Frederic und Gilbert Tillmann und ihre Verbindung zum Hamburger Derby

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Derby-Gewinner 2013: Gilbert Hillmann und Hello Max. (© Toffi)

Der eine Bruder ist bereits Derby-Sieger, der andere möchte nachziehen. Frederic und Gilbert Tillmann (Derby-Sieger 2013) sprechen über ihre Vorbereitung auf das Derby, Nervosität, Rituale und den Konkurrenzkampf.

Mit Hello Max feierte Gilbert Tillmann seinen bisher vielleicht größten Erfolg, als er 2013 das Hamburger Derby gewann. Das Besondere: Bevor der irische Wallach zur Familie Tillmann kam, man sein Vermögen erkannte und er schließlich Derby-Sieger wurde, lief er im Schulbetrieb. Ein Karriereeinstieg, wie ihn wohl die wenigsten Pferde im großen Sport haben.

In diesem Jahr ist Gilbert Tillmann zum sechsten Mal im Sattel von Hadjib v. Chequille im Derby dabei. Die vielen Teilnahmen tragen allerdings nicht zur Entspannung bei, verrät der Rheinländer im Hintergrundgespräch. Seinem Bruder Frederic, der ebenfalls bei dem Gespräch dabei ist, geht es ähnlich. Wobei er im letzten Jahr zum ersten Mal mit seinem Wallach Comanche dabei war, damals noch achtjährig, und die Aufregung da noch etwas stärker war. Der Cellestial-Sohn wurde Zweiter – das sorgt zwar für etwas mehr Entspannung. Doch bleibt es dabei: Das Derby fordert eine gewisse Grundnervosität ein.

Vorbereitung und Aberglaube

Zuhause haben sich die Tillmanns den Wall und Pulvermanns Grab nachgebaut. Die Vorbereitung verlief bei beiden ähnlich: Erstmal „gut Kondition aufbauen“ und dann sei mit den Derby-Hindernissen trainiert worden. Dabei gab’s auch mal Besuch von Kollegen wie bspw. dem Iren Michael Duffy. Individuelle Probleme wurden dann aber auch individuell gelöst. Frederic Tillmann hatte im letzten Jahr Schwierigkeiten an den Bahnplanken. Die standen deshalb ganz oben auf dem Trainingsplan. „Vom Leichten zum Schweren“, erklärt der ältere der Brüder seine Herangehensweise. Zunächst hat er die Schranken im Training nicht so hoch gebaut. Stangen am Boden ließen zunächst das Hindernis außerdem leichter taxieren. Und dann ging es Stück für Stück näher ans Original.

So ähnlich die Vorbereitungen im Vorfeld sind, so unterschiedlich sehen die Derby-Tage für die Brüder aus. Auf die Frage, ob und welche Rituale durchgeführt werden, erwidert Gilbert Tillmann, der zweieinhalb Jahre jüngere der Brüder, mit vielsagendem Schmunzeln, er versuche sich kurz zu halten. Während sein Bruder keinen vorgeplanten Tagesablauf habe, sei der Ablauf eines „Derby-Sonntags“ bei ihm immer gleich: Schon um sieben Uhr morgens steigt er in den Sattel seines Pferdes um Trainieren, danach gibt es Frühstück und dann beginnt die Nervosität. Auch den Parcours gehe Gilbert Tillmann immer gleich ab, nur einmal habe er seine Strategie geändert – als er einen Tipp von Sören von Rönne erhalten habe. Der Tipp: Je öfter man den Parcours abgeht umso leichter wird er. „Stimmt nicht“, erklärt Tillmann und hat die Lacher auf seiner Seite. Also wird der Parcours wieder nach lange einstudiertem Schema abgelaufen. Ein weiteres kleines, aber sehr wichtiges Detail gibt es noch: Gilbert Tillmann trägt „seit zehn Jahren“ die gleiche Reithose und das gleiche Jacket. Ein „Derby-Jacket“, das nur zu diesem einen besonderen Anlass getragen wird. Das Jacket, mit dem er 2013 siegte. Lediglich die Stiefel und der Helm haben mittlerweile das Zeitliche gesegnet und mussten ausgetauscht werden.

Schwerer Parcours, starke Konkurrenz

Der Derby-Parcours ist besonders, das ist kein Geheimnis. Vor allem ist er auch besonders schwer. Fragt man Gilbert Tillmann, wo genau die Knackpunkte liegen, sagt er: „Von Sprung eins bis 17, alle Hindernisse.“ Die Erklärung folgt wenig später: „Ich hab‘ schon – fast – überall Fehler gemacht.“

Einig sind sich die Brüder, was die Konkurrenz angeht. Die ist „gut in Schuss“, sagt der jüngere der beiden. Selten habe es in der ersten Qualifikation so viele „Nuller“ gegeben. Unter den Brüdern gebe es jedoch keinen Konkurrenzkampf, nur eine gemeinsame Hoffnung: Am Ende soll einer von ihnen vorne stehen.

Für Frederic Tillmanns Start wurde Überredungsarbeit notwendig

Die zeitliche Überschneidung mit dem Preis der Besten in Warendorf hätte beinahe verhindert, dass Frederic Tillmann nach Hamburg gekommen ist. Dort sitzen an diesem Wochenende nämlich seine Kinder im Sattel – sein Sohn Lennard beim Springen und seine Tochter Madlin in der Dressur. Der Reiter habe seinen eigenen Start in Hamburg zunächst absagen wollen, um seine Kinder zu unterstützen. Hier habe sein Bruder jedoch interveniert. Beide müssten schließlich einmal das Derby gewinnen und hier sei Frederic noch in der Bring-Schuld, lacht Gilbert. Damit war die Sache entschieden. Einfach sei es jedoch nicht. Frederic Tillmann versuche nicht zu viele Ferndiagnosen nach Warendorf zu schicken, weil genug Unterstützung vor Ort sei. Der Start seiner Kinder mache das mit der Nervosität allerdings nicht gerade besser.

Um 13:30 Uhr am Freitag steht die zweite Qualifikation und damit der nächste Schritt in Richtung Derby-Finale bevor.

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Tina GummarVolontärin

Als Volontärin seit März 2023 in der Redaktion St.GEORG dabei. Kommt aus einer Pferdefamilie, hat die Fohlen ihres Großvaters aufwachsen gesehen, sie angeritten, ausgebildet, auf Turnieren vorgestellt und verkauft. Erfolgreich in Springprüfungen Klasse M2*. Ausbildungsmodul an der Akademie für Publizistik, Expertise in Jungpferdeausbildung und Trainingslehre.

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