Selbst der Regen hörte pünktlich zum Auftakt des diesjährigen CHIO Aachen auf und so war Pferd & SInfonie der stimmungsvolle Startschuss auf das Weltfest des Pferdesports. Die Voltigierer durften schon mal ran. Und Isabell Werth war auch schon im Stadion.
Bevor es richtig sportlich wird beim CHIO Aachen haben seit nun mehr schon 13 Jahren Künstler das Sagen in der Soers. „Pferd & Sinfonie“ heißt das Konzert zum Auftakt des Weltfest des PFerdesports. Diesmal stand ein Abschied zum Auftakt an: Kazem Abdullah, Generalmusikdirektor der Stadt Aachen, verlässt die Kaiserstadt. Der gebürtige US-Amerikaner wusste zu diesem besonderen Konzert auch Petrus auf seiner Seite: Die Sonne setzte sich zum Konzenrtbeginn gegen den bis dahin vorherrschenden Regen durch. Es war ein Wunschkonzert, die Hälfte des Programms hatten sich die Zuschauer vorher wünschen können. Auch der scheidende Generalmusikdirektor war dabei nicht untätig – er hatte unter anderem „Stars and Stripes Forever“ von John Philip Sousa einstudieren lassen.
Musik und Showstars im Stadion in Aachen
Das Sinfonieorchester Aachen spielt, vier- und zweibeinige Stars begeistern. So einfach und doch eindrucksvoll ist die Mischung, die Pferd & Sinfonie ausmacht: Die Österreicherin Kerstin Brein ließ Ponys tanzen. Quarter Horses und Harleys gaben nicht nur musikalisch Gas auf der „Route 66“. Barockpferde-Quadrille des Teams um die internationale Grand Prix-Reiterin Britta Rasche-Merkt und das A-Team des Tanzsportzentrums (TSZ) Aachen-Düsseldorf tanzten zu kubanischen Klängen. Melodien aus „Rocky“ zu einer Vierspännerquadrille und Anne Krüger, die gemeinsam mit ihrer Tochter Carla vom Sattel mithilfe ihrer perfekt ausgebildeten Hunde (Border Collies) indische Laufenten auf den Millimeter genau durch die Bahn dirigierten und das zu den herrlichen Klängen aus Edvard Griegs „Peer Gynt-Suite“ – jeder kam auf seine Kosten, opptisch und musikalisch.
Sportliches Highlight war, zu Beethovens Sinfonie Nr. 9 mit der „Ode an die Freude“, Isabell Werth, die mit ihrem erst zehnjährigen Sorento v. Sandro Bedo, der auch schon siegreich in einem Kurz Grand Prix war, zeigt, wie viele Nachwuchspferde die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten im Stall hat.
Übrigens: In der kommenden Ausgabe des St.GEORG finden Sie eine Reportage von einem exklusiven Besuch im Stall von Isabell Werth – und alles, was in Aachen so passiert ist. Einen Blick in unsere aktuelle Juli-Ausgabe können Sie hier machen.
Deutsche Voltigierer stark in Aachen
Der alte Sieger ist der neue: Thomas Brüsewitz wiederholte bei den Herren seinen Sieg aus dem Vorjahr – trotz eines Patzers in der Kür. 8,071 Punkte hatte er nach allen drei Wertungen auf dem Konto. Seine Kür zum Sieg turnte er heute als gäbe es so etwas wie Schwerkraft überhaupt nicht. Einen wackeligen Moment gab es jedoch, als Brüsewitz nach einem gewagt hohen Sprung nicht ganz sicher auf dem Rücken seines Pferdes Bigstar landete. Bundestrainerin Ursula Ramge sagt: „Inzwischen ist Thomas mental so stark, dass er sich auf jede Situation einstellen kann. Bei ihm kommen Kraft und Beweglichkeit zusammen, das ist gerade bei den Männern nicht selbstverständlich.“ Außerdem seien Voltigierer, Pferd und Longenführerin Irina Lenkeit noch stärker zusammengewachsen und zu einer wirklich harmonischen Einheit geworden, sprach Ramge ein Thema an, das beim Voltigieren oft vergessen wird. Das Motto von Brüsewitz‘ Kür war übrigens recht ausgefallen. Er ist ein großer Michael Jackson-Fan und hat sich eine Musik ausgesucht, die erst nach dem Tod des King of Pop veröffentlicht wurde und eher unbekannt ist: „Blue Gangsta“.
Platz zwei in der Kür und in der Gesamtwertung ging an Erik Oese auf Calvador, longiert von Andreas Bäßler. Nach Rang fünf in der Pflicht trumpfte der hochgewachsene Oese, der im September seinen 30. Geburtstag feiert, in der Technik auf. Und seine Kür zu dem Thema „Geist“ war eine Augenweide. So elegant, geschmeidig und ausdrucksstark wie der Gymnasiallehrer aus Radebeul bewegen sich nur ganz wenige. Als er passend zu Knackgeräuschen in der Musik seinen „Geisterkopf“ zurechtrückte, rutschte so manchem Zuschauer kurzfristig das Herz in die Hose. Ist ja glücklicherweise nur Show! 8,501 Punkte erhielt Oese für seine Kür. Zusammen mit den anderen Ergebnissen kam er in Summe auf 7,999 Zähler. Das genügte, um Viktor Brüsewitz auf Don Filippo B mit Longenführerin Lisa Borgmann auf Abstand zu halten. Heute in der Kür wurde es „nur“ Rang fünf für das Kraftpaket im deutschen Aufgebot. Aber mit zwei dritten Plätzen aus Pflicht und Kür im Rücken konnte Viktor Brüsewitz – übrigens der ältere Bruder des Siegers – seine Position verteidigen. Wenn auch knapp.
Der Schweizer Lukas Heppler kam auf Cairo (Longe: Petra Cinerova) nach drei vierten Plätzen bis auf zwei hundertstel Punkte an Brüsewitz heran und wurde Vierter. Heppler kam auf 7,798 Zähler, Brüsewitz auf 7,800. Der vierte deutsche Herr der Prüfung, Jannik Heiland, Trainingspartner der Brüsewitz-Brüder, musste sich auf Highlander (Longe: Winnie Schlüter) mit Rang fünf zufrieden geben. Was bitter ist, denn ein Sturz am Ende eines eigentlich tollen gestrigen Technikprogramms war vor allem dies: Pech. Nach der Pflicht war Heiland noch Zweiter gewesen. Doch nach dem Sturz fiel er auch in der Gesamtwertung nach hinten und konnte heute den Rückstand trotz der drittbesten Kür nicht mehr aufholen.
2016 turnte sie erstmals bei den Damen, 2017 ist sie Siegerin beim CHIO Aachen: Voltigiererin Janika Derks, 27, hatte sich eigentlich gar kein Ziel gesetzt. Nach den ersten beiden Teilprüfungen im Preis der Sparkasse 2017 hatte Janika Derks noch bescheiden gesagt: „Ich nehme mir keine Platzierungen vor. Mein Ziel ist es, mit mir selbst zufrieden zu sein und ich kann mich freuen, wenn die Noten und mein Turnen übereinstimmen.“ Einen Tag später ist ein Traum in Erfüllung gegangen: ein Sieg in Aachen, dem Turnier auf das sie und ihre Kollegen sich das ganze Jahr über freuen.
„Publikum, Organisation, Atmosphäre – hier passt alles!“, so Derks. Umso schöner, wenn das Sportliche dann auch noch läuft: „Ja, mein Gefühl und die Bewertung der Richter passten, ich bin happy.“ Auf Auxerre, longiert von Elisabeth Simon, präsentierte Derks heute „Das Leben einer Katze“, so ihr Kür-Motto. Dem wurde sie in jedem Sinne gerecht – rekelte sich auf dem Pferderücken als läge sie nie woanders und sprang mit katzengleichem Geschick, um dann so sanft und punktgenau zu landen, als wäre es nichts. Die Kür war eine Augenweide (8,227 Punkte), aber nicht der Sieg.
Denn eine war mit 8,671 Punkten noch besser: Sarah Kay auf Sir Valentin an der Longe von Dina Menke. Die gebürtige Schleswig-Holsteinerin hatte sich für heute einiges vorgenommen: „Die ersten beiden Prüfungen liefen nicht optimal. Da wollte ich heute noch einmal alles geben!“ Kay ist bekannt für ihre Nervenstärke. Wo andere aufgeben, kann sie noch einmal eine Schippe drauflegen. Und so turnte sie eine super Kür, perfekt abgestimmt auf das Thema „Smaug“, der Drache aus dem Kinofilm „Der Hobbit“. Der Sieg in der Kür reichte jedoch nicht, um sich in der Gesamtwertung weiter nach vorne zu schieben, Rang fünf für Sarah Kay.
Platz zwei im Preis der Sparkasse ging an Derks‘ Dauerrivalin an diesem Wochenende: die Italienerin Anna Cavallaro Monaco Franze an der Longe von Nelson Vidoni. Die Weltcupsiegerin mimte einen Wolf, wurde dem Paar an der Spitze dann aber doch nicht wirklich gefährlich nach einem Wackler beim Landen im Anschluss nach einem Sprung. Platz fünf in der Kür, die drittbeste Pflicht und der Sieg in der Technik fügten sich zu einem Endergebnis von 8,047 Punkten zusammen.
Hinter der Italienerin reihten sich die weiteren Deutschen ein. Das waren neben der fünftplatzierten Sarah Kay Vorjahressiegerin Kristina Boe und die EM-Zweite von 2015, Corinna Knauf. Kristina Boes Kür auf Don de la Mar (Longe: Winnie Schlüter) war gespickt mit Schwierigkeiten, wie beispielsweise einer ganzen Drehung um die eigene Achse im Sprung. Ein Richter sah Boe technisch vorne, der andere auf Rang vier. Zusammen mit der künstlerischen und der Pferdenote bedeutete das Rang drei in der Kür mit 8,629 Punkten und ebenfalls Rang drei in der Gesamtwertung. Corinna Knauf und ihre Schwester und Trainerin Alexandra Knauf klatschten sich zufrieden ab nach dem letzten Abgang von der bewährten Fabiola. Gut gemacht! Aber bei der starken Konkurrenz in Aachen musste sie sich in der Kür mit 8,348 Punkten und dem sechsten Platz zufrieden geben. In der Einzelwertung wurde sie Vierte.
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