Mit zwei Medaillen im Gepäck treten die deutschen Fahrer die Heimreise von der Europameisterschaft an: Silber gab es für die Mannschaft, Bronze für Christoph Sandmann in der Einzelwertung. „Ich bin sehr zufrieden“! Das war nach Abschluss der Fahrwettbewerbe die am häufigsten zitierte Aussage im deutschen Lager.
Es war jedoch nicht allein der Gewinn der Medaillen, der Anlass zur Zufriedenheit gab, vor allem war es die Tatsache, bei diesem Nationenpreis wieder näher an die siegreichen Niederländer herangerückt zu sein. Mit 299,73 Punkten standen Ijsbrand Chardon, Koos de Ronde und Theo Timmermann erwartungsgemäß ganz oben auf dem Siegertreppchen. Mareike Harm, Christoph Sandmann und Georg von Stein sammelten 308,94 Punkte, damit war Bundestrainer Karl-Heinz Geiger „im Grunde sehr zufrieden. Wir sind auf einem guten Weg wieder eine echte Konkurrenz für die Niederländer zu werden“. Bronze (320,04 Punkte) ging an die junge Mannschaft aus Belgien mit Edouard Simonet (27), Dries Degrieck (22) und Glenn Geerts (28).
Der abschließende Kegelparcours am Sonntagmorgen fand auf hervorragend präpariertem Sandboden im Heden-Stadion statt. Die Anforderungen waren nicht extrem hoch, zahlreiche Handwechsel erforderten jedoch gehorsame und wendige Pferde. Wer die Wendungen nicht kurz und zugleich flüssig durchfuhr, bekam Zeitfehler. Das gelang sechs der 21 Teilnehmern, die deutschen Fahrer mussten Zeitfehler in Kauf nehmen, Mareike Harm zusätzlich einen Abwurf. Der kostete sie zwei Plätze in der Rangierung, sie schloss die EM auf dem zwölften Platz mit 171,21 Punkten ab. „Ich habe zum Ende gemerkt dass die Zeit knapp wird, da habe ich Gas gegeben. Eines meiner Stangenpferde wurde daraufhin etwas ehrgeizig. Ich habe aber gar nicht gemerkt dass ein Ball gefallen ist“, wunderte sie sich.
Starke Teamleistung beim Fahren
Ohne Abwurf, aber mit 1,41 Strafpunkten für Zeitüberschreitung beendete Georg von Stein den Kegelparcours. Damit konnte er seinen fünften Platz in der Gesamtwertung halten (157,85 Punkte). „Bei den häufigen Handwechseln musste ich doch häufiger mehr mit der Hand einwirken, das hat Despardo, mein junges Pferd, leicht irritiert. Er zog dann nicht mehr so durch. Insgesamt aber bin ich sehr stolz auf ihn, er ist erst seine dritte große Prüfung gegangen und hat eine Spitzenleistung abgeliefert. Ich freue mich sehr über die Silbermedaille“.
Sandmann versus Simonet
Der Abstand zwischen dem Deutschen Meister Christoph Sandmann und dem vor ihm liegenden Belgier Edouard Simonet war minimal, es hätte auch noch zur Silbermedaille reichen können. Der Kegelparcours gelang ohne Abwurf, allerdings musste auch der Deutsche Meister 1,51 Strafpunkte für Zeitüberschreitung hinnehmen. So blieb es für ihn bei Bronze (151,82 Punkte) – 0,02 Punkte hinter Platz zwei, womit er aber überaus zufrieden war. „Das Kegelfahren war bei mir die letzten Male nicht so toll, deshalb bin ich heute ganz froh. Auf dem Abfahrplatz war es noch recht mäßig, Boyd hat ja noch geholfen, gefühlte hundert Mal umgeschnallt bei den Pferden. War ja am Ende alles richtig. Ich habe hier in Göteborg meine beste Dressur des Jahres abgeliefert.“
Auf die EM habe ich das ganze Jahr hingearbeitet, jetzt bin ich glücklich mit zwei Medaillen.
Christoph Sandmann
Die Silbermedaille errang Edourd Simonet mit 151,8 Punkten. Das war nach seinen Vorleistungen keine Überraschung. Der Belgier fährt seine Arabo-Friesen in allen drei Disziplinen gleich stark. Bei der WM 2016 war er noch auf Platz 16, in Göteborg schon ganz nah an seinem ersten Titelgewinn. 0,3 Strafpunkte für Zeitüberschreitung im Kegelparcours verschlechterten sein Gesamtergebnis nur minimal, schlussendlich war der Abstand zum Niederländer Ijsbrand Chardon, dem neuen Europameister, denkbar knapp, Abstand 1,43 Punkte.
Sein Knowhow hat Simonet vom Weltmeister Boyd Exell. Als Zwanzigjähriger hatte er beschlossen: Wenn du zu den Besten gehören willst, musst du vom Besten lernen. Deshalb ging er 2010 zu Boyd Exell, der damals noch in England stationiert war und arbeitete bis 2012 in dessen Stall. Danach ging er zurück nach Belgien. Als Exell sich 2014 an der belgisch-niederländischen Grenze niederließ, wohnte er gerade mal fünfzehn Minuten von seinem Schützling entfernt. Es ging dann sehr schnell voran, so schnell, dass Simonet 2017 in Aachen nur 13 Punkte hinter Boyd Exell auf Platz zwei abschloss. „Ich will nicht behaupten dass ich ihn bald schlage, aber jeden Wettkampf komme ich dichter an ihn heran. Die harte Arbeit der letzten Jahre zahlt sich aus. Boyd ist mein Freund und Mentor, noch heute lerne ich jeden Tag von ihm. Ich glaube ich werde happy sein, wenn ich ihn eines Tages schlage. Mein Ziel ist es den Abstand von Aachen jeden Tag etwas zu verkürzen um vielleicht eines Tages sogar vor ihm zu stehen“, beschreibt er seine Motivation.
Der Europameister
Das Gefühl ganz vorn zu stehen kennt der neue Europameister Ijsbrand Chardon ganz gut, er ist mehrfacher Weltmeister. Die Goldmedaille (150,37 Punkte) ist ihm in Göteborg nicht in den Schoß gefallen. Er musste alles geben, um sich den jungen Verfolger Simonet vom Leibe zu halten. Zugute kamen dem Niederländer seine jahrzehntelange Erfahrung und sein ebenfalls sehr routiniertes Gespann. Vor zwei Jahren bei der EM in Aachen musste er aufgrund eigener Unaufmerksamkeit dem jungen Deutschen Michael Brauchle den Vortritt lassen, das sollte ihm in Göteborg nicht noch einmal passieren. Angriff erfolgreich abgewehrt, aber kein leicht errungener Sieg.
Einstimmiges Lob gab es von allen Aktiven für den Veranstalter in Göteborg. Angefangen mit dem perfekten Boden im Stadion, über die liebevoll und sorgfältig gestaltete Geländestrecke, die freundlichen Mitarbeiter (1.600 Freiwillige Helfer sollen rund um die EM im Einsatz gewesen sein), bis zu den zahlreichen, begeisterungsfähigen Zuschauern stimmte für Pferde und Fahrer alles. Schade, dass nur 21 Gespanne angetreten sind. Wer sich keine Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden gemacht hatte, trat die weite Reise nach Schweden gar nicht erst an. Man wünscht sich mehr Bewerber in diesem Sport, die Leistungsdichte ist allerdings in den letzten Jahren immer größer geworden.
Für die deutschen Fahrer zahlte sich das Training mit Boyd Exell aus. Christoph Sandmann brachte es auf den Punkt: „Die Zusammenarbeit mit Boyd ist ganz toll. Er gibt immer 100 Prozent! Uns hat es vielleicht oft an der nötigen Konsequenz und Genauigkeit gefehlt, da gibt es bei Boyd keine Kompromisse. Wir möchten gern mit ihm weiterarbeiten.“
„Ich bin auch ganz zufrieden“, zieht der Trainer Bilanz. „Neben meinen Tipps für die Dressur und das Kegelfahren folgten mir die Fahrer in meiner Philosophie über den Sport: Du musst hungrig sein, wenn du Erfolg haben willst. Hungrig jedes Mal etwas besser zu sein. Hungrig, jeden Wettkampf zu gewinnen. Mit diesem Hunger sind die Fahrer in die EM gestartet. Besonders deutlich wurde das bei Christoph. Und die Niederländer sind ja auch nicht mehr so weit weg, das deutsche Team ist auf einem guten Weg“.
Christine Meyer zu Hartummen’s jordan 1 release date | is air jordan outlet real
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