Den Niederländern nach sieben Jahren wieder den Sieg im Großen Talbot Preis in der Soers abzujagen, das ist das Ziel der deutschen Vierspännerfahrer.
Der zweite Tag beim CHIO in Aachen war ein arbeitsreicher Tag für Mareike Harm. Als einzige Frau unter den 25 Teilnehmern der Fahrprüfungen war sie so etwas wie eine Exotin an den Leinen und deshalb heiß begehrt als Gesprächspartnerin für TV, Rundfunk und Printmedien. Und alle wollten am liebsten eine Runde mit ihr auf der Kutsche fahren! Dabei hatte sie nach ihrem Start um 12.00 Uhr in der Dressurprüfung schon ein strammes Programm hinter sich. Nachdem am Vortag ihre Pferde auf dem Viereck nicht zu Ruhe und Losgelassenheit fanden, im Schritt Taktfehler machten und insgesamt eine Vorstellung ablieferten die weit hinter den Erwartungen zurück geblieben war, hatte die Fahrerin aus Holstein ihren Pferden versprochen: Morgen wird alles besser. Da wird vor der Prüfung gefahren und gearbeitet bis der Dampf abgelassen ist! Und das zog sie dann auch so durch. Bereits um sechs Uhr in der Früh begann sie ihre Pferde einspännig zu arbeiten, der Erfolg war eine erheblich verbesserte Vorstellung am Mittag. Zwar waren 47,55 Pkt. nicht das erhoffte Traumergebnis, unterm Strich war die Vorstellung aber erheblich verbessert. Kein Anzackeln mehr, deutlich mehr Losgelassenheit und Durchlässigkeit. Dass sie mit ihrem Ergebnis (8. Platz) den Männern im Team den Vortritt lassen musste war so nicht geplant, die Steigerung zum Vortag dennoch eine große Erleichterung für die 29-Jährige aus Negernbötel. Von Bundestrainer Karl-Heinz Geigfer gab`s ein Lob für den Fleiß.
Auch die beiden anderen Teamfahrer erreichten ein besseres Ergebnis als am Mittwoch. Die Rangierung im Endergebnis spiegelt recht genau den derzeitigen Leistungsstand der internationalen Vierspännerszene wider. Christoph Sandmann (Lähden) mit 46,27 Punkte auf Platz fünf, dicht gefolgt von Georg von Stein (Moldautal) auf dem sechsten Platz mit 46,46 Punkten Sieger wie in der ersten Prüfung der US-Amerikaner Chester Weber, dessen Gespann, bestehend aus zwei Holsteinern und zwei KWPN Pferden, einmal mehr mit einer harmonischen Vorstellung begeisterte, 35,65 Punkte. An zweiter Stelle dieses Mal nicht Weltmeister Boyd Exell (36,74 Punkte, 3. Platz), sondern knapp davor der Niederländer Theo Timmermann, 36,42 Punkte, 2. Platz. An vierter Stelle wieder ein Niederländer. Isbrand Chardon ist in Aachen fast zu Hause, so oft war er schon hier, 43,14 Punkte standen für ihn auf der Ergebnistafel.
Durchweg wurden bessere Leistungen erzielt als am Vortag, das mag auch an den bearbeiteten Bodenverhältnissen gelegen haben. Ergiebige Regenfälle am vergangenen Wochenende hatten den Boden auch auf dem so gepflegten Fahrplatz schwer gemacht, viele Fahrer waren, da so nicht ersichtlich, davon überrascht, viele Pferde kamen damit nicht so ohne weiteres zurecht. In der Nacht zum Donnerstag hatten die Veranstalter noch einmal am Boden gearbeitet, Sand aufgetragen, die strahlende Sonne tat ein Übriges. Fazit des Bundestrainers: Alle Fahrer haben sich verbessert, alle drei Teamfahrer sind platziert. Wir sind in der Dressur ein Stück näher an die Niederländer herangerückt. Immer noch nicht ganz auf Augenhöhe, aber der Abstand wird kleiner. Jetzt hoffen wir auf ein Aufrücken beim Marathon.
Der Marathon am Samstag wird als sehr anspruchsvoll eingeschätzt, eben wie es in Aachen erwartet wird und auch richtig ist, sagt Teamfahrer Georg von Stein. Die Hindernisse sind teils technisch anspruchsvoll, teilweise kraftraubend, da gilt es klug einzuteilen, ergänzt der Bundestrainer.
Die Niederländer liegen in der Zwischenwertung beim Nationenpreis mit 79,56 Punkte in Führung, Deutschland folgt an zweiter Stelle mit 92,73 Punkten gefolgt von Schweden, 98,88 Punkten.
2005 haben die deutschen Fahrer zum letzten Mal den Nationenpreis gewonnen, nun soll endlich mal wieder ein Sieg her! Die Niederländer verteidigen ihre Siege aus den vergangenen sieben Jahren mit der gleichen Mannschaft wie 2013: Isbrand Chardon, Koos de Ronde und Theo Timmermann wollen Mareike Harm, Christoph Sandmann und Georg von Stein das Siegen schwer machen.
Christine Meyer zu Hartem
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