Heidemarie Dresing und Anna-Lena Niehues gewinnen Deutsche Meisterschaften in der Para Dressur 2024

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Heidemarie Dresing und Doeloopp gewannen die Deutschen Meisterschaften in der Para Dressur 2024. (© sportfotos-lafrentz.de)

Vorjahressiegerin Heidemarie Dresing gewann erneut den Titel, Anna-Lena Niehues hingegen triumphierte erstmals bei den Deutschen Meisterschaften in der Para Dressur 2024.

Erstmals wurden die Deutschen Meisterschaften in der Para Dressur 2024 in Balve parallel zu den Entscheidungen im Regelsport durchgeführt. „Eine neue Aufgabe, die wir mit großem Respekt angenommen haben“, sagt Rosalie Gräfin von Landsberg-Velen, Turnierleiterin und Vorstandsmitglied im Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR). Als guter Gastgeber hat der Reitverein Balve bauliche Maßnahmen ergriffen. Ein Weg wurde gepflastert,  Rampen gebaut. Gummimatten im Stallzelt machen es rollstuhltauglich. Nach Abschluss der Meisterschaften wurde bekanntgegeben, dass die DM der Para Dressurreiter bis 2030 in Balve stattfinden werden.

Fünf Grades, zwei Medaillensätze bei Deutscher Meisterschaften in der Para Dressur 2024

Geritten wurde um zwei Goldmedaillen. Die Grades I bis III, für Menschen mit stärkeren Beeinträchtigung, kämpften um einen Titel. Der zweite Satz an Medaillen in der Deutschen Meisterschaften in der Para Dressur 2024 war den Grades IV und V vorbehalten. In diesem Bereich wird auch galoppiert. Drei Prüfungen wurden geritten, so wie international üblich. Para Grand Prix A und B sowie die Kür standen auf dem Programm.

235,043 Punkten summierten sich für  Grade II-Reiterin Heidemarie Dresing. Die unter Multipler Sklerose leidende Architektin ist vor ihrer Erkrankungen S-Dressuren und M-Springen geritten. Jetzt ist sie auf der linken Seite stark beeinträchtigt. Mit einer noch einmal schwierigeren Kür als im Vorjahr konnte sie nach 2023 erneut die Goldmedaille entgegennehmen. Mit Dooloop, der sie schon zu Doppelgold- und Mannschaftssilber bei der EM 2023 getragen hat, lag sie in allen Prüfungen vorn. In der ersten Wertungsprüfung mit 77,643 Prozent, in der zweiten mit 77,666 und in der Kür mit 79,734 Prozent. „Ich habe die Schwierigkeiten nochmal erhöht und bin auch zwei Traversalen geritten. Er ging so schön flüssig, ich konnte ihn so richtig zelebrieren“, freute sich die 68-Jährige, die seit 2016 im Parasport unterwegs ist. „So gut habe ich es, glaube ich, noch nie auf den Punkt gebracht.“

Silber ging an Martina Benzinger. Die 63-Jährige, ebenfalls durch MS zu den Parareitern gekommen nachdem sie früher Vielseitigkeit geritten ist, ritt ihr EM-Pferd Nautica. Die Lipizzanerstute, früher vor dem Wagen unterwegs, trainiert Martina Benzinger zusammen mit Regine Mispelkamp. „Die Anlehnung ist viel stabiler geworden“, so die Reiterin. „Aber ihr größter Pluspunkt ist und bleibt ihr Vorwärtsdrang. Zeig mir ein anderes Pferd, das man im Schritt bremsen muss.“ (74,722, 74,097, 74,634, Gesamtergebnis: 223,453 Prozent)s.

In der Kür war der Sachse Steffen Zeibig aus Arnsdorf noch besser. Sein Trakehner Patamon steigerte sich im Rahmen der Deutschen Meisterschaften in der Para Dressur 2024. In der Kür gab es den Sieg mit 76,645 Prozent. „Das war unsere beste Kür. Das ist unsere neue Bestleistung. Er ließ sich ganz toll reiten, hat auf alles reagiert, aber nicht überreagiert und hat sich vom Publikum überhaupt nicht nervös machen lassen“, so der championatserfahrene Parareiter. Mit 221,922 Prozent gewann das Duo die Bronzemedaille.

Grade IV und V: Niehues vor Nowak und Mispelkamp

In den Grades IV und V  setzte sich Anna-Lena Niehues (Grade IV) durch. Die Pferdewirtschaftsmeisterin ist er seit zwei Jahren im Parasport dabei. 2022 war sie auf Anhieb für die WM in Herning nominiert. 2023 bekam sie ein Kind,. Balve 2024 war insofern ein Comeback. Eines, das mit persönlichen Bestleistungen, 75,601 und 78,693 Prozent  in den ersten beiden Wertungsprüfungen, mehr als gelang, Die Stute Quimbaya ging die Kür, die Niehues in Balve ritt, zum ersten Mal. „Vielleicht war ich auch etwas nervöser als sonst, weil ich auch Angst hatte, dass es nicht so gut mit der Musik passt. Mit der Musik hat es gepasst, aber sie war doch etwas mehr beeindruckt, dass da heute mehr Zuschauer da waren.“ Platz zwei, 76,083 Prozent, in der Kür reichten dennoch zum Meistertitel (230,377 Punkte).

In der Kür nicht zu schlagen war Isabell Nowak mit Siracusa OLD. 76,4 Prozent bekam das Paar. „Er ist sehr konstant geworden“, so die Pferdewirtschaftsmeisterin über ihren Oldenburger. „Ich habe ihn jetzt seit etwas über einem Jahr. Diese Zeit braucht es aber auch, damit die Pferde wirklich das Handicap verstehen und damit umgehen können.“ Nach einem Verkehrsunfall lebt die 41-Jährige mit einer Hüftprothese. Rechter Arm und linkes Bein sind eingeschränkt. „Am Anfang war da ein großes Fragezeichen, wenn ich antraben wollte, ist er angaloppiert, weil das linke Bein nicht kam. Aber inzwischen sind wir richtig gut zusammengewachsen“, erläutert die Pferdewirtschaftsmeisterin, die früher Polizistin war. Sie gewann Silber (222,735) vor zusammen, was am Ende sogar zur Silber vor Titelverteidigerin Regine Mispelkamp. Highlander’s Delight, ihr Championatspferd, war noch nicht voll in der Form, die es braucht für einen Titelgewinn. Mit 222,716 Punkten landete sie mit weniger als zwei Hundertstel Abstand auf dem Bronzerang.

Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer guckt optimistisch und mit einem Erkenntnisgewinn in Richtung der Paralympischen Spiele. „Für uns war es ganz interessant zu sehen, auch wenn mal eine größere Kulisse da ist, wie die Pferde sich verhalten. Es gibt uns noch ein bisschen Zeit, weiter zu üben und das ein oder andere routinierter hinzubekommen. Aber generell haben wir hier sehr gute Leistungen gesehen, in denen sich auch die Ergebnisse der vorangegangenen Turniere widerspiegeln“.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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