Infektiöse Anämie in Bayern, Vorsichtsmaßnahmen in Neustadt/Dosse

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Im bayerischen Kulmbach sind weitere Fälle der seltenen aber unter
Umständen tödlichen und anzeigepflichtigen Krankheit Equine Infektiöse
Anämie (EIA) aufgetreten. Sieben Pferde aus drei verschiedenen Betrieben
mussten inzwischen getötet werden. Vorsichtsmaßnahmen wurden auch im Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse getroffen.

Auch wenn zwischen dem bayerischen Kulmbach und dem Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse in Brandenburg ca. 420 Kilometer liegen, haben die Ereignisse in Süddeutschland mittlerweile Wellen bis in den Nordosten der Republik geschlagen. Aber der Reihe nach.

Am 22. Dezember wurde Dr. Andreas Koller vom Kreisveterinäramt in Kulmbach der erste Verdachtsfall von Infektiöser Anämie gemeldet. Betroffen war ein Pensionsstall mit 58 Pferden. Der Betrieb wurde unter Quarantäne gestellt, von den Pferden wurden Bluttests genommen. Bei Fünfen fiel dieser positiv aus, sie wurden am 30. Dezember eingeschläfert.

Einen Tag zuvor, am 29. Dezember, hatte Dr. Koller eine Meldung erhalten, dass ein Pferd in der Tierklinik Eckersdorf im Nachbarlandkreis Bayreuth ebenfalls eingeschläfert werden musste, weil es an Infektiöser Anämie erkrankt war. Das Pferd stammte aus einem kleinen Privatstall im Kulmbacher Kreis mit vier Pferden.

Am 4. Januar haben wir mit weiteren Ermittlungen begonnen, berichtet der Kulmbacher Kreisveterinär. Wir haben Blutproben von 93 Pferden genommen, die in irgendeiner Weise Kontakt zu den Ausbruchbetrieben oder den Pferden dort hatten. Üblicherweise wird als erstes ein Schnelltest der sogenannte ELISA-Test gemacht, der danach durch den sichereren Cogginstest ergänzt wird.

Am 5. Januar stellte sich heraus, dass der vorläufige Test bei einem Pferd positiv ausfiel. Es wurde eine Verdachtsquarantäne für den Stall, in dem es untergebracht war, angeordnet. Am 18 Januar stand fest: Das Pferd muss getötet werden. Der Cogginstest hatte den Verdacht auf Infektiöse Anämie bestätigt. Wieder wurden alle Kontaktpferde und betriebe gestestet und für die Pferdebesitzer begann eine Zeit bangen Wartens.

In den beiden Ursprungsbetrieben wurden gestern die ersten Kontrollproben genommen. Infektiöse Anämie hat eine Inkubationszeit von üblicherweise zwei bis sechs Wochen, so dass man davon ausgeht, dass ein Test, der nach 21 Tagen gemacht wird, erste Auskunft geben kann, ob das Pferd erkrankt ist oder nicht. Gewissheit bringt aber erst der Kontrolltest nach ca. 60 Tagen.

Warum die Krankheit aufgetreten ist, ist unklar. Bei zwei Pferden besteht der Verdacht, dass sie die Krankheit schon länger in sich trugen. Eines davon wechselte 2002 aus Thüringen nach Bayern. In Thüringen war 2006 die Infektiöse Anämie ebenfalls in sechs Ställen ausgebrochen. Das könnte bedeuten, dass das Virus auch dort schon seit langer Zeit unentdeckt geschlummert hatte und das Pferd unbemerkt infiziert worden war. Ein unwahrscheinliches aber nicht auszuschließendes Szenario, denn die Krankheit geht nicht immer mit klinischen Symptomen einher. Pferde, die das Virus in sich tragen, müssen nicht zwangsläufig erkranken, können aber trotzdem andere Pferde anstecken.

Wobei die Ansteckungsgefahr von Pferd zu Pferd eher gering ist, sagt Dr. Wolfgang Schill, leitender Veterinär der Tierklinik Eckersdorf, in der das einer der Kulmbacher Pferde getötet wurde. Damit warnt er gleichzeitig vor Panikmache. Infektiöse Anämie gilt zwar als Seuche, ist aber nicht hoch ansteckend. Häufiger als von Pferd zu Pferd wird sie von Insekten übertragen, die erst ein infiziertes und dann ein gesundes Pferd stechen. 

Auch Schill musste Vorsichtsmaßnahmen treffen. Zu dem Zeitpunkt als Gregor, das kranke Pferd, in seine Klinik gebracht wurde, standen zehn weitere Tiere zur Behandlung dort. Die Hälfte davon wurde entlassen, ehe sicher war, dass Gregor tatsächlich an Infektiöser Anämie erkrankt war. Die anderen Pferde stehen unter Quarantäne in einem Stallzelt neben der Klinik. Die Klinik wurde von oben bis unten desinfiziert, so dass hier der normale Betrieb inzwischen weitergehen kann. Dass andere Pferde sich angesteckt haben, kann man eigentlich total ausschließen, beruhigt Klinikleiter Schill. Wir wussten zwar nicht, dass es sich bei Gregors Krankheit um EIA handelt, aber dass er an einer Infektionskrankheit leidet, war klar. Deshalb haben wir ohnehin alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um die anderen Pferde vor Ansteckung zu schützen. 

Die Symptome im akuten Stadium der Krankheit reichen von Fieber, Depressionen, Punktblutungen in den Lidbindehäuten und Schleimhäuten, Kreislaufstörungen mit Ödembildungen über blutigen Durchfall, Anämie, Herzrasen bis hin zum Tod des Pferdes. Gregor war wegen allgemeiner Schwäche und einem großen Unterbauchödem in die Klink gebracht worden. Den Cogginstest, der Infektiöse Anämie nachweist, haben die Ärzte aus Routine mitgemacht. An EIA dachte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. 

Im Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse war man alarmiert, als die Ereignisse in Bayern bekannt wurden. Anfang des Jahres stand ein Pferd aus einem der von EIA betroffenen Kulmbacher Ställe in einer Pferdepension nahe des Gestüts. Es gehört einer Neustädter Schülerin, die mit ihrem Pferd am Reitunterricht auf dem Landgestüt teilgenommen hat. 200 Pferde stehen nun unter besonderer Beobachtung. Aber bei allen Pferden, die bisher untersucht wurden, fielen die Tests negativ aus, beruhigt Landstallmeister Dr. Jürgen Müller. Dazu gehört auch das Pferd aus dem Kulmbacher Bestand. Müller betont, dass keinerlei Gefahr für den Deckbetrieb des Gestüts besteht. Das Landgestüt liet etwa 1,5 Kilometer vom Hauptgestüt entfernt. Es handelt sich um reine Vorsichtsmaßnahmen. Es gibt überhaupt kein Problem, versicherte Müller gegenüber der Märkischen Oderzeitung. Das CSI Neustadt/Dosse Ende Januar wird wie geplant stattfinden. Amtstierarzt Matthias Rott hat seine Genehmigung erteilt.  

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