Sprehe auch Deutsche Meisterin der Dressurkür

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Kristina Sprehe und Desperados

Kristina Sprehe und Desperados in Balve, wo sie zweimal Deutsche Meister wurden. (© Ludwiga von Korff / www.toffi-images.de)

Kristina Sprehe und Desperados haben zwar nicht die Punkte des Vorjahrs bekommen, aber sie sind noch viel besser als 2014 und gewannen auch den Kürtitel bei den Deutschen Meisterschaften. Silber ging an Isabell Werth, Bronze an Jessica von Bredow-Werndl. Und der Überraschungs-Hengst der Meisterschaft wurde Vierter und darf nun von den Europameisterschaften träumen.

Mit der Kür, die sie vor Jahresfrist im Viereck am Schloss Wocklum in Balve erstmals geritten hat, konnte sich Kristina Sprehe ihren zweiten Deutschen Meistertitel 2015 sichern. 2014 hatte sie 90,164 Prozent mit dem streicherlastigen Arrangement des Schlagerkomponisten Ralf Roder erzielt. In diesem Jahr waren es „nur“ 87,275 Prozent. Dabei sind sich alle unisono einig, dass der De Niro-Sohn in der Form seines Lebens ist. Die Kür, in der Durchlässigkeit Trumpf ist – unter anderem mit der Abfolge versammelter Schritt, daraus Piaffe mit 180-Grad-Drehung und direkt daraus starker Schritt – zeigte einen elastischen, selbstbewussten Desperados. Einzig in der ersten Linkspirouette aus dem starken Galopp heraus war zu Beginn der doppelten Pirouette der Galopptakt nicht ganz klar. Die Übergänge zum Schluss zwischen Passagen und Piaffen waren in punkto Energie, Fleiß und fließenden Übergängen beispielhaft. Viel besser als die heutzutage international hoch gepunkteten Abläufe, die man häufig sieht und meint, es käme zu einem Unglück, wenn der Zügel reißen würde.

Ludwiga von Korff / www.toffi-images.de

Kristina Sprehe und Desperados (© von Korff)

Kristina Sprehe landete im Wassergraben nach der Siegerehrung im Stadion von Balve. Das „sei an der Zeit gewesen“, sagte Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl ergänzte trocken, „das war überfällig“. Kristina sieht das alles als gutes Omen, auch für die Hochzeit, die in sechs Tagen ansteht. Als Deutsche Meisterin „ist das Ja-Sagen wohl noch einfacher“, schließt Isabell Werth daraus.

Im vergangenen Jahr hatten fünf Reiterinnen in der Kür die 80-Prozent-Marke geknackt, in diesem Jahr waren es lediglich die drei Medaillenträgerinnen. Neben der Meisterin Kristina Sprehe noch Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl. Bundestrainerin Monica Theodorescu empfahl, die Richter zu fragen, „warum sie in diesem Jahr so kniepig waren.“ Alle drei Pferde, die auch 2014 vorne gestanden hatte, haben sich deutlich verbessert.

Bei ihrem Ritt zur Silbermedaille, die Isabell Werth mit 82,775 Prozent gewann, konnte die achtfache deutsche Meisterin schon den Atem der Bronzemedaillengewinnerin im Nacken spüren. Mit einem Fehler in den Serienwechseln kam Jessica von Bredow-Werndl mit Unee auf 81,975 Prozent. Wie schon im Grand Prix und im gestrigen Grand Prix Special war Isabell Werths Hannoveraner Don Frederico-Sohn voll und ganz auf der Seite seiner Reiterin. Bei den Piaffen mit einem Richtungswechsel lobte Werth ihren Wallach, ließ ihn im Hals etwas tiefer und ritt ihn an feinsten HIlfen durch die Prüfung. Musikalisches Thema ist „Pomp and Circumstance“ des britischen Kopmponisten Edward Elgar.

Isabell Werth und Don Johnson

Isabell Werth und Don Johnson (© Isabell Werth und Don Johnson)

Am Ende stand dann die „Fächerpirouette“, die Piaffe-Pirouette mit doppeltem Richtungswechsel und die klare Erkenntnis: Selbst wenn Isabell Werths Stute Bella Rose nicht fit sein sollte, wovon niemand ausgeht, hat Werth auch mit „Johnny“ einen mittlerweile verlässlichen Kandidaten, der vielleicht nicht das Zeug für eine Einzelmedaille hat, aber der Mannschaft sicherlich dienlich sein kann. Bella Rose wird Isabell Werth, so der aktuelle Plan, zum Trainieren mit ins österreichische Wattens nehmen, so dass die Stute wieder an die Wettkampfsatmosphäre herangeführt werden kann. „Sie ist voll im Training, aber sie nun gleich in eine Deutsche Meisterschaft mit drei Prüfungen zu werfen, das wäre noch zu früh gewesen“, so Werth über die Belissimo M-Tochter, die sich vor dem Wiesbadener Pfingstturnier das Knie gezerrt hatte.

Mit ihrer technisch äußerst anspruchsvollen Weltcup-Kür, die mit dem Martin Luther King-Zitat, „I have a dream“ beginnt, konnte Jessica von Bredow-Werndl ihren positiven Eindruck der Vortage noch einmal untermauern. Der Niederländer Unee v. Gribaldi piaffierte lebhaft und leichtfüßig, die Übergänge in die Passagen und Piaffen waren ein Highlight der Prüfung. Auch bei der anspruchsvollen Abfolge auf der Mittellinie – starker Galopp auf die Richter zu, unmittelbar vor der kurzen Seite aus der mit viel Risiko gerittenen Galoppverstärkung in die Piaffe mit sofort einsetzender 180-Grad-Wendung nach links – klappte alles. Im Schritt hört man dann die Reiterin selbst „I have a dream …“ sagen. Eine charmante Idee. Tja und dann die Serienwechsel, „die üben wir noch“, sagte Jessica von Bredow-Werndl. Denn in den fliegenden Galoppwechseln von Sprung zu Sprung gab es einen  Ausetzer, der Punkte kostete.

Jessica von Bredow-Werndl und Unee

Jessica von Bredow-Werndl und Unee (© Jessica von Bredow-Werndl und Unee)

Zwei Newcomer haben sich mit ihren Leistungen in Balve ins Gespräch gebracht: Hubertus Schmidt mit dem Trakehner Hengste Imperio und Dorothee Schneider mit St. Emilion. Mit großer Spannung erwartet war der erste Kürauftritt von Hubertus Schmidt und Imperio. Der Trakehner Hengst ging vornehmlich zu Melodien von Udo Jürgens und in der Galopptour zu einem HIt aus den späten 1960er Jahren, „How do you do?“. „Das ist unsere Kür für die jungen Pferde,“ sagt eine strahlende Doris Schmidt. Denn der Connery-Sohn, „immer schon Hubertus‘ besonderer Augenstern“, wie Doris Schmidt verrät, hat sich im Verlauf der drei Prüfungen in Balve steigern können. Zweimal riss der Hengst den Kopf kurz hoch, im starken Trab und im starken Galopp. Beide Male sorgte die Routine des Reitmeisters im Sattel aber dafür, dass dieser Moment sich nicht zu einem Problem auswuchs. 79,775 Prozent gab es für den Ritt, ein Einstieg nach Maß in den Kürsport. Es war erst die zweite Kür überhaupt, die Imperio gegangen ist und die erste nach seinem Comeback nach der Verletzungspause und dann gleich Platz vier in der Meisterschaft.

Die vier Top-Platzierten werden auch das Team bilden, das in Hagen für Deustchland beim Nationenpreis an den Start geht. „Wir haben uns die Entscheidung nicht einfach gemacht, haben mehrfach zusammengesessen“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu. Über die Leistung von Hubertus Schmidt sei sie nicht verwundert, „ich sehe das Pferd ja öfter, auch zu Hause im Training“.

Dem jüngsten Pferd im Feld, St. Emilion v. Sandro Hit gelang es, eine Visitenkarte abzugeben. Der Rappe hatten die beiden vorhergehenden Prüfungstage gut weggesteckt, zeigte sich frisch und dynamisch. Da konnte seine Ausbilderin Dorothee Schneider auch etwas wagen. So gelangen ihr Serienwechsel zu zwei Sprüngen und von Sprung zu Sprung auf gebogener Linie – im Grand Prix hatte es in der Galopptour noch nicht ganz flüssig geklappt. St. Emilion, der einst teuerstes Dressurpferd der PSI-Auktion war, braucht noch etwas Kraft im Hinterbein, das wird das Hauptaugenmerk in der Arbeit sein, sagt Dorothee Schneider, die über 79,175 Prozent, Platz fünf, strahlte.

Eine neue Kür präsentierte Anabel Balkenhol mit Dablino. Höhepunkte im Programm des statiösen De Niro-Sohns waren Zweierwechsel auf der Zirkellinie. Zur Musik von Sasha („Take good care about my baby“). Zwei Patzer, ein Angaloppieren in der Traversale und ein Haker in der abschließenden Piaffe-Pirouette kosteten bei der Premiere dieser Kür Punkte. Balkenhol wurde mit 77,675 Prozent Fünfte. Mit 77,1 Prozent dahinter: Mannschaftsweltmeisterin Fabienne Lütkemeier mit D’Agostino. Zu den Klängen der Carmina Burana konnte der De Niro-Sohn nicht ganz an die Leistungen der letzten Saison anknüpfen, zeigte sich heute aber besser als in den Prüfungen der Vortage. Achte wurde Sanneke Rothenberger mit Deveraux v. De Niro, der heute besser piaffierte als in den klassischen Prüfungen. Sie kam auf 76,575 Prozent. Dahinter landete Ingrid Klimke mit Dresden Mann mit 74,75 Prozent zu einem Medley von  Melodien des britischen Superstars Adele. Der Rappe piaffierte lebhaft und schwingend im Rücken, in den Serienwechseln schlichen sich Fehler ein.

 

Alle Ergebnisse finden Sie hier.

 

 

 

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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