Auf der zweiten von insgesamt vier
Medien-Cup-Qualifikationsprüfungen stand am Ende nicht der Favorit – der Sieger
der Einlaufprüfung, Ronald Lüders mit Sancisco -, sondern der Däne Sune Hansen
mit dem zehnjährigen Rohdiamant-Sohn Romanov. Doch auch auf den Rängen hat sich
einiges bewegt…
Als Romanov ins Dressurviereck kam, war er alles andere als locker. Zwei Runden hatte sein Reiter Zeit, noch etwas mehr Ruhe in die Sache zu bringen. Der imposante Hengst ließ sich mit einigen Übergängen beruhigen, innerhalb der Prüfung dann nahm die Konzentration noch zu und ließ das große Potenzial des Braunen erkennen: Sehr viel Schwung im Trab, gute Piaffen und Passagen mit sicherem Takt. Im Galopp beeindruckt das tolle Vorderbein, die Wechsel könnten noch mit etwas mehr Raumgriff gesprungen werden. Der Hengst wäre insgesamt in den Noten sicher noch weit höher gekommen, wenn der Reiter ihm einen etwas bequemeren Rahmen und weniger hohe Aufrichtung abverlangt hätte. Auch das fortwährende Zähneknirschen des Hengstes ließ darauf schließen, dass das Pferd nicht ganz locker war, was Sune Hansen nach der Prüfung auch freimütig zugab: „Romanov war heute ziemlich heiß und wir fingen nicht optimal an – aber konnten uns in der Prüfung steigern.“ Trainer Rudolf Zeilinger jedenfalls war zufrieden mit dem Ergebnis: 72,35 Prozentpunkte gab es für den Sieg in dieser Prüfung.
Auf dem zweiten Platz fand sich dann nicht etwa der Sieger der Einlaufprüfung – Ronald Lüders mit Sancisco – wieder, sondern eine Reiterin, die schon am Vortag durch ihre saubere Art zu Reiten begeistert hatte: Birgit Wellhausen-Henschke mit dem erst achtjährigen Hannoveraner Wallach Don Auriello v. Don Davidoff (70,35). Ein Pferd mit nicht ganz so glänzender Ausstrahlung wie der bewegungsgewaltige Sieger, dafür aber sehr sauber geritten, mit weicher Hand, guter Rahmenerweiterung in den Verstärkungen. Auffällig war außerdem, dass der Braune als einer der einzigen eine sehr gute Schaukel zeigte Prüfstein der Durchlässigkeit. In den Galoppwechseln fehlt dem Pferd noch die Gelassenheit, und etwas mehr Lastaufnahme mit der Hinterhand würde man ihm auch noch wünschen. „Es ist für uns erst das zweite Turnier in diesem Jahr, ich bin begeistert, wie lässig Don Auriello die Aufgabe absolviert hat“, freute sich die Reiterin.
Favorit nach der Einlaufprüfung war Ronald Lüders mit Sancisco, der heute aber nicht seinen besten Auftritt hatte. „Der Hengst hat sich heute nach Gesellschaft gesehnt und das deutlich zum Ausdruck gebracht“, sagte der 44-jährige Lüders nach der Prüfung, die er mit 69,3 Punkten und dem dritten Platz beendete. Sancisco begann sehr unkonzentriert, wieherte häufig, es schlichen sich in die erste Trabtraversale und auch in die erste Piaffe dadurch unnötige Taktfehler ein. Auch in den Einerwechseln gab es zu Beginn einen Holperer. Lüders behielt die Nerven, das zahlte sich aus: Der Hengst schaffte es, sich im Verlauf der Prüfung wieder besser zu konzentrieren. Trotz der Konzentrationsschwächen brillierte der Hengst erneut mit einer beispielhaften Anlehnung. Steigern konnte sich dagegen Dick Tracy, ein zehnjähriger De Niro-Nachkomme unter Alexandra Bimschas. In der Einlaufprüfung gab es noch ein paar kleinere Abstimmungsschwierigkeiten, in der Qualifikation hatte das Paar sichtbar besser zueinander gefunden (69,1). Erst seit Anfang Februar reitet Bimschas den schicken Rapphengst, Hamburg war ihr drittes Turnier. Das Paar begann mit einer guten Trabtour, die Piaffen waren noch mit zu viel Vorwärts geritten, die Wechsel gerieten etwas schleppend. Bimschas arbeitete einfach weiter, legte für zwei, drei Sprünge nach den Wechseln zu, um das Pferd wieder besser vor sich zu bringen.“Ich bin wohl auch etwas lange abgeritten, am Ende habe ich gemerkt, dass dem Pferd die Kraft ausging“, berichtete sie.
Publikumsliebling aber wurde der Fünftplatzierte, Ronan unter der Australierin Kristy Oatley – ein sehr hochbeiniges, elegantes Pferd, das zwar noch wenig Prüfungsroutine hat und sich entsprechend aufgeregt zeigte, aber wohl eins der größten Talente ist, das diese Prüfung gesehen hat. Weite, weiche, schwungvolle Bewegungen, ein herrlich bergauf gesprungener Galopp, für den die Richter in den Verstärkungen sogar vereinzelt die Note 9 zogen. Man darf gespannt sein, ob das Pferd mit mehr Prüfungsroutine seine Verspanntheit ablegt.
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