Für den EM-Silbermedaillengewinner Frederic Wandres ist das Global Dressage Festival in Wellington unter anderem Gelegenheit, die Nachwuchspferde systematisch auf die Saisons in Europa vorzubereiten. Ein solches Nachwuchspferd ist auch Joy Game, ein Neuer im Team Wandres, der gestern ein siegreiches Grand Prix-Debüt gegeben hat.
Es gibt beim Global Dressage Festival auch eine nationale Tour, die aber auch für die internationalen Teilnehmer offen ist. So auch für Frederic Wandres und den gerade zehnjährigen KWPN-Wallach Joy Game, über seinen Vater Davino ein Hotline-Enkel aus einer Gribaldi-Mutter.
Die beiden haben gestern ihren ersten Grand Prix gemeinsam bestritten und mit 70,816 Prozent gewonnen – trotz „ein paar Babysachen“ und Dauerregen, wie Wandres erzählt. „Das hat er wirklich gut gemacht! Ich bin sehr sehr zufrieden mit ihm!“, so Wandres mit Nachdruck.
Mit „Babysachen“ meint er die Feinabstimmung, Übergänge und vor allem zwei fehlende Zweierwechsel. Letzteres nicht etwa, weil Joy Game nicht auf die Hilfe reagiert hätte oder Wandres nicht richtig gezählt hat, sondern weil Joy Game die Wechsel so groß springt, dass „beim siebten die Diagonale zu Ende war“.
Erst EM, dann Joy Game
Frederic Wandres kennt Joy Game schon eine ganze Weile. Er steht zwar in US-amerikanischem Besitz, aber seine ersten Turniererfahrungen in Deutschland sammelte er unter Nicole Wego-Engelmeyer, eine Kollegin von Frederic Wandres auf dem Hof Kasselmann. Seine erste Intermédiaire II hat der Wallach unter Holga Finken absolviert. Insgesamt ist Joy Game turniermäßig aber noch sehr unerfahren.
Inzwischen hat Frederic Wandres den Wallach ganz übernommen. „Meine Kollegin hat gesagt, ,Willst du ihn nicht mal probieren?‘ Das ist so bei uns im Team. Das ist vielleicht nicht alltäglich, aber dafür sind wir ein großes Team mit vielen verschiedenen Reitern und jedem liegt ja ein anderes Pferd. Da war ihr Gedanke, ob wir nicht versuchen wollen, ob wir gut zueinander passen. Und so war das dann auch.“
Die erste Anfrage kam bereits im Sommer, aber da lag Wandres‘ Fokus noch ganz auf der anstehenden EM in Riesenbeck. Im Anschluss übernahm er Joy Game dann und ritt ihn rund zwei Wochen später schon Intermédiaire II in Ankum. Ergebnis: auf Anhieb Rang zwei.
„Danach haben wir uns entschieden, ihn mit nach Amerika zu nehmen, um vielleicht hier – wie bei vielen Pferden zuvor – einen Einstieg zu bekommen. Da kann man schön konzentriert arbeiten und ein bisschen den Fuß in die Tür kriegen. Dann habe ich gedacht, jetzt probieren wir es einfach mal. Auf was wollen wir warten? Irgendwann müssen wir ja mal anfangen. Er ist ja gerade erst zehn geworden, aber insgesamt macht er das alles schon ganz gut.“
Ausblick
„Auf jeden Fall hat das Pferd sehr sehr viel Perspektive und sehr viel Potenzial, auch für Piaffe und versammelte Lektionen insgesamt“, fasst Frederic Wandres zusammen.
Wie viel er von Joy Game hält, wird am ehesten dadurch deutlich, dass er pünktlich zum Stichtag am 15. Januar beim Weltverband FEI für Deutschland registriert werden wird. „So dass im Fall der Fälle zumindest alles parat steht.“ Wandres lacht. Das bedeutet nämlich, dass Joy Game zumindest formell schon mal die Voraussetzungen erfüllt, um bei Olympischen Spielen die deutschen Farben vertreten zu dürfen. Allerdings ist der WM-Reiter von 2022 auch realistisch: „Aber ohne Stress! Er ist noch ein junges Pferd! Aber man weiß ja nie und das Potenzial dazu hat er auf jeden Fall, mal in die Fußstapfen seiner Stallkollegen hier zu treten.“
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar