Erstes Fazit Weltcup Grand Prix Omaha: Niemand mit 80 Prozent, dafür Atmosphäre satt und Deutschland auf den Plätzen eins, zwei und vier. Jessica von Bredow-Werndl siegte mit Dalera vor Isabell Werth und Quantaz. Vierte, hinter der Dänin Nanna Skodborg Merrald, wurde Ingrid Klimke mit Franziskus. Auffallend niedrig beurteilte der Franzose Jean-Michel Roudier die Ritte.
Wenn selbst „Queen Dalera“ erst einmal beim Einreiten stehen bleibt und erstaunt ins Rund blickt, dann sagt das schon einiges aus über den Weltcup Grand Prix Omaha. Die Arena fasst 18.300 Zuschauer. Die waren bei weitem nicht da.
Weltcup Grand Prix Omaha: Selbst die Queen ist etwas beeindruckt
Schon beim Gruß trat Dalera leicht zurück. So starteten die Olympiasieger mit 61,429 Prozent. Auch vorm Rückwärtsrichten guckte die Trakehner Stute einmal. Aber mit einer flüssigen und losgelassenen Trabverstärkung und einer sehr gut gelungenen ersten Passage-Piaffe-Passage-Tour mit den gewohnt geschmeidigen Übergängen im „Dalera Style“ erreichte die Zwischenwertung erstmals annähernd 82 Prozent nach diesen ersten Lektionen. Der starke Schritt gelang, aber im versammelten Tempo kam es zu einer deutlichen Taktstörung an der kurzen Seite. Da hielt die Reiterin ihre übermotivierte Easy Game-Tochter einmal an.
„Sie ging schon die letzten Tage extrem gut, aber hatte immer ganz schön viel Druck auf dem Kessel, vielleicht hätte ich noch das ein oder andere Turnier dazwischen reiten müssen,“, sagte die Siegerin gegenüber St.GEORG. „Aber“, fügte sie schmunzelnd hinzu, „alles gut. Lieber so, ihr geht‘s super, sie geht toll, ich bin total zufrieden.“
Die Stute ging mit federleichter Verbindung. Und sie äppelte sogar vor der Zick-Zack-Traversale, ohne dass es zu einem „Shit happens-Moment“ wie 2019 bei den Europameisterschaften in Rotterdam kam. Sichere Zweierwechsel, der erste Einerwechsel zu kurz gesprungen – „teure Kleinigkeiten“, sagt Jessica von Bredow-Werndl und blickt optimistisch nach vorn. Mit 79,922 Prozent setzte sie sich 2,5 Prozent von den Verfolgerinnen ab.
Quantaz in Bestform, Werth Zweite
Beherzt trabte Isabell Werth in die Arena. Sie hat auch eine gewisse Routine. Es war der 23. Grand Prix, den die weltbeste Dressurreiterin aller Zeiten im Rahmen eines Weltcup-Finales in Omaha ritt. Der Brandenburger Quantaz wirkte frisch und konzentriert. Vom sicheren Halten, über eine dynamische erste Trabverstärkung und weit kreuzende Trab-Traversalen hatte Werth den Quarterback-Hengst von Anfang an gut bei sich. Einmal zuckte er beim Anhalten vor dem Rückwärtsrichten, war dann aber wieder voll bei der Sache.
Die erste Piaffe zeigten beide absolut auf der Stelle, die Kruppe hätte noch etwas tiefer sein dürfen. Der starke Schritt gelang für den Hengst richtig gut, mit Übertritt und langem Hals sah das ausbalancierter als schon in anderen Prüfungen aus. Die Noten zu diesem Zeitpunkt zunächst bei 79,5, dann bei 77,238 Prozent. Eine federnde Passage mit mühelosem Übergang in die zweite Piaffe, in der der Braune einmal abschnaubte, folgten. Werth klopfte Quantaz einmal am Hals – nur keine Spannung aufkommen lassen. Ihr Konzept ging auf! Das Angaloppieren sicher, viel Risiko im starken Galoppp auf der Diagonalen, durchgehalten bis zur langen Seite. Einerwechsel vorwärts, gerade, sicher und mit Ausdruck. Super zentrierte Galopppirouetten, viel Ausdruck in der Passage vor der letzten Piaffe. In der war die Anlehnung allerdings zweimal unstet.
Über 77,485 Prozent, Platz zwei, war Werth „mega happy“. Denn die Vorbereitungen waren nicht ohne Herausforderungen: Beim ersten Abreiten, als parallel noch Bauarbeiten stattfanden, sei der Hengst noch „zwischen ängstlich und ein bisschen angefasst“ gewesen, umso zufriedener war Isabell Werth mit dem Grand Prix. „Er blieb geduldig, aber er war under fire“, so ihre Bilanz.
Mannschaftsweltmeisterin Nanna Skodborg Merrald Dritte im Grand Prix
Frisch und souverän ging die Dänin Nanna Skodborg Merrald mit dem Oldenburger Zepter zu Werk. Die erste Trabverstärkung: gleichmäßig in der Anlehnung, es folgten gut kreuzende, ausbalancierte Traversalen, sowohl nach rechts als auch nach links. Halten und Rückwärtsrichten: sicher. Mit nur minimaler Verlagerung ihres Gewichts regulierte die Dänin die sehr gleichmäßig ausgeführte erste Piaffe. Der starke Schritt war entspannt und mit deutlichem Bodengewinn. Gleitende Übergänge in die Piaffe und aus der Piaffe in die Passage. Das Paar wirkte lange souverän in der ersten Hälfte der Aufgabe. Doch dann kamen die Zweierwechsel, bei denen es zu Beginn hakte. Von 77,5 rutschte das Zwischenergebnis auf 76 Prozent.
Den starken Galopp ritt die Mannschaftsweltmeisterin daraufhin nicht mit vollem Risiko. Konzentriert bereitete sie den ersten der 15 fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung vor. Der und die 14 folgenden gelangen sicher, vor der Linkspirouette kam es dann zu einer Störung – teuer, denn das zählt zu der Pirouette, die an sich gut gelang, genau wie die nach links. Mit viel Ausdruck auf der letzten Linie setzte das Paar dann noch ein Ausrufezeichen, „trotz der kleinen Fehler“, wie die Dänin bilanzierte. 76,165 Prozent
Vierte: Ingrid Klimke und Franziskus
Der Weltcup Grand Prix Omaha von Franziskus war zweigeteilt. Wäre der Beginn so gut gewesen wie der zweite Teil der Aufgabe, hätte die Vielseitigkeits-Olympiasiegerin sicher noch mindestens einen Prozentpunkt mehr bekommen. 75,543 Prozent waren es am Ende.
Nicht ganz ausbalanciert schien Franziskus in der ersten Trabverstärkung, auch die Linkstraversale hätte geschmeidiger ausfallen dürfen, in der zweiten Trabverstärkung gab es einen Taktfehler. Piaffen und Passagen gelangen, im Galopp legten die beiden aus Münster dann aber die sprichwörtliche „Schippe drauf“: Guter starker Galopp mit viel Ausdruck und Risiko, gute Zick-Zack-Traversalen, schöne Einerwechsel, aus der zweiten Pirouette kamen die beiden nicht ganz flüssig heraus. Die letzte Trabverstärkung war dann wieder „à la Franz“ sowie das gesamte letzte Drittel der Aufgabe; einfach eine ganze Klasse besser. 75,543 Prozent sind eine gute Grundlage für die Kür am Karfreitag.
Das hat auch Ingrid Klimke so empfunden. Die Galopptour habe tolle Höhepunkte gehabt. Etwas geärgert habe sie sich über „diesen kleinen Holperer vorm Angaloppieren“. „Wenn mir einer gesagt hätte, dass ich hier Vierter beim Weltcup-Finale im Grand Prix in Omaha werde, wäre ich schon in die Luft gesprungen.“ Dafür ist dann morgen Zeit, da steht für Franziskus relaxen auf dem Programm, leichte Arbeit. „Und am Freitag in der Kür werden wir dann noch einmal richtig angreifen und ich den Tanz mit Franz richtig genießen.“
Bundestrainerin „sehr zufrieden“
Für Bundestrainerin Monica Theodorescu war es ein Auftakt nach Maß! „Wir sind sehr zufrieden, wie die Pferde gingen. Dalera hatte in paar Kleinigkeiten drin, weil sie echt heiß war. Sie ist top in Form. Jessi musste teilweise ,sehr konzentriert steuern‘. Quantaz ging eine saubere Prüfung, ohne Fehler: Ausgezahlt hat sich auch die Arbeit am Schritt. Isabell ist viel Schritt geritten, viele Tempiwechsel zwischen versammelt und stark. Immer entspannt, das zeigte sich jetzt, er ging deutlich losgelassener. Und Isabell ist tolle Verstärkungen geritten, im Trab wie im Galopp. Die Pirouetten waren auch gut. Für die rechte gab es sogar eine Neun, das lief. Ingrid hat eine saubere Prüfung abgeliefert mit dem kleinen Rumpler in der zweiten Trabverstärkung. Piaffe und Passage fanden wir deutlich verbessert, gerade in den Piaffen kommt er jetzt noch mehr zum Schwingen. Die Galopparbeit war richtig gut. Das war auch schon gestern im Training so, dass Franziskus immer schöner wurde und Ingrid das in der Prüfung heute sehr präzise reiten konnte. Wir sind einfach sehr zufrieden.“
Dinja van Liere (NED) und Hermes erscheinen nur zum Vetcheck in Omaha
Vergeblich mussten die Zuschauer auf die Drittplatzierten der Weltmeisterschaft von Herning 2022 warten: Das niederländische Paar Dinja van Liere und Hermes waren beim Vetcheck in der Holding Box gelandet. Es heiß, man sei sich nicht sicher, ob der Hengst nicht einfach nur zu heiß und damit verspannt war. Die indirekte Antwort gab es dann heute als das Paar zwar auf der Startliste, aber nicht auf dem Abreiteplatz erschien.
„Mopsi“ bestes US-Pferd im Weltcup Grand Prix Omaha
Steffen Peters und Suppenkasper begannen eher abwartend. Wenig schwungvoll gelang die erste Trabverstärkung, auch in der Rechtstraversale gab es einige zögerliche Tritte. Mopsis Rückwärtsrichten war so naja. In der Piaffe nickte der KWPN-Wallach deutlich und schwankte nach links und rechts, genauso in der Passage. Beides Anzeichen dafür, dass Pferde sich nicht tragen und entsprechend nicht das ruhige Genick die gewünschte Selbsthaltung dokumentiert. Immer wieder fußte das linke Hinterbein deutlich weiter unter den Körper als das rechte. Gehorsame Zweier- und Einerwechsel, eine gute erste und eine zu große zweite Pirouette im Galopp. Applaus gab es für das beste US-Paar satt nach dem Grand Prix, aber das ist ja in den USA so üblich. 74,581 Prozent bedeuteten Platz fünf.
Wüst: „Die Litauerin, das war typisch Weltcup“
Chefrichterin war die Deutsche Katrina Wüst. Sie freute sich wohlerzogen in der Pressekonferenz, dass der Weltcup „in den Staaten“ stattfindet. Vor allem aber habe sie, so sagte sie gegenüber St.GEORG im Anschluss, sich über die Litauerin Justina Vanagaite und ihr Pferd Nabab gefreut. Ja, Routine hätte da noch gefehlt. „aber das ist ein tolles Pferd und hat vieles gut gemacht. Ohne die Fehler hätten die beiden Sechste oder Siebte werden können. Damit, so habe ich das empfunden, hat sich wieder einmal die Weltcup-Idee verifiziert. Typisch Weltcup eben.“
Weitere Platzierte: 70 Prozent reichten
Sechste wurde die Niederländerin Thamar Zweistra mit Hexagon‘s Ich weiss. Der Schimmel schlug viel und gleichmäßig mit dem Schweif in der Trabtour, die immer wieder „passagig“ wirkte und bei der man nahezu fortwährend den Eindruck hatte, dass das Sprunggelenk nicht in Richtung Schwerpunkt, Stichwort Versammlung, sondern nach hinten, oben arbeitete. In den Piaffen stützte er etwas auf dem Vorderbein, 73,261 Prozent. Sie setzte sich im Weltcup Grand Prix von Omaha vor die Australierin Simone Pearce mit Fiderdance, wie Franziskus ein Sohn von Fidertanz. Der 14-jährige Dunkelfuchs vom Gestüt Bonhomme begann mit viel Energie, vergab aber in der Galopptour Punkte (71,32).
Platz acht ging an die 17. der Weltrangliste, Marieke van der Putten und Torveslettens Titanium. Für sie enttäuschende 70,776 Prozent erzielte die Niederländerin mit dem Totilas-Sohn, der zwar Piaffe und Passage wie eine Spieluhr geht, aber nie die Kruppe senkt, geschweige denn seinen ohnehin kurzen Hals in irgendeiner Weise, vom Schritt abgesehen, in der Position veränderte.
Die Kür findet am Karfreitag statt. Das Los hat entschieden, dass die drei deutschen Teilnehmerinnen direkt hintereinander in der Arena in Omaha erscheinen werden. Und zwar in der Reihenfolge Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Ingrid Klimke. Dahinter folgen dann noch der US-Amerikaner Steffen Peters und die Dänin Nanna Skodborg Merrald. Startzeit von Isabell Werth ist 20.10 Uhr Ortszeit Omaha, sprich 3.10 Uhr am Samstagmorgen in Deutschland.
Die Ergebnisse vom Weltcup Grand Prix finden Sie hier.
[Wir haben diese Meldung im Laufe der Nacht mehrfach ergänzt.]
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