Sie war die Favoritin und sie hat beim Weltcupfinale geliefert! Isabell Werth hat im Sattel der Oldenburger Stute Weihegold zum dritten Mal in ihrer Karriere den Weltcup gewonnen. Mit 90,704 Prozent blieb sie dabei nur haarscharf unter ihrem Rekord von Amsterdam, wo sie mit 90,720 Prozent gewonnen hatte.
Im gut gefüllten Century Link Center von Omaha, knapp 8600 waren in die Arena gekommen, die 13.800 Zuschauern Platz bietet, war die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten als letzte ins Viereck des Weltcupfinale gekommen. Zu dem Zeitpunkt lag der erklärte Publikumsliebling Laura Graves aus den USA mit Verdades, Vierte der Olympischen Spiele von Rio, mit 85,307 Prozent in Führung. Einen Fehler durfte sich Werth, die den Grand Prix vor zwei Tagen auch schon gewonnen hatte, nicht leisten.
Die Kür zu einem Medley italienischer Hits vornehmlich aus den 1970er Jahren begann Werth gleich stark: Nach dem Halten sofort mit den Highlights, die Weihegold wie kein anderes Pferd derzeit präsentieren kann: Passagen, Piaffen und vor allem die Übergänge zwischen diesen Lektionen höchster Versammlung. Und das auf gebogener oder gerader Linie, und sogar in einer 360-Grad-Wendung. Ein Tritt wie der andere, die Ohren entspannt im Takt mitwippend. Werth ging volles Risiko, der starke Galopp über die Diagonale mit maximaler Rahmenerweiterung, und dann mit minimaler Hilfengebung zurückgeführt in die doppelte Pirouette. Es war ein Triumph der Durchlässigkeit. „Weihe war an, sie hat gefühlt, worum es geht“, sagte Isabell Werth zehn Jahre nachdem sie das letzte Mal die Winterhallenmeisterschaft, den Weltcup, gewonnen hatte. Damals übrigens auch in den USA, in Las Vegas, im Sattel von Warum nicht. Auch die fliegenden Galoppwechsel, darunter 19 Einerwechsel auf gebogener Linie gelangen. In den Trabtraversalen hatte die Stute deutlich mehr Ausdruck als im Grand Prix. Nach der letzten Diagonale starker Trab, nicht die Paradelektion der Oldenburger Don Schufro-Stute aber mit zunehmender Kraft auch immer ausdrucksstärker, lachte Isabell Werth einmal verschmitzt ins Publikum. Nur noch eine letzte Mittellinie, dann … Allerdings hatte diese Linie es in sich. Unter anderem mit einer 360-Grad-Wendung in der Piaffe – eine Bilderbuchlektion, ein perfektes Beispiel eines Pferdes, das sich selbst trägt, bei leichter Anlehnung das Genick am höchsten Punkt, die Nasenlinie leicht vor der Senkrechten und vor allem die Hinterhand nicht nur aktiv und gleichmäßig abfußend, sondern auch in den großen Gelenken deutlich gebeugt. „Ich habe gelacht, weil ich wusste, jetzt kommt noch einmal Passage und Piaffe, da kann man sie zelebrieren“, so Isabell Werth danach.
Weltcupfinale goes Formel Eins
Spaßig war die Siegerehrung bei der Werth zunächst nicht gehört hatte, dass der Hallensprecher die Reiter gebeten hatte, abzusteigen. Als sie einen Tipp von dem Drittplatzierten, Carl Hester, bekam, sprang sie dann mit einem Schwung aus dem Sattel und marschierte schnurstracks aufs Podium. Das brachte die Regie komplett durcheinander, weil eigentlich rückwärts hätte platziert werden sollen, Hester, Graves dann Werth. So wurde viel gelacht.
Erst recht als Isabell Werth dann auch noch den Inhalt einer Champagnerflasche in bester Formel-Eins-Manier auf den Fräcken der beiden anderen auf dem Podium ausleerte. „Ich habe Carl versprochen, ich bezahl die Reinigung“, lachte Werth danach. Und Hester? „Ich habe eines gelernt, nie wieder ein Championat mit Drei-Tage-Bart! Alles klebt!“
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