„The Emperor“ nannte das Richterkollegium Andreas Helgstrands hünenhaften KWPN-Hengst Jovian nachdem er als letztes Pferd bei den Weltmeisterschaften der siebenjährigen Dressurpferde den zweiten Titel für Helgstrand Dressage erholte.
Der Beiname passt, denn der Apache-Tango-Sohn Jovian (Z.: E.T. Ten Bosch) dominierte die Konkurrenz bei dieser WM nach Belieben. Als er fünfjährig Gold geholt hatte, hatte er noch Konkurrenz von Secret gehabt. Heute war da keiner, der ihm das Wasser hätte reichen können. Der Trab: schwungvoll, erhaben, voller Kraft und doch einer gewissen Leichtfüßigkeit, unerschütterlich im Takt in allen Tempi, egal ob in der Wendung, auf geraden Linien oder in den Seitengängen und mit beeindruckender Schulterfreiheit, 10,0. Der Schritt kommt da nicht ganz mit, ist aber geregelt und bei ausreichendem Raumgriff den Richtern eine 8,0 wert – vor allem auch, weil der Hengst sich wirklich im Takt zurückführen ließ und daraus sehr gute Schrittpirouetten entwickelte. Im Galopp unterliefen den beiden keine Fehler, die Pirouetten müssen in Zukunft aber noch zentrierter werden und vor allem sicherer im Takt des Galoppsprungs. 9,8 gab es dafür und für die Durchlässigkeit. Die 10 für die Perspektive. Zusammen mit 83,143 Prozent für die technische Ausführung der Lektionen ergab das beeindruckende 89,136 Prozent, die den Hengst zum Champion machten.
Andreas Helgstrand gibt unumwunden zu, dass Jovian sein Lieblingspferd ist. Und während er bei allen anderen Pferden klar sagt, dass jedes in seinem Stall käuflich zu erwerben ist, heißt es über Jovian: „Er ist auch ein PR Produkt.“ Mit anderen Worten: Er ist das Aushängeschild von Helgstrand Dressage. Helgstrand betonte, er sei heute nicht nur stolz auf sein Pferd, sondern auch darauf, dass sein System, junge Pferde (teuer) zu kaufen, auszubilden und dann teurer zu verkaufen, aufgeht. Wie er sagt: „Wenn ich ein gutes Pferd sehe, freue ich mich so sehr, das muss ich dann einfach haben.“ Es war übrigens noch ein weiterer solcher Fall von Liebe auf den ersten Blick unter den Medaillenpferden.
Silber
Aber erst der Silbermedaillengewinner. Das war der dänische Don Olymbrio-Sohn Touch of Olympic aus einer Fidermark-Mutter (Z.: Anja und Jan Petersen) im Besitz des Gestüts Blue Hors und vorgestellt von Nanna Skodborg Merrald. Die reitet den Dunkelfuchswallach schon seit er vierjährig ist. Damals war sie noch selbstständig und ritt nur einzelne Pferde für Blue Hors. Eben auch Touch of Olympic, der mit seinem Schwung und Raumgriff im Trab überzeugt. Das Highlight ist jedoch sein Schritt: Starker Schritt durch den Körper mit guter Dehnung. Versammelter Schritt sicher im Takt, schöne zweite Schrittpirouette. Was allerdings auffiel: Der Wallach war durchweg sehr hoch eingestellt und dehnte sich beim Zügel aus der Hand kauen lassen kaum. Die Richter betonten aber: „Wir mögen ihn wirklich!“ und gaben eine 9,6 für Durchlässigkeit und Perspektive. Zusammen mit der 8,9 im Galopp ergab das ein Endergebnis von 83,965 Prozent.
Bronze
Medaillenpferd Nummer zwei von Helgstrand war der ehemalige Bundeschampion der dreijährigen Reitpferde, der Westfale Eternity v. Escolar-Sir Donnerhall (Z.: Franz Remmersmann) unter Anne-Mette Strandby Hansen. Die beiden gewannen Bronze. Eternity hatte Andreas Helgstrand dreijährig auf der Westfalen-Woche entdeckt und zugeschlagen. Schon damals gefiel der Hellbraune mit seiner naturgegebenen Balance und den leichtfüßigen schwungvollen Bewegungen in Trab und Galopp, die in den vergangenen Jahren von Dänemarks Cathrine Dufour noch behutsam weiterentwickelt worden waren, so dass der Wallach nun auch insbesondere in den versammelten Lektionen punktet. Als Dufour sich auf Olympia vorbereiten musste, übernahm die U25-Europameisterin Strandby-Hansen den Beritt. Und soll ihn auch behalten, wie ihr Chef Andreas Helgstrand ihr in der anschließenden Pressekonferenz unter Zeugen versicherte. Jedenfalls so lange, bis auch Eternity einen neuen Besitzer gefunden hat. Seine Wertnoten heute: Trab 9,6, Schritt (schon immer sein Schwachpunkt, weil knapp im Raumgriff) 7,2, Galopp 9,8, Durchlässigkeit 9,7, Perspektive als Dressurpferd 9,5. Gesamtergebnis: 83,407 Prozent.
Vierter wurde der Hannoveraner Hengst Quando Unico v. Quantensprung-Fidertanz (Z.: Silke Groeneveld), der dem Gestüt Sprehe zusammen mit dem Landgestüt Moritzburg gehört. Die Australierin Simone Pearce präsentierte ihn für 82,450 Prozent. Es hätten mehr sein können, hätte das Paar den fliegenden Wechsel zwischen den beiden halben Pirouetten nicht vermasselt. Aber mit einer 7,9 in der Durchlässigkeit war nicht mehr drin. Zumal der Hengst sich beim Zügel aus der Hand kauen lassen nicht wirklich streckte. Überhaupt war er eher „leer“ in der Anlehnung. Dabei trabte er sehr elastisch und nahm besonders im Galopp schon sehr reell die Last auf, wurde in der Verstärkung allerdings etwas eilig.Highlight: die sicher nach vorne-oben durchgesprungenen Serienwechsel. Für den Trab gab es die 9, für den Schritt die 9,7, für den Galopp die 9,2 und die Perspektive war eine 9,4 wert.
Die deutschen Paare
Bestes deutsches Pferd unter deutscher Reiterin war der westfälische Stanford-Sohn Señor Charming aus einer Fürst Piccolo-Mutter aus der Zucht und im Besitz von Christine Schreiner. Vorgestellt worden war er von Kira Laura Soddemann, der eine ganz besondere Ehre zuteil wurde, als die Richter ihr zu ihrem guten Reiten gratulierten. In der Tat stellte sie den Bundeschampionats-Zweiten von 2020 immer in passendem Rahmen und schöner Anlehnung vor, ohne Lektionsfehler und sehr geschickt. Der Wallach ist sehr elastisch und mit auffälliger Mechanik und Schulterfreiheit, allerdings fehlte dem Bewegungsablauf heute etwas der Fluss nach vorne. Trotzdem eine sehr schöne harmonische Runde, die mit 80,158 Prozent und Rang acht bewertet worden war.
Ebenfalls westfälisch eingetragen ist der Vitalis-Sohn Valverde, Eva Möllers ehemaliger Bundeschampion, der vor kurzem von Helgstrand zu der Bayerin Yara Reichert wechselte. Mit seiner neuen Reiterin kam Valverde auf 78,322 Prozent und wurde Elfter.
Der letzte Platz spiegelt nicht das wieder, was die Rheinländer Stute Quiana v. Quaterstern-Rubinstern Noir von Nicole Wego-Engelmeyer aus familieneigener Zucht vermutlich kann. Die Stute ist ein sehr elegantes, leichtfüßiges Pferd (wie Kommentatorin Ulrike Nivelle sie nannte: „die Heidi Klum unter den Pferden“), das sich im Trab sehr schön trug und den Verstärkungen mit viel Raumgriff beeindruckte (9,3). In der Anlehnung war sie vielleicht schon eine Spur zu leicht. Im Schritt gelassenes, großzügiges Schreiten (8,5). Insgesamt merkte man bis da, dass die beiden ein eingespieltes Team sind. Im Galopp allerdings machte die Stute sich fest, was sich insbesondere in den fliegenden Wechseln bemerkbar machte, die kaum reell nach vorne durchgesprungen waren. Da war nicht mehr drin als 7,5 für diese Gangart wie auch für die Durchlässigkeit und eine 8 in der Perspektive. Machte 75,158 Prozent für die sympathische Lady.
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