Mit einer fulminanten Aufholjagd haben es die deutschen Fahrer beim Nationenpreis der Vierspänner geschafft, vom fünften Platz nach der Dressur auf Platz zwei zu fahren.
Dazu trugen die guten Ergebnisse aus dem Marathon am Samstag bei, am Sonntag konnten sich Michael Brauchle, Georg von Stein und Christoph Sandmann im Hindernisfahren weiter nach vorn arbeiten. Mit 356,96 Strafpunkte auf dem zweiten Platz hinter den uneinholbar führenden Niederländern, (325,57 Strafpunkte) das hatte fast niemand mehr zu hoffen gewagt. Aber: „Bei aller Freude über den erreichten zweiten Platz ist uns der Abstand zu den Niederländern zu groß“, kommentiert Equipechef Friedrich Otto-Erley das Abschneiden des Teams. „Wir arbeiten daran, den Niederländern das Siegen schwer zu machen.“ Im deutschen Team waren Sandmann und von Stein in dem alles entscheidenden Parcours am Sonntag mächtig gefordert, nachdem es bei Michael Brauchle als erstem deutschen Starter so gar nicht gelaufen war. Doch auf die beiden Routiniers war Verlass, sie bewiesen Nervenstärke und fahrerisches Können. Anlass für Bundestrainer Karl-Heinz Geiger den guten Teamgeist im deutschen Team zu loben. „Hier hilft einer dem anderen, der Teamgeist ist immer vor der Rivalität“. Eine kleine Zitterpartie gab es auch für die Niederländer, Theo Timmermann konnte im Hindernisfahren nicht mehr antreten. Eines seiner Pferde hatte Zahnprobleme, eines war lahm, Ijsbrand Chardon und Koos de Ronde mussten es allein richten, was ihnen aber hervorragend gelang.
Nicht nur durch den Sieg in Aachen (seit 2007 siegten sie hier in ununterbrochener Reihenfolge) sind die Niederländer Favoriten bei der im September in Breda stattfindenden Weltmeisterschaft, sie sind auch Titelverteidiger. Den Titel möchten ihnen nicht nur die Deutschen gern abnehmen, gute Chancen haben auch die in Aachen an dritter Stelle platzierten Belgier. Der erst 19jährige Dries Degrieck, Glenn Geerts und Edouard Simonet standen in Aachen mit 365,66 Punkten auf dem dritten Platz. Mit ihnen wird zu rechnen sein.
Mit sechs Starts sieben Siege einfahren kann wohl nur ein Weltmeister. Bei den Fahrprüfungen in Aachen ging kein Weg an Boyd Exell vorbei, ganz gleich ob er Dressur, Marathon oder durch die Kegel fuhr. Sogar in der neu geschaffenen Kombinierten Spring-, Vielseitigkeits- und Fahrprüfung am Samstagabend half er seinem Team zum Sieg. Und erstmals gewann in Aachen ein Fahrer alle drei Teilprüfungen für den Preis der Familie Talbot, die kombinierte Prüfung für Vierspänner. Carlos, Celviro, Daphne, Rambo und Zindgraaf heißen seine fünf bunten Rappen, mit denen er die Siege eingefahren hat. Erst seit vier Monaten sind sie ein Gespann beim Weltmeister, vorher waren sie über ganz Europa verteilt. Nur 148,15 Strafpunkte standen für Exell auf dem Konto, zum sechsten Mal trug er sich in die Liste der Sieger in der kombinierten Prüfung ein. Ijsbrand Chardon hat auch schon etliche Male in Aachen gewonnen, dieses Jahr reichte es mit großem Abstand nur zum zweiten Platz, 159,24 Strafpunkte. „Ich bin hier nicht volles Risiko gefahren, habe für die WM noch Reserven. Dort werde ich alles tun um Boyd den Titel abzujagen“, verspricht er. Ganz gering der Abstand von Chardon zum Drittplatzierten, dem US Amerikaner Chester Weber, 160,96 Strafpunkte. Weber gefiel wie immer mit eleganten, feinen Fahrten, behauptete sich in allen drei Teilprüfungen unter den ersten Fünf. Der fünfte Platz des Belgiers Edouard Simonet (174,46 Strafpunkte) demonstriert die gute Form der Belgier. Sein unglückliches Abschneiden im letzten Hindernis des Marathons verhinderte eine noch bessere Platzierung.
Georg von Stein konnte sich im Endklassement noch zwei Plätze nach vorn schieben, er freute sich über den sechsten Platz (178,30 Strafpunkte). Kaum schlechter Christoph Sandmann, der 178,66 Strafpunkte verbuchte und auf dem siebten Platz rangierte. An 13.Stelle Michael Brauchle, „Aachen war dieses Jahr nicht mein Turnier. Ich muss noch mächtig üben mit Eldiva, der Stute vorn links. Die Dame ist doch noch zu ehrgeizig, außerdem braucht sie mehr individuelles Training“, erklärt er. Mit dem 13.Platz ist der amtierende Europameister ganz und gar nicht zufrieden.
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