In der Spezial-Ausgabe des St.GEORG-Magazins 2022 hat sich die Redaktion eingehend mit dem Thema Tierschutz beschäftigt. Im sportlichen Bereich stand die Frage im Raum: Wie steht es um die „Social License“ des Reitsports? Eine Leseprobe des Artikels von Jan Tönjes.
Der Reitsport steht unter Beobachtung. Die öffentliche Einstellung gegenüber Tieren hat sich stark verändert. Das gilt für viele Bereiche, von der Geflügelhaltung bis hin zu der Frage, ob man Pferde überhaupt reiten darf. Ein Blick auf die Entwicklung
Der Reitsport hat viele Gesichter. Solche mit Fellnasen und solche ohne. Reiterinnen und Reitern ist das klar. Schon von Weitem erkennt man schnell die Zugehörigkeit zu dieser oder jener Fraktion. Drei Schritte näher auf das Gegenüber zubewegt, weiß man noch mehr. Spätestens nach den ersten zwei Sätzen ist die Sachlage dann zumeist klar. Hier ein Springreiter, da eine „FN-Reiterin“ (was immer das genau sein soll) und daneben eine Freizeit-, Western-, Island-, Barock-, Horsemanship- oder aber was-auch-immer-Reiterin. Jemand, mit dem man selbst herzlich wenig zu tun hat, dessen Pferd man eher skeptisch denn bewundernd anblickt und mit dessen theoretischen Ausführungen man wenig anfangen kann. Erst recht nicht, wenn man dann das besagte Konzept in der Praxis im Sattel, pardon, auf dem Rücken oder aber auch nur neben der Schulter daherlaufend betrachtet.
Bunte Pferdewelt
„Ich reite meinen Isländer barock!“ Die Aussage mag den einen belustigen, den nächsten neugierig machen und den dritten begeistern. Doch entscheidend für die Außenwirkung des Reitsports ist keine dieser Reaktionen. Selbst wenn Gráfeldur losgelassener piaffiert als manch „echtes“ Sportpferd. Denn durch die Brille der Normalbevölkerung betrachtet, also jenem Teil der Gesellschaft, der Reitern zahlenmäßig klar überlegen ist, sind es alles nur Reiter. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger.
Dass dieser Teil der Gesellschaft in der Mehrheit ist, mag nicht allen Pferdebegeisterten schmecken. Es ist aber so und wird auf absehbare Zeit so bleiben. Vermutlich für immer. Reiten ist kein Fußball, Jessica von Bredow-Werndl ist kein Christian Ronaldo. Die Mehrheit bestimmt in der Gesellschaft, wo es lang geht. Das ist Demokratie, die gilt auch für die Reiterei. Deswegen lohnt es sich für jeden, der mit Pferden umgeht, sei es privat oder beruflich, die Gesellschaft im Hinterkopf zu haben, den gesellschaftlichen Konsens, auch wenn das nicht immer angenehm sein mag.
Reiter sind reich. Das stimmt nicht, wird aber in der Gesellschaft so wahrgenommen. Arm sind sie selbstverständlich auch nicht. Natürlich ist an der Kalauerantwort auf die Frage, wie man mit Pferden „ein kleines Vermögen machen kann“, etwas Wahres dran: „Indem man vorher ein großes Vermögen hatte.“ Reiten ist nicht Fußball. Kicken auf der Straße braucht einen Fußball, vielleicht noch etwas Kreide und vier Torpfosten. Schon kann man 22 Kinder sportlich glücklich machen. Um 22 Kindern erste Eindrücke vom Erlebnis auf dem Pferderücken zu verschaffen, ist der Aufwand um ein Vielfaches höher.
Stichwort Aufwand: Jeder Pferdemensch investiert viel Zeit und Geld in seinen Vierbeiner. Die eigenen Ansprüche wachsen, von Equipment bis Haltung, die der Gesellschaft aber ebenso. Wer Sport – und das ist nicht nur der Große Preis von Aachen – mit dem Lebewesen Pferd betreibt, hat auf dessen Befindlichkeit zu achten. In Zeiten, in denen „Tierwohl-Label“ an der Fleischertheke Standard sind (was ja begrüßenswert ist), ist der Mensch, der sein Hobby mit Tieren gestaltet, nicht weniger als die Industrie gefordert, zu dokumentieren, dass es dem Tier gut geht.
Seit wann gibt es überhaupt Tierwohl, was sind die „fünf Freiheiten“ und wie steht es um die olympische Zukunft in unserem Sport aus? Mit diesen und mehr Fragen beschäftigt sich Jan Tönjes in dem Artikel „Wie ist das mit dem Pferd und dem Tierschutz eigentlich?“ der St.GEORG-Spezial-Ausgabe 2022.
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