Es war ein emotionales Weltcup-Finale der Voltigierer vor großartiger Kulisse mit Favoritensiegen, Überraschungen und einem furiosen Abgang zweiter Weltklassesportler.
Nachdem Wien als Austragungsort für das Weltcup-Finale im Voltigieren ausgefallen war, fiel bei der FEI relativ kurzfristig die Entscheidung für Dortmund. Eine Entscheidung, für welche die Verantwortlichen und Aktiven ausgesprochen dankbar waren. Alternativ wäre Saumur in Frankreich eingesprungen. Dortmund erwies sich aber für alle als die bessere Wahl. In Saumur wären die Voltigierer unter sich gewesen, in Dortmund sind sie eingebunden in eine große Pferdesportveranstaltung, die dem Voltigiersport wesentlich mehr Aufmerksamkeit bringt. Die Sportler lobten die Trainings- und Wettkampfbedingungen, die Wertschätzung durch den Veranstalter und die Zeiteinteilung, die sie zu publikumsfreundlichen Zeiten an den Start gehen lässt. „Vor allem sportfachlich ist hier alles ganz toll organisiert“, schwärmte Bundestrainerin Ursula Ramge, die in Dortmund als Chef-Steward Voltigieren eingebunden war. Der Veranstalter freute sich über die zusätzlichen Zuschauer, die die Voltis mitbringen, überwiegend sehr junge Besucher, die ein klassisches Reitturnier eher selten besuchen. Am liebsten würden die Voltigierer einen festen Platz im Programm des Reitturniers in der Westfalenhalle bekommen.
Sechs Teilnehmerinnen bei den Damen, sechs Teilnehmer bei den Herren, vier Teilnnehmer beim Pas de Deux hatten sich für das Finale qualifiziert.
Favoritensieg bei den Volti-Damen
Den Sieg im Voltigier-Weltcup der Damen ließ sich die Favoritin Simone Jäiser aus der Schweiz nicht nehmen. Auch wenn sie zugab „mächtig aufgeregt“ gewesen zu sein. Die amtierende Europameisterin turnt unglaublich athletisch, absolviert ihre Kür, gespickt mit Höchstschwierigkeiten, mit großer Dynamik und Präzision. Die von ihr erwähnten kleinen Patzer wurden wohl nur von ihr selbst als solche empfunden, in den Noten fanden sie sich nicht wieder. 8,602 für die erste Runde, 8,700 für die zweite, 8,651 Gesamtergebnis sprechen eine klare Sprache wer denn in Dortmund die Beste war.
Platz zwei ging nach Deutschland, an Kristina Boe aus Hamburg. Sie war zum dritten Mal bei einem Weltcup-Finale am Start. 2013 in Braunschweig belegte sie Platz sechs, im vergangenen Jahr in Graz landete sie auf Platz vier. Mit ihrer Interpretation von Herbert Grönemeyers „Der Weg“ gelang ihr in Dortmund der ersehnte Sprung aufs Treppchen. 8,348 die Note für den ersten Auftritt am Freitag, bei dem ihr alle schwierigen Elemente der Kür gelangen, im Detail aber noch besser am Samstag im Finale, wofür sie 8,632 erhielt. Belohnt wurde damit die noch akkuratere Ausführung und die starke Ausstrahlung der 28-jährigen Ärztin. „Sie hat sich weiter entwickelt, ist mental stärker geworden“, sagt Bundestrainerin Ursula Ramge. Schon immer gut in Höchstschwierigkeiten ist Boe jetzt noch einmal gereift. Das wurde honoriert mit dem zweiten Platz in der Gesamtwertung
Im vergangenen Jahr schloss Kistina Boe ihr Medizinstudium in Hamburg ab, arbeitet seit dem 1. Januar als Unfallchirurgin in der Schön-Klinik in Eilbek. Da mussten Training und Vorbereitung für das Weltcup-Finale gut abgestimmt werden mit dem Trainerteam. „Die Zeiten mussten immer um meinen Schichtdienst herum gelegt werden und für den Weltcup habe ich Urlaub genommen“, sagt Kristina Boe. Bewährte Partner bei ihrem Auftritt in Dortmund sind der 15-jährige Wallach Don de la Mar, einem Sachsen-Anhaltiner von Dionysos-Kolibri und Winnie Schlüter als Longenführerin. Auch Winnie Schlüter hat einen Ganztagsjob, sie arbeitet für „Ein Herz für Kinder“. Gar nicht so einfach, hier den Beruf, dort den Leistungssport unter einen Hut zu bekommen.
Mit deutlichem Abstand (8,032) an dritter Stelle platzierte sich die Oesterreicherin Isabel Fiala mit Pink Floyd, an der Longe Veronika Greisberger vor der Italienerin Anna Cavallaro (7,304) und der Schweizerin Nadja Büttiker, die Glück im Unglück hatte, als ihr Wallach Keep Cool während der Kür unvermittelt stehen blieb, wohl um zu äppeln, und Nadja einen Sturz soeben noch verhindern konnte. Weniger Glück hatte die Französin Anne Sophie Musset, die verletzungsbedingt gar nicht mehr im zweiten Umlauf antreten konnte.
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