Sie waren eine Klasse für sich, an die keines der anderen 21 Pferde auch nur ansatzweise heranreichen konnte: Weltmeisterin Charlotte Fry gewannen den CDI4* Grand Prix Aachen, Auftakt der zweiten Dressur-Tour in der Soers. Drei Deutsche folgten auf den Plätzen.
Das prominenteste Paar im CDI4* Grand Prix Aachen hatte die ungeliebte Startposition eins, aber das schreckte die amtierende Weltmeisterin Charlotte Fry nicht. Im Gegenteil, sie zeigte den niederländischen Hengst mit den Höhepunkten, für die er bekannt ist – starker Galopp und Serienwechsel – und verbessert in der Piaffe. Im Starken Trab sah man einen knappen Huf Übertritt. (7,9). Das Halten und Rückwärtsrichten hatte die in den Niederlanden trainierende „Lottie“ Fry draußen noch geübt. Das zahlte sich im CDI4* Grand Prix Aachen aus.
Die erste Piaffe zeigte der Rappe sicher am Punkt, bei der zweiten trat Glamourdale einmal etwas zurück, hielt aber den Takt. Die Piaffen des Hengstes sind rhythmischer und lektionssicherer geworden. Nur völlig losgelassen und über den Rücken arbeitend sahen weder die Piaffen noch die Passagen aus. Im Schritt wirkte Glamourdale entspannt. Aber hier, und auch in anderen Teilen der Prüfung, war er im Maul nicht immer zufrieden. Mal spannte er die Oberlippe, dann zuckte die Unterlippe. Die erste Pirouette war im Hinterbein weniger klar gesprungen als die äußerst zentrierte zweite. Während der gesamten Prüfung war der Schweif ruhig. Noten von 83,152 bis 79,674 Prozent ergaben die Endnote 80,978 Prozent.
Quantaz ohne Technikfehler auf Platz zwei
Mit einem fehlerfreien Ritt, der über große Teile im „ziemlich guten“ Bereich zwischen 6,5 und 7,5 beurteilt wurde, landete Isabell Werth mit Quantaz auf Platz zwei. In den Piaffen und den Übergängen zwischen Piaffe und Passage vermochte das Paar zu punkten. Eine 9,0 gab es hier und häufig Beurteilungen zwischen 8,0 und 8,5. Anders als bei den Deutschen Meisterschaften unterliefen dem Quaterback-Sohn keine technischen Fehler. Auch die Serienwechsel gelangen (75,543).
Rothenberger und Fendi mit 0,5 Punkte-Abstand Vierte im CDI4* Grand Prix Aachen
Der kleinstmögliche Abstand, ein halber Punkt, trennten Frederic Wandres und Duke of Britain (73,913) und Sönke Rothenberger und Fendi (73,891) auf den Plätzen drei und vier. Wandres‘ 17-jährigem Fuchs mangelte es an Energie. Man hat den Hannoveraner schon frischer gesehen. Vielleicht resultierten aus dieser gewissen Mattigkeit auch die Fehler in den Serienwechseln. Sowohl die Zweier- als auch die Einerwechsel misslangen. Kleiner Trost für den Olympiakandidaten, der morgen im CDI5* Grand Prix mit Bluetooth als deutscher Schlussreiter um 15.02 Uhr an den Start gehen wird: Den Prix St. Georges gewann er mit Quizmaster vor Charlott-Maria Schürmann mit Dante’s Pearl und Juliane Brunkhorst mit Diamante Negro (Ergebnisse hier).
Mit einer besseren Leistung als im Grand Prix der DM Balve landete Sönke Rothenberger mit Fendi auf Rang vier. Die Piaffen gelangen, in der Passage waren die Gänsehautmomente, denen Fendi unter anderem seinen Sieg im Louisdor Preis-Finale verdankt hatte, aber nur schemenhaft zu erkennen. Die Selbstverständlichkeit, eine harmonische Souveränität mit maximaler Schwungentfaltung, Dinge, die es braucht, um in den Bereich von 77 Prozent und mehr zu gelangen, sind noch nicht dort, wo sie einst waren. Zwei grobe Patzer drückten die Note: Der Übergang aus der zweiten Piaffe misslang und auch der vom Galopp in den versammelten Trab vorm Abschluss der Aufgabe wollte nicht so recht klappen.
Dass harmonische Runden den Richtern nicht zwangsläufig Höchstnoten zu entlocken vermögen, zeigte der Ritt von Anabel Balkenhol mit High Five. Der Hannoveraner ging zufrieden und sicher durch die Prüfung. Man mag sich in den Passagen hier und da mehr Abdruck im Hinterbein wünschen, aber die positive Gesamtaussage des Paars und die weiche Anlehnung schlugen sich in der Gesamtbeurteilung nicht wirklich nieder (72,152, Achte). 15 Punkte trennten die Fünfte, Nana Skodborg Merrald mit Znickers von Balkenhol.
Direkt dahinter landete die Polin Sandra Sysojeva, die eine der Überraschungen der Saison ist. Die erst acht Jahre junge Maxima Bella v. Millennium hat den Hals ihre Muttervaters Christ geerbt. Vieles, was die Stute zeigt, wirft Fragen auf: Ist das nun leichtfüßig oder schwebig? Sind es anerzogene Bewegungsabläufe oder das Resultat des Trainings nach der Ausbildungsskala? Schwer zu beurteilen. Das fanden auch die Richter, die das Paar zwischen Platz fünf und 13 einordneten. Was die Kombination aber trotz Abrutschen hinter die Senkrechte und tiefem Rücken auch zeigte: Harmonie, zwei, die gemeinsam durch die Prüfung kommen. Acht Jahre sind freilich ein Alter, auf das man selten im Grand Prix trifft, erst recht nicht in Aachen.
Ergebnisse CDI4* Grand Prix Aachen 2024
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