Über die Zukunft des Para-Reitsports, Reglements und eine neue Para-Disziplin ging es beim ersten FEI-Para-Equestrian Forum im Rahmen der Equitana in Essen. Rund hundert Reiter und Experten aus 22 Ländern im Rahmen der Equitana waren angereist.
In der Diskussionsrunde, zu der die Internationale und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FEI/FN) geladen hatte, wurde die Entwicklung des Para-Sports erläutert: Von 2006 bis heute hat sich die Zahl internationaler Turniere fast verdoppelt. Seit 2010 ist die Disziplin Bestandteil der Weltreiterspiele. Was wir jetzt noch brauchen, sind mehr Reiter und noch mehr teilnehmende Nationen, erklärte der für Dressur und Para-Dressur FEI-Sportdirektor Trond Asmyr. Entwicklungspotenzial bestehe vor allem in Asien, Südamerika, Afrika und im Nahen Osten, aber auch im Jugendbereich und auf Ein- und Zwei-Sterne-Niveau.
Teamwertung, Hilfsmittel, Klasseneinteilung
Zu den sportpolitischen Themen zählten die Fragen nach neuen internationalen Richter und nach dem Streichergebnis in der Teamwertung, die aus den Ergebnissen von Teamtest und Championatsaufgabe errechnet wird. Derzeit wird der Reiter mit dem schlechtesten Ergebnis im Teamtest ganz gestrichen. Idee ist es nun, Teamtest und Championatsaufgabe getrennt zu bewerten, so dass beispielsweise der Reiter mit dem Streichergebnis im Teamtest mit einem guten Ergebnis in der Championatsaufgabe zum Gesamtergebnis beitragen kann. Darüber hinaus wurden die Teilnehmer über den neuesten Stand in Sachen kompensatorische Hilfsmitteln informiert. Letztere sind künftig in einer Masterliste unter www.fei.org zu finden, ihr Einsatz kann nicht mehr vor Ort vom jeweiligen Technischen Delegierten entschieden werden. Wenn jemand ein nicht aufgeführtes Hilfsmittel verwenden möchte, muss ein Antrag an die FEI gestellt werden. Die Antwort wird dann innerhalb von 14 Tagen gegeben, informierte Hanneke Gerittsen, Vorsitzende des FEI Compensating Aids Panel. Der Vorsitzende der Klassifizierer Sharyn Gregory informierte über die neuesten Beschlüsse, die u.a. ein freiwilliges Höherstufen von einer Behindertenklasse in die nächsthöhere untersagt. Ein Wechsel ist nur noch durch die Klassifizierer möglich und bedarf neben einer Untersuchung auch einer genauen Dokumentation der eingenommen Medikamente. Vorschläge zur Reduzierung der Behinderten-Grades von bisher fünf auf vier sowie die Anhebung der körperlichen Mindestanforderung für einen Start im Para-Leistungssport wurden in der abschließenden Diskussion allerdings abgeschmettert. Der Gegenwind kam vor allem von den Vertretern Englands, deren Votum sich die Mehrheit der Delegierten anschloss. Offen blieb die Frage, wie man mit nur leicht behinderten Para-Reitern umgeht, die parallel auch im Regel-Spitzensport erfolgreich sind.
Para-Reining
Neben den bekannten Para-Disziplinen Dressur und Fahren wurde in der Diskussionsrunde das Para-Reining als dritte Disziplin präsentiert. Aktuell gibt es allein in Deutschland 17 Reiner, die mit einem Sportgesundheitspass im Regelsport an den Start gehen, der größte Teil davon Grade IV-Reiter. Vorgestellt wurden Vorschläge möglicher Aufgaben, die je nach Behinderten-Grade in Trab oder Galopp geritten werden können. Der FEI zufolge soll bereits im kommenden Jahr das erste Championat in Para-Reining ausgetragen werden. Es wurde eindrucksvoll demonstriert, wie gut die Disziplin Para-Reining den Para-Sport in der Zukunft bereichern wird. Jetzt gilt es möglichst zeitnah ein entsprechendes Regelwerk zu optimieren, damit die Para-Reining in 2016 voll durchstarten kann, erklärte FN-Disziplinkoordinator und neuer Reining-Bundestrainer Nico Hörmann.
Nach der Veranstaltung zog Dr. Jan-Holger Holtschmit, Vorsitzender des DOKR-Disziplinbeirats Para-Equestrian, ein Fazit: Das erste Para-Equestrian-Forum in Essen war ein großer Erfolg. Insbesondere positiv war der offene Ideen- und Gedankenaustausch von Aktiven, Trainern und Offiziellen. Da der Para-Sport noch eine recht junge Disziplin ist, die sich in den vergangenen Jahren sehr dynamisch weiterentwickelt hat, ist es erforderlich, dass möglichst alle Beteiligten so offen und konstruktiv miteinander arbeiten können. Ich glaube, dass wir da auf einem sehr guten Weg sind.
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