Sönke Rothenberger und Fendi haben als erste deutsche Kombination im Grand Prix Special in Aachen Ort und Zeit genutzt, um dem neunjährigen Wallach verlorengegangenes Selbstvertrauen zurückzugeben. Das gelang.
Das Wetter kühl, der Himmel grau – als Sönke Rothenberger und Fendi um 9.39 Uhr einritten, konnrt man noch hoffen, dass sich das Wetter bessern würde. Die nächsten Stunden sollten allerdings diese Hoffnungen widerlegen. Erst zum Ende der Prüfung klarte es auf.
Nach dem Grand Prix am Donnerstag, der so ganz anders war als das, was viele erwartet hatten, lag Spannung in der Luft, wenngleich das Dressurstadion zu diesem frühen Zeitpunkt noch recht übersichtlich besucht war. Beim Abreiten hatte es zwei brenzlige Situationen gegeben mit einem anderen Pferd. „Wenn ich dann die Zeit nicht habe, die Ruhe wieder einkehren zu lassen, ist das schon schwierig“, erläuterte Rothenberger nach seinem Ritt. Fendi sei innerlich gespannt gewesen, so der Reiter weiter.
Der Grand Prix Special von Fendi
Das Halten gelang. In der Linkstraversale verwarf sich der Däne im Genick zu Beginn der Lektion. Die erste Passage war gleichmäßig, der starke Trab auch, die anschließende Rechtstraversale fließender als die erste. Vor allem viel besser im Genick. Das war der Moment, in dem man den Eindruck hatte: Das Paar ist angekommen. Und es wurde deutlich: In dieser Runde geht es nicht darum, heute in Aachen ganz vorne mitzumischen, sondern dem Pferd Sicherheit zu geben, die der Franklin-Sohn auf seiner weiteren Reise brauchen wird.
„Es war heute hat das Ziel, ihm Vertrauen in dieser Arena zu geben, jetzt nicht mit dem letzten Feuer sag ich mal, dem letzten Kitzel“ unterwegs zu sein, so der Mannschaftsolympiasieger. Wobei eben jenes Feuer kurz in der dritten Passage an der kurzen Seite vorm Schritt aufflammte. Die gelang in der Qualität, wie die Passagen in Hagen und Balve schon zu erleben waren.
Die erste Piaffe, im Grand Prix Special aus dem Schritt zu reiten, zeigte das Paar mit leichter Vorwärtstendenz, kam entsprechend flüssig heraus. In die zweite Piaffe kam der Neunjährige nicht ideal hinein, dafür wurde sie aber korrekter, nahezu am Platz ausgeführt (6,7). Auch hier sah man, dass es dem Reiter darum ging, dem Pferd im Prüfungsviereck ein Wohlfühlgefühl zu vermitteln. Keine übertrieben starke Hilfengebung, vielmehr dem Pferd Zeit geben, sich zu entwickeln.
„Entspannung, keine Verspannung“
Die Galopptour wurde ohne technische Fehler gezeigt. Sichere neun Zweierwechsel, die 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung nicht ganz spannungsfrei, aber fehlerfrei. Die erste Pirouette war besser als die zweite (7,7) aus der das Paar am Ende etwas wacklig herauskam. In der letzten Piaffe bei X hätte man einem ausgereiften und erfahrenen Grand Prix-Pferd mehr Energie gewünscht. Aber das ist Fendi noch nicht. Dafür war die Harmonie zwischen Reiter und Pferd wieder hergestellt. Ihm sei es darum gegangen, vor allem Entspannung, aber durchaus auch Anspannung zeigen zu können, aber eben keine Verspannung. Mit 74,83 Prozent hatten Sönke Rothenberger und Fendi nachdem drei Viertel der Starter im Viereck waren lange in Führung gelegen. Erst die dänischen Mannschaftsweltmeister Carina Cassøe Krüth und Heiline’s Dancera setzten sich als 27. von insgesamt 36 Paaren vor das Duo aus Bad Homburg.„Da bin ich schon froh, dass er mit seinen neun Jahren dann innerhalb von zwei Tagen Zeit eigentlich komplett wieder zum Vertrauen gefunden hat“, zeigte sich Rothenberger zufrieden.
Gut vorbereitet
Auch bei der Vorbereitung habe das Hauptaugenmerk nach dem Grand Prix vom Donnerstag genau auf Vertrauen gelegen. „Ich habe ihn einmal am ersten Tag nachmittags in der Halle ein bisschen gejoggt, um zu klären, ob er mit der Situation hadert. Nach acht Minuten aus dem Stall war klar – alles gechillt“. Das Prinzip für den gestrigen Freitag stand auch fest, „wir werden ihn nicht müde machen, es geht nicht darum ihn müde zu machen, sondern einzig und allein darum, ihm Vertrauen zu geben. Deswegen haben wir gestern früh ganz normal hier im Viereck trainiert und nachmittags nur gegrast auf dem Springabreiteplatz. Aber der Rasen ist so perfekt kurz gemäht, das war ’ne große Enttäuschung. Wenn die da einmal reinbeißen, haben die gleich diesen sandigen Boden im Maul“.
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