Wenn man so viel gewinnt wie Isabell Werth ist es wahrscheinlich gar nicht so einfach, jeden Sieg so aussehen zu lassen, als sei er etwas ganz Besonderes. Aber irgendwie kriegt sie das immer hin, auch bei der Weltcup-Kür von Neumünster.
Ein Sieg mit Ansage nach der überzeugenden Vorstellung am Vortag im Grand Prix. Mit 86,810 Prozent, exakt genau soviel wie bei der Wertung in Amsterdam, absolvierte sie mit Weihegold den zweiten Pflichtauftritt, den die Stute zur Titelverteidigung für das Weltcupfinale in Göteborg Anfang April braucht.
Zu Ohrwürmern wie „Tanze Samba mit mir“, lieferten die beiden ihre Kür mit den gewohnten Stärken in Piaffen, Passagen und Übergängen, fehlerlosen Zweier- und Einerwechseln, jedesmal von der Reiterin mit einem erleichterten Grinsen quittiert, und vielen Schwierigkeiten, wie starker Galopp mit gleich anschließenden doppelten Pirouetten. Eine Lektionenfolge, die gefühlt Zweidrittel der Starter inzwischen im Programm haben, wobei man sagen muss: oft kopiert, selten erreicht. Ein kleines Versehen in der Zicktraversale konnte die Gesamtqualität der Vorstellung nicht trüben.
Weihegold verzaubert ihr Publikum nicht durch sensationelle Grundgangarten, die hat sie gerade nicht, aber durch ihre Sicherheit in den schwierigen Lektionen und ihre liebenswürdige Kooperationsbereitschaft. Mit jeder Faser strahlt sie aus: Ich will meine Sache gut machen. Das kommt bei den Leuten an und Isabell ist Profi genug, die Siegerehrung jedesmal zu einer glamourösen Show auszubauen. Wenn nicht die Pressekonferenz gewartet hätte, stünden die beiden wohl noch immer piaffierend (Weihegold) und winkend (Isabell) in der Holstenhalle.
Von der Musik her, hat Isabell Werth schon glanzvollere Töne gewählt, aber eins gelingt ihr mit der Kürmusik immer: den Zuschauern, zu denen ja auch die Richter zählen, gute Laune zu machen und ihre Emotionen zu wecken. Nach dem Weltcupfinale, für das sich Werth zwischen ihr und Emilio entscheiden wird, soll Weihegold wieder ihre züchterischen Pflichten erfüllen, es werden ihr wieder Embryonen entnommen.
Die weiteren Platzierten
Auch die beiden nächsten Plätze wurden in dieser Reihenfolge bereits im Grand Prix vergeben. Der 17jährige Damsey von Helen Langehanenberg tanzte mit sehr geschmeidigen fließenden Traversalen übers Viereck im spielerischen Wechsel zwischen Trab- und Passagetritten. Die Piaffen gelangen gut im Takt und in verschiedene Richtungen, am Schluss als Fächer, also erst in die eine, dann in die andere Richtung, was als besondere Schwierigkeit gilt. In den Passagen gab es immer mal wieder ungleiche Tritte.
Die Galopptour war mit doppelten Pirouetten gespickt, nicht alle auf ganz kleinem Kreis, aber sehr akurat in Traversalen eingebettet, auch eine besondere Schwierigkeit. Die Vorstellung des eleganten Paares wurde mit 83,825 Prozent belohnt wurde, das zweitbeste Ergebnis in der bisherigen Karriere. Mit 71 Punkten führt Helen Langehanenberg die Weltcupwertung vor der letzten Qualifikation in Hertogenbosch an, (auf der Werth als automatisch qualifizierte Titelverteidigerin nicht geführt wird).
Auf Platz drei etablierte sich die Irin Judy Reynolds auf dem ebenfalls bereits 17-jährigen Vancouver. Die irischen Folklore-Klängen passten gut zu dem Paar, das insgesamt mehr durch durch weitgehende Fehlerlosigkeit als durch originelle Linienführung gefiel (82,750). Fürs Finale braucht Reynolds noch ein paar Punkte, liegt vorläufig mit 40 Punkten auf Rang 12.
Benjamin Werndl auffällig gut
Weiter ins Blickfeld reiten konnte sich Benjamin Werndl mit dem Damon Hill-Sohn Daily mirror, der mit seinen 15 Jahre zwar kein Nachwuchspferd mehr ist, aber dennoch in seiner schwächsten Lektion, der Piaffe seit dem Weltcup in Stuttgart im November große Fortschritte gemacht hat. Zwar immer noch nicht besonders ausdrucksstark, blieb er jetzt in Neumünster am Platz und im Takt. Seine Punkte holt der statiöse Braune unter anderem in den imponierenden Verstärkungen, den fließenden Trab- und Galopptraversalen und seinen Grundschwung in allen Lektionen. Werndl liegt auf Rang drei der Weltcup-Wertung.
Dorothee Schneider war mit 79,595 Fünfte in Neumünster, Zweite der Weltcup-Wertung. Sie krönte ihren 50. Geburtstag in der Holstenhalle mit dem Sieg im frühmorgendlichen nationalen Grand Prix Special auf der hocheleganten Pathétique v. Quarterback. Die Zuschauer hätten die Mannschaftsweltmeisterin in der Kür deutlich weiter vorn gesehen, aber einige Ungenauigkeiten kosteten Punkte. Insgesamt hat sich der 13-jährige San Remo-Sohn seit dem letzten Jahr gut weiterentwickelt. Ein Wechselfehler und zwei Ausfälle in den Pirouetten kosteten Punkte. Bemerkenswert das allzeit schöne Seitenbild des anmutigen Pferdes, mit der Nase stets deutlich vor der Senkrechten.
Gelungener Auftritt von Kathleen Keller
Zum ersten Mal bewegte sich Kathleen Keller mit dem schönen Rappen San Royal in der gehobenen Weltcup-Gesellschaft und machte eine fabelhafte Figur. Vor allem hat sie begriffen, dass man die Zuschauer über die Musik für sich gewinnen kann, bei jeder Piaffe ertönten Akkorde aus dem Radetzky-Marsch und nicht umsonst hatte Vater Dolf Keller am Tag zuvor mehr oder weniger diskret die Parole ausgegeben: Auf der letzten Linie wird geklatscht. Wurde es, und der gemütsmäßig sehr stabile San Royal hatte nichts dagegen, im Gegenteil, er fühlte sich angefeuert. (78,065).
Eine weitere gute Entwicklung hat auch Fabregaz unter Fabienne Müller-Lütkemeier genommen. Der riesige Rappe füllt das Viereck mit seinem gewaltigen Rahmen voll aus. Schwer zu korrigieren sein dürfte die Taktunsicherheit im Schritt, da kommt der Rappe nicht über eine Vier oder Fünf hinaus. Auch wiederholte Taktfehler in den Passagen drückten auf die Noten. (78,015, Platz sieben).
Dahinter auf Platz acht reihte sich die Niederländerin Adelinde Cornelissen auf dem 14-jährigen KWPN-Hengst Aqiedo ein, ein eleganter bunter Rappe mit einem schwierigen Hals, der sich stark nach oben verjüngt, so wie man es bei Pferden sieht, die wegen Koppens operiert wurden. Bei dieser OP wird ein Teil des Muskels entfernt. Aqiedo wurde häufig zu eng, aber seine traumhaft sicheren Piaffen, Passagen und Übergänge zählten zu den besten des Tages.
Bleibt der Weltcup in Neumünster?
Ob und wie es mit dem Weltcup in Neumünster weitergeht, steht noch nicht fest, die Schauplätze der nächsten Qualifikationen werden von der FEI erst noch bekanntgegeben. Kriterien sind unter anderem eine Befragung von Reitern und Pflegern, aber die Zuschauerkapazitäten in der Holstenhalle sind beschränkt. Turnierchefin Bettina Schockemöhle ist optimistisch: „Alles in allem mit der Videowand im Ausstellungsbereich kommen wurde auf 3500 Zuschauer pro Veranstaltung,“ sagt sie. Samstag und Sonntag waren komplett ausverkauft. „Wir tun viel für Reiter und Pfleger“, so Bettina Schockemöhle, „allein die kurzen Wege und die Parkmöglichkeiten kommen ihnen entgegen.“ Nicht zu vergessen die vorzügliche Verpflegung. Da kann es nicht schaden, dass der FEI-Repräsentant die Pflegerkantine versehentlich für den VIP-Bereich hielt.
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