Die German Masters in Stuttgart sind einfach das Turnier der Isabell Werth. Das zeigt sich in diesem Jahr einmal mehr. Nach dem überragenden Sieg gestern im Grand Prix mit Weihegold folgte die zweite gelbe Schleife heute in der Kür. Und Stallkollege Emilio tat heute ebenfalls wie ihm geheißen.
Die 90 Prozent-Marke von Lyon knackten Werth und die elfjährige Oldenburger Don Schufro-Tochter heute zwar nicht, aber sie kamen ganz dicht dran:89,418. Die Stute präsentierte die schwierigsten Lektionsfolgen wie Piaffe-Pirouette und daraus folgende Passagetraversale mit einer bewundernswerten Souveränität und Leichtigkeit. Insgesamt ist Weihegold im vergangenen Jahr viel beweglicher geworden als sie es früher war. Sie ist einfach durch und durch locker, eben absolut losgelassen und durchlässig. Da war kein Gewürge, kein Geziehe und Gedrücke. Es sah – der musikalischen Untermalung entsprechend – tatsächlich so aus, als tanzten die beiden Samba miteinander. Lediglich in den Einerwechseln zum Ende der Galopptour unterlief ihnen ein Versehen. Die Passage zum letzten Gruß präsentierte Werth einhändig im Anschluss an eine letzte Piaffe, die ihresgleichen suchte. Das war echt weltklasse! Das meinte auch die Reiterin: „Die Stute war fantastisch, und sie ist in der besten Form, die sie je hatte.“
In der Weltcup-Gesamtwertung führt derzeit die Schweizerin Marcela Krinke Susmelj mit 41 Punkten vor Werth, die nach zwei Siegen bei bislang zwei Auftritten 40 Punkte auf dem Konto hat.
Die letzten werden die Zweiten sein
Wie bereits am Vortag belegten Kristina Bröring-Sprehe und ihr 15-jähriger De Niro-Sohn Desperados Platz zwei. Der schwarze Schönling betrat als letztes Pferd das Viereck und wirkte strotzend vor Kraft und Gehlust. Bisweilen war da vielleicht sogar ein bisschen zu viel Power im Spiel. In den Passagesequenzen schlichen sich vor ungleiche Tritten ein und im Schritt sah es ein bisschen so aus als hielte die Reiterin den Atem an.Wobei das Paar hier auch eine ungemein schwierige Linie zeigt: Passage, versammelter Schritt, Piaffe mit Richtungswechsel, daraus starker Schritt. Insgesamt fehlte es den beiden heute ein wenig an der absoluten lockeren Selbstverständlichkeit, die das Siegerpaar ausgestrahlt hatte. Die Richter gaben 86,306 Prozent. Kristina Bröring-Sprehe zu ihrer Vorstellung: „Insgesamt war ich mit Desperados sehr zufrieden, er hat gezeigt, dass er auch mit 15 Jahren noch ein Kämpfer ist und viel Freude hat.“
Lütkemeier legte noch eine Schippe drauf
Oder vielleicht sollte man sagen, die Richter haben noch eine Schippe drauf gelegt, denn sehr viel besser als Fabienne Lütkemeier ihren D’Agostino gestern im Grand Prix vorstellte, kann es kaum sein. Die Richter sahen sie trotzdem „nur“ auf Rang vier. Die heutige Vorstellung stand der gestrigen in Sachen Ausdruck, Schwung, Elastizität und Harmonie zwischen Reiterin und Pferd kaum nach. Absolutes Highlight waren die Serienwechsel: 19 Einer am Stück auf gebogener Linie, ebenso die Zweiter. Dann auf der Mittellinie zunächst mit Zweierwechseln beginnend mit nahtlosem Übergang in die Einer – ganz stark! 78,886 Prozent und Platz drei waren der Lohn.
„Super happy“ sei sie, meinte Fabienne nach ihrem Ritt und fügte noch hinzu: „Man hat wieder gesehen, dass D’Agostino diese Halle liebt.“
Spannende Angelegenheit
Gar nicht lief es heute für den gestern noch drittplatzierten Briten Spencer Wilton auf Super Nova II, dem dritten De Niro-Sohn im Aufgebot. Bereits gestern hatte der Dunkelbraune ziemlich unter Strom gestanden. Das war heute eher noch stärker. Was aber besonders ins Gewicht fiel war, dass der Wallach nach der Galopptour und dem Übergang zum Schritt offenbar die Zunge übers Gebiss gezogen hatte. Jedenfalls war sie wiederholt deutlich zu sehen. Das ist teuer! So fanden sich die beiden heute im hinteren Drittel der Platzierungsliste wieder.
Die vollständige Ergebnisliste finden Sie hier.
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