Moderner Fünfkampf: Athleten fordern Rücktritt von Verbandsspitze

Von
6.2 Modern Pentathlon Detail

Die bisherigen fünf Fünfkampf-Disziplinen auf einem Sprung bei Olympia in Tokio 2021. (© privat)

Im Weltverband Moderner Fünfkampf UIPM brodelt es. Mehr als 650 Athleten fordern den Rücktritt der Verbandsspitze nach der Entscheidung, ab 2028 Reiten aus dem Programm der Sportart zu streichen.

Für den Modernen Fünfkampf geht es um den Verbleib im olympischen Programm. Das hatte Antonio Samaranch jr., Vize-Präsident des Weltverbandes UIPM in einem Statement deutlich gemacht. Der Sohn des ehemaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hatte bekanntgegeben, dass bei den Olympischen Spielen in Paris im Jahr 2024 das letzte Mal Reitsport Teil des Modernen Fünfkampfs sein sollte.

Auch interessant

Moderner Fünfkampf Verband vor Zerreißprobe

Gegen diese Entscheidung laufen nun moderne Fünfkämpfer Sturm, ehemalige und aktive Athletinnen und Athleten. In einem Brief fordern sie nicht nur Klaus Schormann, den Vorsitzenden des UIPM auf, zurückzutreten. Die Forderung ist an den gesamten Vorstand adressiert. Wörtlich ist von einem „Misstrauensvotum“ die Rede. Man sei „geschockt“ über die Entscheidung, die sich klar gegen die Idee des Begründers der Olympischen Spiele in der Neuzeit stelle. Schließlich habe „Baron Pierre de Coubertin den Modernen Fünfkampf extra für die Olympischen Spiele erdacht, um den vollständigen Athleten darzustellen.“

667 Athleten, darunter mehrere Olympiasieger, haben das Schreiben unterzeichnet, in dem es heißt, die Verbandsspitze habe „109 Jahre Geschichte des Modernen Fünfkampfs untergraben.“ Zuerst hatte das Sportinformationsportal Inside the Games darüber berichtet.

Die Sportart war nie unumstritten, weil mangelndes reiterliches Talent durch bessere Leistungen in anderen Sportarten kompensiert werden können. Die deutsche Athletin Annika Schleu hatte bei den Olympischen Spielen in Tokio komplett versagt. Ihr Pferd verweigerte mehrfach, worauf Trainerin Kim Raisner sie aufgefordert hatte: „Hau drauf!“

Ein Aufschrei unter Pferdefreunden und unter anderem eine Online-Petition hatte das IOC unter Druck gesetzt, das nicht mehr als zeitgemäß passende Springen aus dem Programm des modernen Fünfkampfs zu entfernen.

 

 men’s jordan retro release dates | air jordan 1 mid outlet

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!

Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

stgeorg_newsletter_booklet
  1. Michi

    Aha, ich wusste bis dato nicht, dass es bspw. vor 109 Jahren bereits Laser-Pistolen gab. Nur keine alten Zöpfe abschneiden. Die im Bericht erwähnten Athleten disqualifizieren sich mit ihrer Haltung und ihrer Uneinsichtigkeit m.E. vollends. Selbstüberschätzung beim Reiten inkludiert. Der moderne Fünfkampf sollte in Zukunft am besten gar nicht mehr olympisch sein.

  2. Helmold Baron von Plessen

    Den massiven Protest der Athletinnen u. Athleten gegen Abschaffung der Teildisziplin „Reiten“ beim modernen Fuenfkampf kann ich voll nach vollziehen ! Der Ruf nach dem Abschneiden „alter Zoepfe“ ist hier vollkommen unangebracht. Einknicken der an sich dazu nicht berufenen Institutionen ist heutezutage leider a.d. Tagesordnung. Anstatt sich mit dem Problem fachlich kompetent auseinander zu setzen und dadurch Abhilfe zu schaffen, wird lapidar : Absitzen und rauf auf’s Fahrrad propagiert. Dass man damit einer grossen olympischen Sportart, die von ihrem Innitiator bewusst den Reitsport als Disziplin fuer einen/ne kompletten Athleten einbezogen hat, das nimmt, was sie ausmacht, naemlich den/die kompletten/te Athleten/in zu ermitteln, ist den Herrschaften an gegebener Stelle wohl nicht aufgegangen. Sowohl i.d. klassischen Pferdelaendern Europa’s, als auch i.d. USA haben wir reichlich qualifizierte Ausbilder, die sich der fachgerechten Ausbildung i.d. Disziplin Reiten bei modernen Fuenfkaempfern/rinnen mit Erfolg annehmen koennten. Gerade ein Austausch zwischen Vielseitigkeitsreitern/rinnen u. modernen Fuenfkaempfern koennte m.E. fuer beide Seiten durchaus fruchtbar sein. Ausserdem koennten sowohl der Modus, als auch die Anforderungen der Teildisziplin Reiten modifiziert werden. Ein kurzer, mit wirklich natuerlichen, unkomplizierten Hindernissen bestueckter Gelaendekurs, wuerde m.E. zum modernen Fuenfkampf sowieso besser passen, als ein Springparcours in einem Stadion.

    In diesem Sinne wuensche ich den 667 Athletinnen und Athleten, die sich in so vorbildlicher Weise fuer die Erhaltung einer olympischen Sportart, in ihrer von Baron de Coubertin konzipierten Form, einsetzen, ein kraeftiges „Hals u. Bein“

    • Monika Gollor

      Sehr geehrter Herr Baron von Plessen,
      würden Sie also die Ausbildung der Fünfkämpfer übernehmen oder finanzieren?
      Würden Sie Ihre über lange Jahre gut ausgebildeten Pferde diesen Athleten zur Verfügung stellen?

      Fassen wir einmal die Rahmenbedingungen des Reitens im Modernen Fünfkampf zusammen:
      Max 7 Trainingstage für 5 Disziplinen.
      Bleibt also fürs Reiten ca. 1 Tag pro Woche.
      Selbst bei Athleten, die aus Reiterfamilien stammen und/ oder das Reiten als ihre Lieblingsdisziplin sehen, dürfte die Übungszeit nicht recht viel mehr werden – und Reiten favorisieren bestimmt nicht alle, zumal der Erfolg in den anderen Disziplinen vielmehr vom eigenen Fleiß und nicht von der Qualität des von anderen ausgebildeten Pferdes abhängt oder der des Vorreiters im Wettkampf.

      Natürliche Folge
      Bilder extrem schlechten Reitens über mehrere Olympische Spiele, also im Bereich der höchsten Ausbildungsstufe, oft sogar mit tierschutzrelevanten Bildern. (Auf keinem mir bekannten ländlichen Turnier fallen so viele Stangen (und Reiter) wie dort.)

      Dabei hat es der Verband der Fünfkämpfer zudem völlig versäumt, öffentliche Transparenz über die Art und Weise des Trainings von Pferd ihrer Reiter zu zeigen. Das Lippenbekenntnis, man sei tierfreundlich, reicht hier nicht. Nachweise, dass die Reiter Reitabzeichen oder Turniererfahrung auf ländlichen Turnieren mitbringen, wurden nicht einmal in Deutschland (also schon gar nicht von anderen Ländern) erbracht. Gerade wegen des Aufschreis in den öffentlichen Medien wäre es durchaus einmal zu klären, ob die Athleten auf ländlichen Reitturnieren der Klasse L M, also der Höhe, die sie in Olympia überwinden sollen, überhaupt startberechtigt wären.

      Dass Sie jetzt auch noch Vielseitigkeitsreiten ins Gespräch bringen, ist angesichts der Gefährlichkeit für Reiter und Pferd völlig unverständlich.

      Da Radfahren und speziell Mountainbiking sich insgesamt einer wesentlich höheren Popularität erfreut und aus vielen Gründen viel wettbewerbstauglicher ist, wird spätestens mit der nächsten Athletengeneration kaum jemand mehr das Reiten auf diesem Niveau vermissen.

      Mit freundlichen Grüßen
      M. Gollor

  3. Monika Gollor

    Sehr geehrte St. Georg-Redaktion,
    Warum wollen die 5-Kämpfer das Reiten überhaupt erhalten?
    Welche Form des Reitens schwebt diesen denn vor?
    A-Dressur? E-Springen? Ausschluss mit der dritten Verweigerung? Eigenes Pferd?
    Wie geloben sie denn Besserung?

    Die Athleten können doch selbst nicht mit der Situation zufrieden sein!
    Mit welcher Begründung lehnen sie Radfahren ab? Welche Art überhaupt? Geschicklichkeitsfahren? Cross ? Rennrad? Was passt hier nicht? Oder wollen sie vielleicht Autofahren?

    Zu Zeiten Coubertins gehörte das Pferd noch zum Straßenbild. Heute sind es aber Autos und Räder, Wobei ich persönlich aus athletischer und ökologischer Sicht natürlich das Rad an erster Stelle sehe

    Mit freundlichen Grüßen
    Monika Gollor

  4. Helmold Baron von Plessen

    Sehr geehrte Frau Gollor, mit grossem Interesse habe ich Ihre Antwort auf meinen Kommentar und den Ihrigen a.d. Redaktion des St. Georg gelesen. Es ist ausgesprochen wohltuend mit einem Menschen chevalresq die Klingen zu kreuzen ( passt ja auch gut zum Fuenfkampf) der dies nicht mit ueberfrachteten Emotionen tut, die einen nicht weiter bringen. Sie weisen zu recht auf die hohen Kosten der Ausbildung von Reiter/innen u. Pferden , sowie die fragliche Bereitwilligkeit, Letztere, nach jahrelanger guter Ausbildung, den Athleten zur Verfuegung zu stellen, hin. Dem koennte man m.E. mit folgenden Massnahmen abhelfen. Die Bundeswehr unterstuetzt durch qualifiziertes Training, verbunden mit den hiefuer erforderlichen Einrichtungen, so viele Sportarten, dass dies auch ganz gezielt fuer den modernen Fuenfkampf, der gewissermassen in diesem Bereich eine Art Schattendasein fuehrt, moeglich sein sollte. Auch wenn ausgerechnet das inakzeptable Verhalten einer Deutschen !!!! Sportsoldatin u. deren Trainerin, bei den vergangenen olympischen Spielen, das Fass zum Ueberlaufen gebracht hat, so sind m.E. Fuenfkaempfer nach wie vor am besten bei unseren Streitkraeften aufgehoben. Was die Bereitstellung geeigneten Pferdematrials angeht, so koennte man qualifizierte Reitinstitute, verbunden mit finanzieller Unterstuetzung von oben, versteht sich, motivieren ausgesuchte Pferde in Ruhe fuer den Einsatz in der Disziplin Reiten beim modernen Fuenfkampf aus zu bilden und danach permanent fuer diesen Einsatz vor zu halten. Man koennte damit sozusagen sogar u.U. zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen indem man gerade diese Pferde, beispielsweise Jugendlichen, deren Eltern nicht zu Helgstrand & Co. zum Shoppen fahren koennen, das ABC guten Reitens vermittelt, indem man sie zeitweise damit beritten macht. Championate im Fuenfkampf gibt’s im Jahr ja nicht so viele, so dass ein solcher zusaetzlicher Einsatz, stets unter Aufsicht qualifizierter Fachleute, durchaus im Bereich des Moeglichen waere
    Bezueglich Ihrer Kritik am Verband bez.d. Verbaenden, was oeffentliche Tranzparenz angeht, bin ich voll bei Ihnen. Mit den gebetsmuehlenartigen Lippenbekenntnissen ueber viele Jahre hinweg muss endlich Schluss sein. Taten muessen her. Nicht ganz nachvollziehen kann ich ihren Vorbehalt, die Springpruefung ggflls durch eine im Gelaende zu ersetzten. Dank des MIM Sicherheitssystems kann man Gelaendehindernisse heute so bauen, dass sie hinsichtlich der Verhuetung von Gefahren fuer Pferd u.Reiter/in, denen eines Springparcours in nichts nachstehen. Auch mit Ihrem Argument, dass Pferd gehoere, wie zu Coubertin’s Zeiten nicht mehr zum Strassenbild und daraus abzuleiten, dass die Athleten sich deshalb auf’s Stahlross schwingen sollten, tue ich mich etwas schwer. Ohne die sportlichen Leistungen der modernen Fuenfkaempfer im Laufen und Schwimmen, in irgend einer Weise herab zu wuerdigen, kann man doch sagen, dass die Disziplinen Schiessen, aber ganz besonders Fechten und Reiten einen besonders hohen ethischen, vor allem aber auch erzieherischen Wert haben. Ersetzt man das Reiten durch welche andere Sportart auch immer, so loest man das wertvollste Glied aus der Kette und nimmt dieser grossartigen Sportart, das, was sie eigentlich ausmacht; den kompletten Athleten im Coubertinschen Sinne zu ermitteln. Deshalb sollten wir nicht die Haende in den Schoss legen und abbauen, sonder trachten zu verbessern, was uns vom Begruender der Olympischen Spiele der Neuzeit !!! vorgezeichnet wurde. Vieles gebe es noch zu sagen, aber das wuerde den Rahmen der Kommentarspalte des St. Georg sprengen. In diesem Sinne, sehr verehrte gnaedige Frau bin ich, mit freundlichen Gruessen – Helmold Plessen

    • Andreas Apsel

      Sehr geehrter Herr von Plessen,

      interessanter Artikel von Ihnen.
      Ich frage mich, warum für die Fünfkämpfer nicht der Besitz eines Reitabzeichens bzw. der entsprechenden Leistungsklasse (LK 5), sowie gelegentliche Teilnahme an Reitturnieren lt. LPO (z.B. eine gewisse Anzahl pro Jahr) zur Voraussetzung gemacht wird.
      Dann sollten solche Szenen wie bei Olympia nicht mehr in diesem Ausmaß vorkommen.
      Natürlich müßte das in allen Ländern dann so sein.

  5. Helmold Baron von Plessen

    Sehr geehrter Herr Apsel,

    freue mich sehr ueber Ihre mailwendende Antwort. Bezueglich Ihrer Anregungen, welche reiterlichen Voraussetzungen die Teilnehmer am modernen Fuenfkampf erfuellen muessten, um startberechtigt zu sein, bin ich voll bei Ihnen. Dies waere wesentlich hilfreicher, als diese traditionsreiche Sportart durch den Wegfall der Disziplin Reiten zu demontieren. Natuerlich muesste Gleiches fuer alle Laender gelten. Auch darin stimme ich Ihnen voll zu.

  6. Helmold Baron von Plessen

    Sehr geehrter Herr Apsel,

    was meinen Sie, wie sicher unsere Fuenfkaempfer ihre gut vorbereiteten Pferde ueber einen fairen, moderaten mit MIM Sicherheitsystem a.d. Hindernissen ausgeruesteten Gelaendekurs steuern wuerden, wenn z.B. ein Coach, wie Andreas Ostholdt, (Berufsoffizier) sie darauf vorbereiten wuerde.


Schreibe einen neuen Kommentar