen der Zuschauer getanzt haben. Erst seit vergangenem Jahr sind die Französin und der 13-jährige Zangersheider Wallach v. Sandro Hit fester Bestandteil der internationalen Dressurszene, gehörten unter anderem zum siegreichen Team im Nationenpreis von Rotterdam. Gestern im Grand Prix Special feierten sie ihren bislang größten Einzelerfolg, als sie sich mit 73,328 Prozent für die morgige Kür qualifizierten. Nach Meinung der – ausgesprochen zahlreichen – Zuschauer hätten es auch noch ein paar Punkte mehr sein dürfen. Die Vorstellungen der zierlichen 44-Jährigen und ihres eleganten Dunkelbraunen stehen unter der Überschrift „Harmonie“. Basquin sagt, für sie das Wesen der Dressur. Dabei begann ihre Karriere einst im Springsattel.

Pauline Basquins Eltern hatten einen Ponyclub bei Rennes in der Bretagne. Als andere Kinder in ihrem Alter mühsam die ersten Schritte erlernten, saß Pauline schon im Sattel. Das Reiten zum Beruf zu machen, lag auf der Hand. Sie legte die höhere Reitlehrerprüfung – das Pendant zur Meisterprüfung in Deutschland – am Cadre Noir in Saumur ab, der berühmten französischen Reitschule, die man vielleicht als eine Mischung aus Österreichs Spanischer Hofreitschule und deutschem Bundesstützpunkt in Warendorf beschreiben kann (allerdings ohne den Verband im Hintergrund). Nach der Prüfung gab es die Möglichkeit, an einem Aufnahmetest fürs Cadre Noir teilzunehmen. Basquin nutzt die Chance und hat die Kaderschmiede seither nicht mehr verlassen. Das war 2007.

Auftritt Sertorius

Basquin ritt Springpferde, bildete sie aus und stellte sie auf Turnieren vor. Bis 1,35 Meter-Niveau war sie im Einsatz. Doch nach der Geburt ihrer zwei Söhne wollte sie nicht mehr so viele Turniere reiten, stattdessen mehr Galas, die Vorführungen des Cadre Noir, bei denen wie an der Spanischen Hofreitschule in Wien Schulen über der Erde gezeigt werden. Sertorius de Rima Z IFCE kam dreijährig zum Cadre Noir und sollte auch Gala-Pferd werden. Er war klein und zart, daher für die Männer nicht geeignet, Glück für Basquin. Sie bildete Sertorius aus, sollte ihn aber eigentlich abgeben, sobald er bereit für einen anderen Reiter war. Doch als der Wallach fünfjährig war, hatte Pauline Basquin das Gefühl, aus ihm könnte etwas Besonderes werden. Kein Springer für die Galas, sondern ein Pferd fürs große Viereck. „Ich habe es immer geliebt, ihn zu reiten, weil er so intelligent ist und so viel Energie hat“, beschreibt Basquin das Gefühl im Sattel.

Steile Karriere

Der Plan mit dem „weniger Turniere reiten“ erwies sich recht bald als zum Scheitern verurteilt. Siebenjährig wurde Sertorius bestes Nachwuchspferd Frankreichs. Den Titel gewann er ein weiteres Mal auf S***-Niveau. Dann musste er wegen Koliken zwei Jahre pausieren. 2021 kehrte er zurück, 2022 ging er seine ersten internationalen Grand Prix-Prüfungen und wurde noch im selben Jahr für die Weltmeisterschaften in Herning nominiert. Die Notenkurve des Paares zeigt beständig nach oben. Was es Basquin bedeutet, dass sie morgen in der Kür theoretisch um den Europameistertitel kämpft? „Ich bin überglücklich! Aber ich mache mir überhaupt keinen Druck. Wir wollen das einfach genießen und Spaß haben.“ Ihre Kür-Musik hat Basquin sich quasi ergoogelt, indem sie alles durchhörte, was die Suchmaschine unter dem Stichwort „epische Musik“ auswarf. „Das hat ein paar Stunden gedauert …“ Was herauskam – und von einem Freund arrangiert wurde – passt aus ihrer Sicht sowohl zur Tradition des Cadre Noir, die sie und Sertorius verkörpern, als auch zu den fließenden Bewegungen des Wallachs. Wäre er ein Mensch, wäre er „sehr schön, ein bisschen frech und jemand, der es liebt, im Mittelpunkt zu stehen“, beschreibt Pauline. Da wird er morgen auf seine Kosten kommen, denn ein Gewinner der Herzen ist er auf jeden Fall.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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  1. Helmold Baron von Plessen

    Wie schoen, dass seitens des St.Georg ein solcher Artikel publiziert wird. Er spricht mir aus der Seele. Ich verfolge das Paar Sertorius de Rima Z/Pauline Basquin, leider nur digital, seit der WM in Herning. Man sollte Ihren Artikel eigentlich dem verehrten Richterkollegium zum Lesen geben, damit es diesem Paar am Sonntag in seiner Beurteilung gerecht wird.

  2. Sandra Simon

    Ich kann Herrn Baron von Plessen nur zustimmen.
    Wir sind Deutsche leben aber in Frankreich nur ca 130 km von Saumur entfernt und haben uns der VS verschrieben. Pauline Basquin kennen wir von hiesigen Turnieren, immer freundlich, diskret und im Umgang mit ihren Pferden immer korrekt – egal in welcher Prüfung, egal mit welchem Pferd. Eine Freude sie zu sehen. Hinzu kommt noch dass sie eine ausgezeichnete Trainerin ist, die es versteht ihr Wissen weiterzugeben. Sie hat es mehr als verdient heute in der Kür an den Start gehen zu dürfen!

  3. Sigrid

    Lieber Herr Tönjes,

    ich finde Ihre Berichterstattung aus Riesenbeck erfrischend – ganz im Gegensatz zum Geschwafel von Herrn Soestmeier, der mir inzwischen gehörig auf den Senkel geht. Dabei hat der Mann ja Ahnung vom Sport, aber er kommentiert nicht, er redet und redet und ist bestimmt selbst ganz begeistert von seiner Poesie…..
    Die Kür heute konnte ich leider nicht ohne Ton im Livestream sehen; die Musik gehört nun mal dazu, aber in der Pause zwischen 2 Ritten habe ich mir auch eine vom Ton gegönnt. Das Ergebnis wird ja eingeblendet, da brauche ich die Berieselung durch Herrn Soestmeier nicht.
    Es wurde so guter Sport geboten, da sollte sich der Kommentar auf das Notwendige beschränken.
    Also – nur so viel wie nötig dazwischen quatschen und die Ritte genießen. Zum Erkennen der Wechselfehler reicht ja das leise Stöhnen im Publikum.
    Zum Erkennen der Qualität der donnernde Applaus nach der Prüfung.

    • Marlis

      Ich habe die Küren auf Clipmyhorse verfolgt und die Kommentatorin (leider weiß ich den Namen nicht) hat während der Ritte geschwiegen und erst hinterher kommentiert. So konnte man sich ganz auf das jeweilige Paar konzentrieren, das gefiel mir gut

      • Andreas

        Die möglicherweise berechtigte Kritik an Herrn Soestmeier sollte nicht unberücksichtigt lassen, dass sich Clipmyhorse ausschließlich ans Fachpublikum wendet, das sicher größtenteils in der Lage ist, einen Wechselfehler unkommentiert zu erkennen. Der Pferdelaie kann das nicht und genau der sitzt (hoffentlich) als Zuschauer vor dem TV und schaut sich auf öffentlich rechtlichen Kanälen eine absolute Randsportart an. Reit- und vor allem Dressursport als Nischensport ist noch dazu massiver gesellschaftlicher Kritik ausgesetzt und möglicherweise mehr denn je dabei, sich selbst abzuschaffen. Nach meiner Auffassung trägt Herr Soestmeier durch seine Kommentierung maßgeblich zur Akzeptanz unseres Sports in der Öffentlichkeit bei, in dem er dem reiterlichen Laien den Sport erklärt, aufklärt und informiert. Das ihm dies für den Fachkundigen manchmal auf etwas nervige Art und Weise gelingt, untermauern die vergleichsweise hohen Einschaltquoten der Reitsportdisziplinen bei olympischen Spielen. Viel mehr Möglichkeiten, unseren gebeutelten Sport der Öffentlichkeit zu verkaufen, bieten sich nicht.

  4. Claudia R.

    Ist mir auch sofort positiv aufgefallen: harmonisch, unaufgeregt, gereift und sehr korrekt. nicht am Limit, nicht kurz vor der Explosion, nicht exaltiert. Ein Pferd, das so noch lange gesund bleiben kann in diesem Sport. Hoffentlich hören wir mehr von diesem Paar. Bravo!

    PS: Ja, Dalera ist derzeit das Maß aller Dinge, einfach toll.
    Aber die Ritte von Pauline Basquin sind auch sehr ansprechend.

  5. Christiana

    Harmonie in der Dressur….davon sehe ich nichts. Pferde mit Schaum vor dem Maul, gequetschte Zungen, schweißüberströmt, nach dem Einreiten in Rollkur, die gesammte Verschnallung des Kopfes durch Zügel, Halfter, Kinnriemen, Kandare…..nee, wer darin Harmonie entdeckt ist zynisch.

  6. Helmold Baron von Plessen

    Sehr geehrte Frau Simon,

    habe mich sehr ueber Ihren Kommentar zur Persoenlichkeit von Madame Basquin gefreut. So, wie Sie die Dame beschreiben, passt alles zu dem Bild, welches sie mit ihrem Partner im Grossen Viereck abgibt. Wenn man sich ihren reiterlichen Werdegang ansieht, haette sie querbeet bestimmt auch eine gute Figur gemacht. Moege sie noch zahlreiche „Eleven/innen“ um sich scharen, die ihr nach eifern.

  7. j.Hofmann

    Eine wunderbare EM in Riesenbeck mit ganz vielen sportlichen und emotionalen Highlights vor allem im Grand Prix und Special. Leider wird mir das Anschauen der Kür immer mehr verleidet durch die wirklich langweilige, uninspirierte Musik die sich die Starter selber aussuchen um ihre Kür vorzustellen. Ehrlich gesagt für mich die einzig akzeptable und durchdachte Musik wo Reiter, Pferd und die Musik zusammenpassen zeigt uns Jessica von Bredow Werndl, bei allen anderen habe ich immer das Gefühl die Richter müssten teilweise eine Prämie erhalten fürs zuhören und durchhalten, da ist ja die Hintergrundmusik die während des Specials lief deutlich unterhaltsamer und angehöre. Hier gäbe es sicher noch Steigerungen nach Oben, eine Charlotte Fry die ein wunderbares Pferd reitet mit viel Ausdruck!! wählt eine Allerweltsmusik die, die Vorzüge des Pferdes in keinster Weise berücksichtigt und von diesen Beispielen gibt es noch soviel mehr… ich weiss alles Geschmacksache aber ich komme mir beim zuschauen mehr in einen Supermarkt versetzt vor, der die Kunden beim shoppen von Lebensmittel unterhält….schade!!!

  8. Helmold Baron von Plessen

    Es muss halt immer wieder Zeitgenossen/innen geben, die an allem etwas zu bekritteln haben. Mal ist’s die uninspirierte, langweilige „Allerweltsmusik“ bei der Kuer mit Musik, mal das „Geschwafel“ von Karsten Sostmeier, das einer Dame gehoerig auf den Senkel geht. Die Krone aufgesetzt hat jedoch die Dame mit ihrem Kommentar, bei dem sie wohl eher an ihrer eigenen Oberlippe einen gehoerigen „Stehkragen“ vor sich her trug, der ihren Blick fuer die Art Reiterei, die in Riesenbeck einem zu recht enthusiasmierten Publikum geboten wurde, getruebt hat.


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