Die Disziplinarkommission des Weltverbandes der Fünfkämpfer hat sich noch einmal mit der Causa Annika Schleu in Tokio beschäftigt. Die Athletin wurde von den Anschuldigungen freigesprochen. Anders ihre Trainerin.
Wie der Verband mitteilt hat die Disziplinarkommission die Bundestrainerin Kim Raisner für schuldig befunden, die UIPM Regeln verletzt zu haben, indem sie das Pferd von Annika Schleu bei den Olympischen Spielen in Tokio geschlagen und zudem die Athletin aufgefordert hat, dasselbe zu tun. Die Kommission hat damit das Urteil des UIPM Vorstands vom 7. August bestätigt. Damals war Kim Raisner für den Rest der Olympischen Spiele gesperrt worden.
Kim Raisner erhielt einen Verweis. Bei einem weiteren Vorfall dieser Art werde man ihr unter anderem die Trainerlizenz bei UIPM Veranstaltungen entziehen.
Raisner soll zudem schnellstmöglich ein Trainerseminar besuchen, „das ein Modul zum humanen Umgang mit Tieren enthält“. Auf jeden Fall muss sie eine entsprechende Weiterbildung vor der Teilnahme an einem vom UIPM genehmigten Wettkampf machen.
In der Urteilsbegründung heißt es, das Gremium erkenne den persönlichen Beitrag an, den Kim Raisner über viele Jahre hinweg für den Modernen Fünfkampf geleistet hat. Ihr eigener sportlicher sowie ihr beruflicher Werdegang seien von „vorbildlichem Verhalten geprägt“. Daher wurden die Ereignisse vom 6. August als „eine Ausnahme“ eingestuft.
Aber: „Dennoch hat Frau Raisner tatsächlich gegen die UIPM-Wettkampfregeln verstoßen, insbesondere gegen Regel 4.6.8, und ihr Verhalten, nämlich das Pferd Saint Boy zu schlagen und ihren Athleten zu ermutigen, dasselbe zu tun, unabhängig vom Grund, war für dieses Gremium und in der Tat für die Welt schockierend. Das ungeheuerliche Verhalten von Frau Raisner kann nicht ungestraft bleiben.“
Annika Schleu nicht schuldig
Annika Schleu hingegen wurde vom Vorwurf des übermäßigen Peitschen- und Sporeneinsatzes freigesprochen. Es werden keine Maßnahmen ergriffen.
In der entsprechenden Mitteilung heißt es dazu:
„Das Gremium hat die Handlungen von Annika Schleu, als sie auf dem Pferd Saint Boy die Reitbahn betrat, begutachtet. Auf der Grundlage der vorliegenden Beweise wurde festgestellt, dass der Einsatz der Peitsche oder der Sporen nicht übertrieben war, und obwohl die Situation für Reiterin und Pferd zweifellos belastend war, kam das Gremium zu dem Schluss, dass es keine Fragen des Tierschutzes zu klären gibt und dass keine Maßnahmen ergriffen werden.“
Neue Arbeitsgruppe
Der Fünfkampfverband hat inzwischen eine Arbeitsgruppe für die Disziplin Reiten eingerichtet. Diese wurde vom Schiedsgericht „ermutigt, sorgfältig auf eine Änderung unserer Regeln im neuen Wettbewerbsformat für Paris 2024 hinzuarbeiten, um die Gesundheit, Sicherheit und humane Behandlung unserer Tiere und Athleten zu schützen und zu gewährleisten.“
Die Vorfälle in Tokio waren nicht der einzige Tierschutzskandal im Modernen Fünfkampf in jüngster Vergangenheit. Mehr dazu lesen Sie in St.GEORG 10/2021, die ab 15. September im Handel erhältlich ist.men’s new jordans release dates | nike blazer mid 77 indigo dc8246 100 release date
Kurzer Prozess!
Wie kann das sein? Nach so kurzer Zeit folgt also schon die Rehabilitation !
Man stelle sich den Vorfall mal in einer anderen Sportart vor, z.B. ein Fußballnationalspieler verliert die Nerven und schlägt auf dem Feld seinen Partner vor aller Augen, weil dieser nicht an die richtige Stelle läuft, und der Nationaltrainer fordert dies noch.
Was ich hier auch vermisse ist der „Aufschrei“ der Verantwortlichen im deutschen Reitsport. Erst vor wenigen Tagen gab es in der Reiter Revue eine online-Diskussion mit Experten und gut 300 Interessierten unter dem Titel: „PFERDESPORT UNTER BESCHUSS – TIERWOHL IN DER DISKUSSION“, in der Herr Soenke Lauterbach feststellte, dass „gegen Missstände, wie Trainingsmethoden u.a., die nicht der klassischen Reitlehre entsprechen, intensiv vorgegangen“ werde und werden müsse. (Zitat nach Reiter Revue). Warum muss nur die Trainerin zu diesem Trainerseminar mit dem „Modul zum humanen Umgang mit Tieren“?
Was auf sich warten lässt sind die Veränderungsstrategien für den 5-Kampf. Haben sich die Verantwortlichen über das BMX-Fahren informiert? Wird die Reitausbildung überprüft? Oder müssen die Sportler ihre Pferde mitbringen? Was wird denn nun favorisiert?
Übrigens: Veränderungen des Sportgerätes sind in olympischen Disziplinen nicht selten. Oder hat irgendjemand in den letzten Jahren Hochsprung in der Leichtathletik noch mit der Landung in der Sandgrube gesehen?
Ich bin schon gespannt auf die Tiefe der Recherche im Oktoberheft.
Diese Riege der Verantwortungslosen bei UIPM sind jenseits von irgendeinem Funken Pferdesachverstand. Sie fühlen sich anscheinend unangreifbar und agieren nach Gutsherrenart. Schlecht für den Reitsport, alle Disziplinen! Ob sich wohl einer berufen fühlt, es dem Herrn Bach mal mitzuteilen…..