Fahren
Kaum zu glauben dass die Stimmung in der Halle noch zu steigern war, aber die Vierspännerfahrer schafften es. Traditionell wird in Stuttgart nicht nur um Weltcup-Punkte, sondern auch um den Titel des German Masters gefahren. Alle Fahrer, die drei deutschen wie auch die drei ausländischen Gäste, wurden vom Publikum lautstark angefeuert, Hallensprecher Carsten Sostmeier tat ein Übriges um den Spannungsbogen zu erhalten. Mit zwei blitzsauberen Nullrunden (248,30 Sekunden) sicherte sich der mehrfache Weltmeister Boyd Exell aus Australien den Sieg, den Titel und 5 500 Euro Preisgeld. Exell gewann zum fünften Mal in der mit 8 000 Zuschauern ausverkauften Schleyer-Halle. Über 30 Sekunden schneller war er nach beiden Parcours als der Zweitplatzierte Ijsbrand Chardon aus den Niederlanden, der 280,38 Sekunden brauchte. Er musste einen Abwurf in der ersten und zwei in der zweiten Runde verbuchen, doch auch ohne die fünfzehn Strafsekunden hätte es für den Mannschafts-Europameister nicht zum Sieg gereicht. Zum ersten Mal in Stuttgart und dann gleich qualifiziert für die zweite Runde, in der nur die besten drei antreten dürfen, am Ende der dritte Platz in dieser hochkarätigen Prüfung in 286,17 Sekunden – Rainer Duen aus Minden konnte es selbst kaum fassen. Nach längerer Zwangspause auf internationalem Parkett meldete er sich in dieser Saison eindrucksvoll zurück und wird nun versuchen, dieses Niveau zu halten und weitere Weltcup-Punkte zu sammeln. Georg von Stein aus Modautal kam auf Platz vier, ein ärgerlicher Abwurf in der ersten Runde ließ ihn auf dem vierten Platz die Prüfung beenden. „Übermotiviert“ hätte man bei einem jungen Fußballspieler gesagt, in der Fahrprüfung in der Schleyer-Halle galt dies für Michaels Brauchles Vorderpferde. Die beiden nur 1,52m und 1,54 Meter messenden Nightfire und Tequila Sunrise sind zwar schon zwölf Jahre alt, im Fahrsport allerdings noch ganz neu. Von Hause aus schon recht ehrgeizig ließen sie sich in der Halle von der beeindruckenden Kulisse noch mehr aufmischen, aus der daraus folgenden Unaufmerksamkeit ergaben sich drei Abwürfe, die eine bessere Platzierung als den fünften Platz verhinderten. Das konnte den amtierenden Europameister nicht zufriedenstellen, er tröstete sich mit der Tatsache dass er aus den Fehlern lernen wird: „Hier bekam ich als Starter mit einer Wildcard ohnehin keine Weltcup-Punkte. Beim nächsten Mal bin ich vorbereitet.“ Völlig enttäuschend die Vorstellung des Ungarn József Dobrovitz, am Freitag noch starker Dritter. Bei ihm lief es am Samstag einfach nicht, er musste sich auf dem sechsten Platz anschließen. Die Siegerehrung und das anschließend spontan von den Fahrern inszenierte Schaufahren brachte das Publikum noch einmal so richtig in Fahrt. Wer erlebt, wie in Stuttgart dann auf den Rängen die Post abgeht kann umso weniger verstehen weshalb der Fahrsport keine größere Lobby hat. An den Stuttgartern liegt es jedenfalls nicht.
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