Der Modus, unter dem die Olympischen Spiele der Springreiter 2024 in Paris stattfinden werden, ist unter anderem auch Thema bei der diesjährigen FEI-Generalversammlung. Folgende Regelanpassungen stehen zur Debatte.
Vom 10. bis 13. November findet in Kapstadt, Südafrika, die diesjährige FEI-Generalversammlung statt, bei der die 137 nationalen Verbände die Zukunft des Pferdesports diskutieren und abstimmen. In der Dressur steht – wie berichtet – unter anderem die Wahlfreiheit zwischen Trense und Kandare im Grand Prix zur Debatte. Im Springen geht es unter anderem um den Modus bei den Olympischen Spielen 2024 sowie die Qualifikationskriterien.
Wesentliche Vorschläge sind diese:
- Die Mannschaftsentscheidung soll wieder vor der Einzelentscheidung stattfinden. In Tokio waren zuerst die Einzel- und dann die Mannschaftsmedaillen vergeben worden. Mannschafts- und Einzelwertung sollen verschiedene Prüfungen sein. Es geht in der Einzelwertung also von vorne los.
- Es soll nur noch jeweils zwei Springen geben, also je eine Qualifikation und je ein Finale sowohl für die Mannschafts- als auch für die Einzelwertung plus ggf. Stechen.
- Es soll sowohl zwei Trainingseinheiten als auch zwei Vetchecks geben, jeweils vor der Mannschafts- und der Einzelentscheidung.
- Zwischen Mannschafts- und Einzelwertung soll es mindestens einen Ruhetag geben.
Modus
- Beide Teamwertungsprüfungen sollen als Table A Springen gegen die Uhr ausgetragen werden, heißt also, es zählen Fehler und Zeit. Die erste Wertungsprüfung („Qualifier“) soll ohne Stechen stattfinden. Im Finale gäbe es ein Stechen um den Sieg, wenn mehrere Mannschaften nach Fehlern gleichauf vorne liegen. Ein Stechen um die anderen Medaillenplätze gäbe es nur bei gleicher Fehlerzahl und gleicher Zeit.
Startfolge
- Während in Tokio für die Festlegung der Startfolgen in Einzel- und Mannschaftswertung noch die Rangierung der Mannschaft in der FEI Nationenpreiswertung bzw. die Rangierung auf der Reiter-/Pferd-Ranking Liste eine Rolle spielten, soll in Paris ausschließlich das Los über die Startreihenfolgen von Mannschafts- und Einzelwertung entscheiden. Hintergrund des Vorschlags ist, dass die FEI der Ansicht ist, das vorherige System sei schwer zu verstehen. Innerhalb der Teams können die Equipechefs die Startfolge selbst bestimmen. Ganz wie man es sonst von Nationenpreisen kennt, sollen zuerst die ersten Reiter aller Teams an den Start gehen, dann alle zweiten Reiter und schließlich alle dritten Reiter. Ein Streichergebnis soll es nach wie vor nicht geben. Von Seiten der belgischen Föderation gab es hier Gegenstimmen, die FEI hat allerdings beschlossen, dennoch über den Vorschlag wie oben formuliert abstimmen zu lassen.
- Die Reihenfolge der Mannschaften beim Vet-Check soll ebenfalls ausgelost werden, da bei der alphabetischen Anordnung immer dieselben Mannschaften am Schluss dran wären. Es soll einen Vetcheck vor beiden Trainingsspringen geben, erst vor der Mannschafts-, dann vor der Einzelentscheidung.
Mindestleistungen
Für einige Diskussionen hatten vor Tokio Qualifikationsturniere gesorgt, die offensichtlich ausschließlich diesem Zweck dienten und wegen denen es auch Auseinandersetzungen vor dem CAS gab (Fall Mathilda Karlsson). Nun hat die FEI die Qualifikationskriterien verschärft.
- Die FEI schlägt vor, dass die Mindestleistungen (MER) in Großen Preisen, Nationenpreisen oder Weltcup-Springen von mindestens 1,55 Meter Höhe erbracht werden müssen. Gesonderte Qualifikationsprüfungen sollen nicht erlaubt sein. In Prüfungen von 1,50 Meter Höhe sollen keine MERs mehr erreicht werden können. Auch wurden die Mindestanforderungen für die Parcours in Qualifikationsprüfungen sehr viel genauer festgelegt. So muss er nun zum Beispiel Wasserhindernisse (Gräben oder Liverpool) enthalten.
Verworfen wurde hingegen der Vorschlag, um alle Medaillenentscheidungen stechen zu lassen.
Das gesamte Dokument finden Sie hier.
Vorschläge zu den Jumping Rules
Auch bei den allgemeinen „Jumping Rules“ gibt es Änderungsvorschläge, über die abgestimmt werden soll und solche, die verworfen wurden. Zu letzteren gehörte die Eingabe des International Jumping Officials Club (IJOC), dass das Regelwerk für Ponyreiter und Children strenger ist, wenn es um Nasenriemen geht. Für Gleichheit und im Sinne des Wohlergehens der Pferde sollten die Regeln für alle Kategorien angepasst werden.
Von der deutschen FN kam dazu der Kommentar: „In Hinblick auf die Debatte um die Social License unterstützen wir den Vorschlag des IOJC, das Gebiss- und Sattelzeug-Reglement zu überarbeiten.“
Das FEI Feedback, das explizit die Unterstützung der kanadischen Föderation erhielt: „Das Jumping Committee stimmt überein, dass die Ausrüstung für Ponyreiter und Children bei der nächsten vollständigen Überarbeitung der Jumping Rules in Übereinstimmung mit der Equine Ethics and Wellbeing Commission (EEWB) überdacht werden soll.“
Die Frage, die sich dann wohl demnächst irgendwann stellen wird, ist also, was hier wo angeglichen werden soll.
Die neue Zeitstrafpunkt-Regel
Seit Juli gibt es pro angefangene Sekunde über der erlaubten Zeit im Parcours einen ganzen Strafpunkt. Das hat schon für viel Diskussionsstoff gesorgt und wurde auch von Seiten des belgischen Verbandes als auch von den Officials noch einmal aufgegriffen. Letztere sagen beispielsweise: „Diese neue Regel hat stärkere Auswirkungen als angenommen (zum Beispiel auf Qualifikationen für Große Preise) und muss in der Saison 2022 überwacht und ausgewertet werden. Wenn nötig, muss die Regel für die Saison 2023 angepasst werden.“ Ähnlich sieht es auch die belgische Föderation.
Kommentare von den einzelnen Nationen kamen nur aus Irland, wo man bemängelt, dass in den Ergebnissen nicht erkennbar ist, ob die aufgeführten Strafpunkte durch Hindernis- oder Zeitfehler zustande kamen. Die FEI erklärte dazu, man sei bereits dabei, das in der FEI Datenbank separat auszuweisen. Das werde auch an Zeitnehmer weitergeleitet und solle am Ende des Jahres funktionieren. Auf die Anmerkungen zu der Regel als solcher wurde allerdings nicht eingegangen.
Ausscheiden im Parcours
Nach dem Fall Kilkenny in Tokio wurde viel darüber gesprochen, dass es keine Regel gibt, nach der das Richtergremium der Olympischen Spiele den Iren Cian O’Connor hätte abklingeln müssen, als er mit seinem heftig blutenden Schimmel durch den olympischen Parcours ritt. Der Schwedische Reiterverband hat nun vorgeschlagen, dass Art. 241.4 ELIMINATIONS es dem vorsitzenden Richter bzw. in seiner Abwesenheit einem von ihm ernannten Vertreter erlauben soll, ein Paar während der Runde abzuklingeln, wenn er entscheidet, dass eine Fortsetzung des Parcours gegen die Prinzipien des Schutzes der Pferde verstieße. Diese Entscheidung solle endgültig und nicht anfechtbar sein.
Der International Jumping Riders Club stimmt grundsätzlich zu, meint aber, man müsse die Fälle, die zum Ausschluss führen klar definieren. Die FEI wandte allerdings ein, man sei für den schwedischen Vorschlag, weil es zu viele mögliche Fälle gäbe, die man nicht alle aufzählen könne.
Die Kanadier hingegen kommentierten: „Kanada ist mit diesem Artikel nicht einverstanden und findet, dass der Ausschluss eines Reiters mitten im Parcours ohne Einspruch oder Protest unfair gegenüber den Reitern ist.“
Die USA stimmen voll überein mit dem grundsätzlichen Gedanken, äußerten aber Bedenken, dass es eine große Herausforderung werden könnte, sicherzustellen, dass von allen Offiziellen fair und in gleicher Weise angewendet wird. Es habe unglücklicherweise gerade wieder Beispiele gegeben von Offiziellen, die Regeln unterschiedlich interpretieren.
Konkreter ist der Vorschlag aus den Niederlanden. Von der dortigen FN heißt es: „Unsere Social License und das Wohlergehen der Pferde sollten unsere Priorität sein. Vor diesem Hintergrund schlagen wir folgende Anpassung vor: „Blut an den Flanken im Maul oder in den Nüstern des Pferdes sollten immer zum Ausschluss führen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Nasenbluten ein Symptom von Lungenblutungen ist, ist zu groß als dass man sie ignorieren könnte und sollte dadurch von einem Tierarzt abgeklärt werden. Diese Regel sollte auch im Regelwerk aller anderen Disziplinen hinzugefügt werden.“
Von Seiten der FEI heißt es angesichts der Einwände: „Wenn die Umsetzung der neuen Regel sich 2023 als problematisch erweise, könne man sie für 2024 überarbeiten.“
Kostenanpassung
Ein großes Thema sind die Kosten für die Durchführung von Turnieren, die – wie alles derzeit – enorm gestiegen sind. Im Pferdesport liegt das unter anderem auch an den neuen Hygienevorschriften aufgrund des EHV1 Ausbruchs. Von Seiten der Organisatoren kommt daher der Vorschlag, das Nenngeld zu erhöhen.
Der International Jumping Riders Club äußerte sich entschieden gegen diesen Vorschlag. Zum einen müsse sich die Inflationsrate dann nicht nur in den Nenngeldern, sondern z. B. auch im Preisgeld niederschlagen. Ferner sei ein höheres Nenngeld vor allem in CSI1* und 2* eine „zusätzliche Belastung“ für Züchter und Nachwuchsreiter, die es sich dann nicht mehr leisten könnten, ihre Pferde zu zeigen. Zudem seien die Nenngelder in den vergangenen Jahren ohnehin um 95 Prozent (!) gestiegen, von 350 Euro auf 678 Euro durch erhöhte Mehrwertsteuersätze, höhere Stromkosten, Mistentsorgungs- und Parkgebühren.
Die FEI kommentierte, 2017 seien alle relevanten Interessenvertreter übereingekommen, dass das Mindestpreisgeld und die maximalen Nenngelder der Inflationsrate angepasst werden sollen. Bei den Preisgeldern habe man sich daran gehalten, jedoch nicht bei den Nenngeldern. Daher sollten die Nenngelder auf europäischen Turnieren im zehn Prozent erhöht werden.
Von Seiten der nationalen Verbände kamen zum Teil heftige Reaktionen. Italien schreibt: „We defintely not agree to an increase“, ebenso die Niederländer. Die führen aus, dass die Reiter ohnehin schon mit exponentiell steigenden Zusatzkosten konfrontiert seien. Eine Erhöhung sei nur tragbar, wenn dann alle nun separat zu zahlenden Kosten in den Nenngeldern enthalten seien. Schweden ist ebenfalls gegen eine Erhöhung. Die deutsche FN schreibt hingegen, man gehe mit dem FEI Feedback konform, dass die Angelegenheit eingehendere Beratungen erfordere und eine Entscheidung nicht übereilt getroffen werden sollte.
Alle Vorschläge finden Sie hier.men’s jordan 1 release date | air jordan 1 cheap australia
Bevor die FEI an eine Erhöhung der Nenngelder plus Nebenkosten denkt, sollte sie erstmal sicherstellen, daß auch ein Mindestgewinngeld ausgeschüttet wird, mit einem fest definierten Schlüssel, nicht nur in den Rankingspringen!
Es gab selbst in diesem Jahr eine genehmigte Ausschreibung mit 2 Rankingspringen mit der Mindestsumme gem. FEI-Rules (ca. 25.600,-Euro) und 2 Rahmenspringen über 1,30m mit, man lese richtig, 50,- Euro Gesamtsumme!
Vor allem bei Jugendprüfungen sind, wenn mit „Prizes in Kind“ ausgeschrieben sind, die Ehrenpreise oft lächerlich, wenn es sie überhaupt gibt.
Immer noch Herumgerede um blutende Pferde! Ein blutendes Pferd ist sofort aus der Prüfung zu nehmen und Schluß, ganz egal warum es an welcher Stelle blutet. Natürlich kann es sein, dass es keine schlimme Verletzung ist, aber das können doch die Richter während der Prüfung nicht diagnostizieren. Das muss der Tierarzt machen,- nach der Prüfung! Wenn es dann nur eine Kleinigkeit ist, kann der Tierarzt das Pferd ja für die nächste Prüfung wieder freigeben, kein Problem. Selbstverständlich kann der Reiter nicht betraft werden, z.B. wegen eines Insektenstichs. Da hat er halt Pech gehabt. Natürlich ist es schade wenn dann jemand wegen einer Kleinigkeit eine Medallie verpasst, aber es ist zum Schutz der Pferde unausweichlich.