An dem Australier Boyd Exell gab es auch heute beim CHIO Aachen kein Vorbeikommen. Für das deutsche Team lieferten die Damen die besten Ergebnisse ab. Aber insgesamt ist da noch Luft nach oben.
Wie für die Reiter ist das CHIO Aachen für die Vierspännerfahrer ein ganz besonderes Turnier, fast eine kleine Weltmeisterschaft. Die besten Fahrer der Welt treten gegeneinander an, die Dotierung ist außergewöhnlich hoch. Das Zuschauerinteresse ist größer als auf anderen Turnieren, der Nationenpreis hat einen höheren Stellenwert als in anderen Ländern.
Der begann für die Vierspänner wie immer am Donnerstag mit der Dressur. Das Ergebnis brachte an der Spitze keine Überraschungen: In der Teamwertung stand wie in den vergangenen Jahren das Team aus den Niederlanden vorn (84,03 Punkte), in der Einzelwertung für den Richard Talbot Preis, die kombinierte Prüfung für Vierspänner, setzte sich der Australier Boyd Exell an die Spitze (31,86 P.).
Vorläufig Platz vier für Deutschland
Das deutsche Team mit Michael Brauchle, Mareike Harm und Georg von Stein landete auf dem vierten Platz (102,68 P.), beste Einzelfahrerin war Mareike Harm auf Platz acht (47,71 P.), Die Platzierungen spiegeln wider, dass die deutschen Fahrer in der Dressur „hinten dranhängen, die Ergebnisse sind bescheiden“, so Bundestrainer Karl-Heinz Geiger. „Wir müssen unsere Stärken im Gelände ausspielen. Es ist sehr schwer und sehr technisch, das kommt uns entgegen. Wir gehen davon aus, dass wir dort noch aufholen können“.
Holländische Favoriten
Klare Favoriten sind auch hier die Niederländer. Ijsbrand Chardon beendete die Dressur mit 41,98 p. auf dem dritten Platz vor seinem Sohn Bram, 42,05 P. Koos de Ronde lieferte das Streichergebnis, mit dem er sich mit 45,78 P. auch noch auf dem fünften Rang einreihte. Alle samt sind die Niederländer auch starke Geländefahrer. Sie müssen die nach der Dressur dicht hinter ihnen liegenden US- Amerikaner (85,30 P.) dort nicht fürchten, auch wenn diese im vergangenen Jahr bei den Weltreiterspielen die Goldmedaille im Team gewonnen haben.
In Aachen gehen die US-Amerikaner mit nur zwei Gespannen an den Start. Chester Weber fuhr wie gewohnt eine herausragend gute Dressur (38,52 P.), seine Teamkollegin Misdee Wrigley-Miller wurde Siebte (46,78 P.), bei ihr ist jedoch die Geländefahrt klar die schwächste Disziplin.
Schrecksekunde für Anna Sandmann
„Die Fahrerinnen müssen es jetzt rausreißen“, hoffte der Bundestrainer, als die deutschen Fahrer allesamt mit ihren Ergebnissen hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren und die Damen nach ihnen an den Start gingen. Und die Damen lieferten wie erhofft. Neben Mareike Harm war es Anna Sandmann, die mit 48,51 P. auf dem neunten Platz ein gutes Ergebnis erzielte. Im vorigen Jahr, bei ihrem Debut in Aachen, erzielte sie in der Kombinierten Wertung einen respektablen neunten Platz.
Dieses Jahr musste sie bei ihrer Grußaufstellung zu Beginn der Aufgabe befürchten, der Wettkampf sei beendet noch bevor er richtig begonnen hatte, die Vorderpferde hatten plötzlich die Leinen über dem Kopf. Zum Glück schafften sie es selbst die Sache zu entwirren, die Fahrt konnte beginnen. Vater Christoph Sandmann lobte:“ Anna war super“! Mit seiner eigenen Vorstellung war er nicht so zufrieden. Nachdem er sein A-Team der Tochter überlassen hat, fährt er selbst ein Gespann mit weniger routinierten Pferden, mit denen er an frühere Erfolge noch nicht anknüpfen kann, ist deshalb auch nicht im Team.
Brauchle mit Handicap
Michael Brauchles 54,97 Punkte zählen für das Mannschaftsergebnis. Der Baden-Württemberger, vor vier Wochen in Riesenbeck noch Deutscher Meister geworden, fährt infolge eines Beinbruchs im Mai nach wie vor mit einer Schiene am rechten Bein. „Geht schon“, redet er das Handicap klein, „ich muss mich nur richtig konzentrieren, dass ich Bein, Bremse und Geist auch zusammenkriege“. Das war in der Dressur sicher nicht so schwer, eher „fehlte die Präzision bei seiner Vorstellung“, so sieht es Karl-Heinz Geiger. Georg von Stein lieferte mit 57,44 P. das Streichergebnis. Sein Vorderpferd Popeye ging während der gesamten Prüfung nicht in der erwünschten Anlehnung, das verhinderte eine bessere Benotung.
Wie es beinahe perfekt gelingt zeigte der mehrfache Weltmeister Boyd Exell. Nicht nur mit seinem Sieg in dieser Prüfung, er gewann am Vortag die Einlaufprüfung der Vierspänner mit Weltrekord. 28,70 Punkte standen für Carlos, Celviro, Checkmate und Ivor im Protokoll. Gänsehaut, wenn 15 weiße und ein schwarzes Pferdebein im starken Trab durch die Luft wirbeln!
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