Headshaking: So decken Wissenschaftler die Krankheit mit einem Sensor auf

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Headshaking schränkt das Wohlbefinden des Pferdes ein und führt zu Problemen beim Reiten. (© www.slawik.com)

Headshaking wird häufig durch einen schmerzenden Gesichtsnerv (Trigeminus) ausgelöst. Forscher haben nun eine Methode getestet, mit der man objektiv messen kann, ob ein Pferd diese Art Headshaking hat

Typische Symptome bei Headshaking

Wenn Pferde an einem schmerzenden Gesichtsnerv leiden, hat das erhebliche Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden. Und auch darauf, ob sie sich überhaupt noch reiten lassen. Pferde, die diese Art des Headshaking haben, schlagen ihren Kopf vor allem auf und ab, manchmal auch nach rechts und links oder sogar im Kreis herum. Je nachdem wie schlimm die Krankheit ist, wird ein Pferd dadurch unreitbar. Die betroffenen Tiere reiben sich das Maul und die Nüstern, sie schnauben und schlagen mit den Vorderbeinen.

Pferdebesitzer haben Probleme, Headshaking einzuschätzen

Wissenschaftler der Universität Nottingham haben untersucht, ob man mit Hilfe eines Sensors eindeutig feststellen kann, ob es sich beim Kopfschlagen eines Pferdes um Headshaking handelt. Genauer gesagt um solches, das einen schmerzenden Gesichtsnerv als Auslöser hat – das Trigeminus-mediierte Headshaking (TMHS). Manche nennen es auch „echtes“ Headshaking. Bisherige Bewertungssysteme sind aus Sicht der Forscher zu subjektiv: In der Regel stellen Tierärzte die Diagnose, indem der Pferdebesitzer sein Tier sorgfältig beobachtet und indem sie andere Ursachen für das Kopfschlagen ausschließen.

Das Problem dabei: Headshaking hängt auch von Umweltfaktoren ab, die beeinflussen, wie stark es auftritt. Beispielsweise Wind oder Sonnenschein. Ein Pferdebesitzer, der sein Tier nur einmal am Tag für kurze Zeit sieht, könne nur schlecht einschätzen, wie schlimm die Krankheit sei, so die Forscher. Das mache es für Pferdebesitzer auch schwierig zu beurteilen, ob eine Behandlung gut anschlägt. Zudem hätten Studien gezeigt: Tierbesitzer können den Behandlungserfolg generell nur schwer einschätzen. In 30 Prozent der Fälle tritt der Placebo-Effekt ein. Tierbesitzer glauben, dass es ihrem Tier besser geht, nur weil es behandelt wird.

Möchte man der Ursache fürs Kopfschlagen ganz genau auf den Grund gehen, folgen nach dem Beobachten und Ausschließen anderer Krankheiten weitere, aufwändigere Verfahren wie Endoskopie, Röntgen, CT oder das Betäuben des Gesichtsnervs.

Objektive Daten, um Schwere der Krankheit zu erkennen

Mit ihrer Studie wollten die Wissenschaftler all diese Probleme angehen. Sie suchten nach einer Methode, mit der man objektiv feststellen kann, ob ein Pferd unter Headshaking leidet. Zudem sollte die Methode auch Daten liefern, wie schlimm die Krankheit ist. Denn daraus lässt sich auch ablesen, wie gut eine Therapie anschlägt. Ein großer Schritt, um das Wohlbefinden eines betroffenen Pferdes zu verbessern!

Mit einem Sensor messen, ob es Headshaking ist

Für ihre Studie verwendeten die Wissenschaftler einen Beschleunigungsmesser, den sie am Halfter auf Höhe des Genick des Pferdes befestigten. Der Beschleunigungsmesser enthielt einen Sensor, der ein Signal abgab, wenn sich seine Geschwindigkeit in drei verschiedenen Ebenen änderte. Getestet wurde die Methode an vier Pferde-Gruppen: an 18 Pferden, die nachgewiesen an Headshaking durch einen schmerzenden Gesichtsnerv litten (u.a. nachgewiesen durch Computertomografie). An 10 Pferden, die aufgrund einer Entzündung im Kopf- oder Zahnbereich den Kopf schüttelten und an 12 Pferden mit Lahmheiten. Denn auch Pferde, die lahmen, nicken in der Bewegung häufig mit dem Kopf auf und ab. 16 gesunde Pferde vervollständigten die Studie als Kontroll-Pferde. Während eines fünfminütigen Trainingszeitraum wurden dann Daten gesammelt.

Sensor schnitt in der Studie gut ab

Der Sensor war in der Lage, sowohl die Häufigkeit als auch die Art der Kopfbewegungen zu messen. Die Forscher werteten die vom Sensor gelieferten Daten aus und stellten fest, dass sie mithilfe des Sensors sehr gut zwischen den einzelnen Pferde-Gruppen unterscheiden konnten. Bei Pferden, die an Trigeminus-Headshaking litten, übermittelte der Sensor mehr Kopfbewegungen, die auch mit mehr Kraft ausgeführt wurden als bei den anderen Pferden. Dies spiegelt die Erfahrung von Pferdebesitzern wider, die oft beschreiben, ihr Headshaking-Pferd würde den Kopf mit einer solchen Kraft umherschmeißen, als würde es einen Stromschlag erleiden.

Die Wissenschaftler ziehen das Fazit, dass man mit dem dreiachsigen Beschleunigungsmesser gut Pferde mit Headshaking erkennen und die Schwere der Krankheit überwachen kann. Der Vorteil des Sensors ist zudem, dass er günstiger ist als manch andere Verfahren wie eine Untersuchung im CT. Um die Methode zu etablieren, sollten aus ihrer Sicht aber noch weitere Studien folgen. Unter anderem, weil an dieser Studie nur relativ wenig Pferde teilgenommen hatten und die Forscher die Daten nur über den kurzen Zeitraum von fünf Minuten gemessen hatten.

Die Studie erschien zuerst im Equine Veterinary Journal und ist im Original hier nachzulesen.

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Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.

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