Weltcupfinale 2017: Über 82 Prozent im Grand Prix für Isabell Werth und Weihegold

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Isabell Werth und Weihegold beim Weltcup-Finale in Omaha (© Pauline von Hardenberg)

Beim Weltcupfinale in Omaha haben erwartungsgemäß Isabell Werth/Weihegold, Laura Graves /Verdades (USA) und Carl Hester/Nip Tuck (GBR) die Podiumsplätze unter sich ausgemacht. Trotz hoher Noten gab es kleinere Unsauberkeiten, auch bei der Siegerin Isabell Werth. Und anschließend wurde auch noch eine Teilnehmerin wegen Blut im Maul ihres Pferdes disqualifiziert.

Auf dem Podium drei gut gerittene Pferde mit kleineren Fehlern, im Mittelfeld Vierbeiner, die entweder leicht überfordert oder so aussahen, dass man sie bei eBay mit dem Verweis „leichte Gebrauchsspuren“ einstellen müsste. Und am Ende zwei couragierte Teilnehmer aus Südamerika und eine Neuseeländerin, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen war – das ist das Fazit des Grand Prix beim diesjährigen Weltcupfinale in Omaha. Für den Ausgang des Weltcups hat die Prüfung keine Bedeutung, am Samstag (bereits Sonntag Ortszeit in Deutschland) fällt die Entscheidung in der Kür. Dann beginnt wieder alles bei null.

82,3 Prozent erhielten Weihegold OLD und Isabell Werth für einen Ritt, der in der gesamten Piaffe-Passagen-Tour seinesgleichen suchte. Die Rappstute v. Don Schufro-Sandro Hit hatte stark begonnen. Vor dem Einreiten hatte Isabell Werth noch einmal den Übergang von Passage in den Rechtsgalopp an der langen Seite geübt. Der klappte, „Weihe“ wurde noch einmal hinter der Schabracke geklopft, dann ging es los, begleitet von den dramatischen Klängen der Carmina Burana. Nicht, dass Musik schon eine Rolle spielen würde, aber sie hilft. „Jeder erwartet eine 80-Prozent-Runde“, weiß auch Isabell Werth. Aber sie weiß auch, am Ende wird abgerechnet. Bis zu den fliegenden Galoppwechseln zu zwei Sprüngen lief alles nach Plan. Chefrichterin Katrina Wüst betonte, den hohen Versammlungsgrad, die Präzision und wie geradegerichtet die Stute sei. Und genau hier kündigte sich der Fehler an. Weihegold bog schon nicht hundert Prozent gerade auf die Diagonale ab, Zweierwechsel. „Ich fühlte mich sicher nach dem dritten Wechsel, dann war ich nicht mehr konzentriert, blöd. Mein Fehler“. Danach war aber bald die Harmonie wieder hergestellt. In den Zickzack-Traversalen riskierte Werth noch nicht alles, auch die fliegenden Wechsel von Sprung zu Sprung hat man bei dem Paar schon größer und ausdrucksstärker gesehen. „Eigentlich war sie da schon wieder bei mir, aber ich wolle nicht zu viel riskieren.“ Mit Galopppirouetten wie aus dem Lehrbuch und einer überragenden Passage-Piaffe-Tour zum Abschluss, war dann alles wieder sehr gut. Bei der Siegerehrung drehte Weihe, deren Besitzer, Familie Arns-Krogmann, mittlerweile auch in Omaha angekommen sind, dann noch einmal richtig auf. Nach mehreren Erfolgen auf Hallenturnieren hat sich die „elektrische Atmosphäre gerade in der Siegerehrung“ eingebrannt auf der Festplatte. „Morgen müssen wir sie jetzt erstmal wieder ein bisschen relaxt bekommen“, sagt die Favoritin auf den Titel.

Nach den Hallenturnieren mit der lauten Musik freue ich mich schon jetzt, mal wieder in Balve eine Runde auf dem Land drehen zu können.

Direkt vor Isabell Werth war die Lokalmatadorin, Laura Graves mit Verdades v. Florett Ass, in der Prüfung gewesen. Der braune Wallach hat schon 80-Prozent-Runden hingelegt. Aber auch er hat Probleme mit der Atmosphäre, schon deshalb, weil es in den USA so gut wie keine Hallenturniere gibt. „Der letzte Start war beim letzten Weltcup“, sagt die schlanke Amerikanerin, die in Sachen Versammlung noch Nachholbedarf hat.

Pauline von Hardenberg

Laura Graves und Verdades (USA)  Foto:  Pauline von Hardenberg (© Pauline von Hardenberg)

In der Passage und Piaffe ist das Sprunggelenk stets hoch anstatt unter den Körper zu kommen. Der Galopp ist äußerst frisch nach vorn angelegt, ansonsten würde der KWPN-Wallach im Vierschlag galoppieren. Fehler in der Zickzack-Traversale und Spannung in einer Pirouette, beides Lektionen mit dem Faktor zwei, kosteten Punkte, 79,8 Prozent. „Hier hinter Isabell Zweite zu sein, fühlt sich fast an wie gewinnen“, sagt die Vierte der Olympischen Spiele von Rio.

Nip Tuck „kein Ferrari“

Der Drittplatzierte Nip Tuck mit dem Briten Carl Hester ging eine Runde, wie man sie von Barney kennt: Stark in der Ausbildung, beeindruckend in der Haltung, aber schwach in allem, was ein aktives und vor allem schnelles Hinterbein verlangt. Beim letzten starken Trab war das Hinterbein schon recht schwach, der Takt nicht mehr gegeben. Chefrichterin Wüst bemerkt, Hester wisse, dass sein Pferd „kein Ferrari“ sei. Hester tut entsetzt, als er das hört bei der Pressekonferenz.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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