Nachdem er bereits die erste und zweite Qualifikation hatte für sich entscheiden können, ließ sich Pferdewirt Martin Pfeiffer bei seinem Debüt beim Berufsreiterchampionat auch im Finale mit Pferdewechsel den Sieg nicht mehr nehmen. Zweifelsohne versteht er ziemlich viel von seinem Handwerk!
Denn mitgebracht hatte Pfeiffer für seine Premiere beim Berufsreiterchampionat ein für Grand Prix-Niveau noch sehr junges Pferd: den zehnjährigen Wallach Riccio v. Rock Forever aus einer Argentinus-Mutter. Ein großrahmiger Brauner, der übrigens bis sechsjährig auf Turnieren nur Springpferdeprüfungen gegangen ist. Mit Muttervater und Vererberlegende Argentinus fließt Springblut durch die Adern des Wallachs. Dass so eine Doppelveranlagung bei einem Pferd durchaus in Dressur auf Grand Prix-Niveau münden kann, hat ja zum Beispiel auch Sönke Rothenbergers Cosmo gezeigt.
Mit Riccio legte Martin Pfeiffer bereits am Freitag und Samstag in den zwei Qualifikationen harmonische und sichere Runden hin. Er konnte damit sowohl im Grand Prix am Freitag mit 69,667 Prozent, als auch im Grand Prix Special am Samstag (71,020 Prozent) schon den fünfmaligen Berufsreiterchampion Heiner Schiergen hinter sich lassen, der sich mit dem 17-jährigen Routinier Henny Hennessy, dem Pferd seiner Schülerin Anna-Christina Abbelen, für das Finale qualifizierte. Das Paar belegte im Grand Prix Rang vier mit 68,133 Prozent und kam am Samstag aus dem Grand Prix Special mit 69,510 Prozent und damit Rang zwei heraus, der als Qualifikation mit dem Faktor 1,5 zählt. Nur deshalb war es auch Henny Hennessy, der sich mit Schiergen für das Finale qualifizierte. Denn der Pferdewirtschaftsmeister war in den Qualifikationen auch erfolgreich mit seinem zweiten Pferd, dem zehnjährigen Bordeaux-Sohn Bordeaux’s Barolo unterwegs. Dieser konnte seine Leistung aus dem Grand Prix (69,400 Prozent, Platz drei) in den Grand Prix Special mitnehmen und belegte in der zweiten Qualifikation ebenfalls Rang drei mit 68,098 Prozent.
Zweite in der ersten, sowie vierte in der zweiten Qualifikation wurde Berufsreiterin Alina Röhricht mit jeweils 69,533 Prozent und 68,078 Prozent. Sie saß im Sattel von Dinario, einem zwölfjährigen Wallach v. Dimaggio und qualifizierte sich mit ihren Leistungen als Dritte im Bunde für das Finale am Sonntag.
Spannendes Finale mit Pferdewechsel
Im Finale mit Pferdewechsel, das als Sonderaufgabe auf Grand Prix-Niveau ausgetragen wurde, bewies Martin Pfeiffer am Sonntag ein feines Händchen. Zunächst ritten alle drei Reiter ihre eigenen Pferde. Abermals lag Pfeiffer, der seine Ausbildung bei Johann Zagers absolvierte, hier ganz vorne. Lediglich dass Riccio vor der zweiten Pirouette kurz in den Trab fiel, war ein kleiner Schreckmoment. Aber das Paar hatte Höhepunkte, unter anderem im starken Trab und in den Zweier- und Einerwechseln. Insgesamt ein Pferd, das sich sehr gut durch den Körper bewegt. Den Ritt von Martin Pfeiffer im Sattel von Riccio bedachten die Richter mit 72,444 Prozent.
Auch Heiner Schiergen und Henny Hennessy lieferten eine gute Prüfung ab. Insgesamt hätte man sich die Pirouetten etwas mehr im Bergauf gewünscht. In den Einerwechseln wurde der Wallach außerdem etwas eng in der Ganasche. Für die ansonsten gute Prüfung des Paares gab es 70,500 Prozent.
Alina Röhricht und Dinario kamen als drittes Paar ins Viereck. Röhricht hatte heute so ihre Probleme, den schön aufgemachten Dunkelfuchswallach am rhythmischen Piaffieren zu halten. Dafür gelangen ihr aber tolle, bergauf gesprungene fliegende Wechsel wie an der Schnur gezogen. Für ihre auch sonst harmonische Vorstellung vergaben die Richter 69,028 Prozent.
In der zweiten Runde musste Martin Pfeiffer zuerst ran. Der Pferdewirt, der beim Gut Schrödersberg in Düsseldorf-Hubbelrath als Ausbilder tätig ist, stellte Henny Hennessy für 70,222 Prozent vor, also beinahe so gut wie Schiergen den Wallach selbst durch die Prüfung geritten hatte. Auch der Lärm des Wasserwagens, der während der Galopptour von Pfeiffer über den Springplatz nebenan gefahren wurde, konnte dem Paar im Viereck nichts anhaben.
Alina Röhricht saß als nächstes im Sattel des Oldenburgers Riccio. Dass die Abstimmung zwischen den beiden nicht ganz ideal war, wurde spätestens in den Zweierwechseln deutlich. Diese waren mit Fehlern behaftet. In den Verstärkungen zeigte Riccio unter Röhricht weniger Schub von hinten. Das machten am Ende 66,472 Prozent.
Der zwölfjährige Dimaggio-Sohn Dinario hatte auch unter Heiner Schiergen Probleme in der Piaffe. Außerdem schlichen sich in den Einerwechseln Fehler ein. Die Pirouetten hätte man sich noch etwas besser ausbalanciert gewünscht. Nichtsdestotrotz war auch das ansonsten eine gute Vorstellung, die mit 69,528 Prozent bewertet wurde.
Die Entscheidung
In der entscheidenden Runde saß Alina Röhricht im Sattel von Henny Hennessy. Der Berufsreiterin war sofort anzusehen, dass sie sich mit dem 17-jährigen Routinier wohlfühlt. Ihr gelang eine schöne Prüfung, lediglich in den Wechseln wurde der Wallach ihr tendenziell etwas eng: 70,250 Prozent.
Nun kam es darauf an: Schiergen müsste mit Riccio eine fehlerfreie Runde zeigen, sonst wäre ein Sieg nicht mehr möglich. Die erste Pirouette legte der Pferdewirtschaftsmeister jedoch ziemlich groß an und die Übergänge zwischen Piaffe und Passage waren etwas holprig. Auch bei Schiergen konnte Riccio zudem nicht die Verstärkungen zeigen, die Martin Pfeiffer zuvor mit dem Rock Forever-Sohn demonstriert hatte. Die Richter bedachten das Paar mit 68,417 Prozent.
Martin Pfeiffer bewies nochmal sein ganzes Können und sehr viel Feingefühl im Sattel von Dinario. Die Piaffen gelangen einwandfrei und auch die fliegenden Wechsel waren schön anzusehen. Das bedeutete am Ende 71,528 Prozent, was sogar ein besseres Ergebnis war als Dinarios Reiterin Alina Röhricht mit dem Wallach zuvor erzielt hatte. Somit stand fest: Martin Pfeiffer ist neuer Berufsreiterchampion in der Dressur mit einer Gesamtpunktzahl von 3855,5 Punkten vor Heiner Schiergen (3752 Punkte) und Alina Röhricht (3703,5 Punkte) – was für ein Debüt für den 33-jährigen Martin Pfeiffer aus Düsseldorf!
Henny Hennessy bestes Pferd des Finales
Der 17-jährige Wallach wurde im Rahmen des Finales des Berufsreiterchampionats als bestes Pferd ausgezeichnet. Es war deutlich zu sehen, dass Henny Hennessy mit seinen Fremdreitern schnell zusammenfand und konstant gute Runden drehte. Eine Auszeichnung, über die sich Heiner Schiergen sehr freuen konnte.
Uwe Karow, Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR), zeigte sich mit dem Verlauf des Finales sehr zufrieden: „Wir haben solide ausgebildete Pferde und feines Reiten erlebt.“ Sein Dank galt vor allem auch den Besitzern der Pferde, denn auch Berufsreiter sitzen auf diesem Niveau selten im Sattel eines Pferdes, das in ihrem eigenen Besitz steht. Seinem Pferd eine solche Prüfung mit Reiterwechsel zuzumuten sei „keine Selbstverständlichkeit“, so Karow gegenüber St.GEORG online.
Das Berufsreiterchampionat wurde zum 26. Mal ausgetragen. Die Ergebnisse aus Darmstadt finden Sie hier. Alle Sieger auf einen Blick finden Sie hier.The Global Destination For Modern Luxury | is air jordan outlet legit reddit
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