Nach Doping-Disqualifikation der Konkurrenz: Jockette Sibylle Vogt galoppiert in Riad allen davon!

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Riad, Portrait of jockey Sibylle Vogt

Jockette Sibylle Vogt: in der Schweiz geboren, in Deutschland zuhause, siegreich auf der ganzen Welt. (© www.galoppfoto.de/Sorge)

Schon der zweite Platz bei der International Jockeys‘ Challenge in Riad war ein Riesenerfolg für die deutsche Rennreiterin Sibylle Vogt. Nachträglich wurde sie jetzt sogar noch zur Siegerin erklärt.

Als bester Jockey war ursprünglich Mike Smith aus den USA gefeiert worden. Doch einer seiner beiden Siegpferde hatte eine unzulässig hohe Menge Kobalt im Blut und wurde disqualifiziert. Kobalt zählt zu den Spurenelementen, ist also eine lebenswichtige Substanz. Es ist ab einer bestimmten Dosierung allerdings auch geeignet, die Sauerstoffaufnahmekapazität im Blut zu erhöhen, daher gibt es eine Gefahr des Missbrauchs – zumal Kobalt ab einer bestimmten Menge toxisch wirken kann.

Mike Smith fiel nach der Disqualifikation seines Siegpferdes auf Rang drei in der Jockey-Wertung zurück. Die in der Schweiz geborene, aber in Deutschland beheimatete Sibylle Vogt wurde nachträglich zur Siegerin erklärt. Sie hatte ihre Erfolge am Vortag des Saudi-Cup in vier Rennen auf vier verschiedenen Pferden verbucht. Jedes der Rennen war mit 400.000 Dollar dotiert gewesen. Sie selbst kann sich nun über einen Bonus von 30.000 Dollar freuen.

Auf Augenhöhe

Der deutsche Galoppverband lobte dies als einen „außergewöhnlichen Erfolg“ für den Pferderennsport hierzulande. In Riad, wo dieses Jahr ja unter anderem erstmals der Saudi-Cup ausgetragen wurde, das aktuell lukrativste Pferderennen der Welt, hat Sibylle Vogt einige der besten Jockeys der Welt hinter sich gelassen. Sie ist erst die zweite Frau überhaupt, der es gelang, in Saudi-Arabien einen Rennen zu gewinnen.

Damit nicht genug, hinter Sibylle Vogt ritt mit der Französin Mickaelle Michel eine weitere Jockette genug Punkte für Rang zwei in der Gesamtwertung zusammen. Kein Wunder, dass die Kollegen ihnen in Riad auf Augenhöhe begegneten, wie Sibylle Vogt im Interview mit dem Deutschen Galoppverband betont. Und vielleicht ändert dieser Erfolg auch insgesamt etwas an der Akzeptanz von Frauen im Rennsport, die immer noch zu kämpfen haben, wie Sibylle Vogt berichtet.

Deutscher Galopp: Was bedeutet Ihnen dieser Triumph, auch wenn er am Grünen Tisch erzielt wurde?

Sibylle Vogt: So ein Sieg ist etwas ganz Besonderes. Schade war nur, dass ich nicht vor Ort zur Gewinnerin gekürt wurde. Die gesamte Umgebung und Atmosphäre wären in Riad natürlich noch ganz anders gewesen. Aber ich bin auch jetzt überglücklich, dass es geklappt hat. Etwas Glück braucht man in jedem Sport. Das ist unbeschreiblich. Ich hätte nie mit so etwas gerechnet.

Deutscher Galopp: Welche Erfahrungen haben Sie in Saudi-Arabien gesammelt?

Sibylle Vogt: Ich war überrascht, dass wir Frauen, also Jocketten, in keinster Weise diskriminiert wurden. Wir hatten dieselben Rechte wie die männlichen Jockeys. Wir hatten auch einen Jockeydiener. Das war alles super. Die Bahn war perfekt zu reiten, mit einem erstklassigen Geläuf. Es war sehr interessant, all die guten Jockeys, egal ob Frau oder Mann, kennenzulernen und überhaupt mal in solch einer Gesellschaft zu reiten. Die ganze Atmosphäre war überwältigend. Das war eine einmalige Erfahrung. Ich hoffe natürlich, dass ich auch im nächsten Jahr wieder dabei sein darf.

Deutscher Galopp: Wie schwer ist es, sich als Frau im Rennsport gegen die männlichen Kollegen zu behaupten?

Sibylle Vogt: Leider haben es Frauen im Rennsport immer noch relativ schwer. Man kommt nicht leicht an die richtig guten Pferde und bekommt oft wenig Unterstützung von Trainern, vor allem von den Großen. Daher ist es schwierig, sich einen Namen aufzubauen und bessere Ritte zu erhalten. Als Frau muss man fast doppelt so viel leisten wie als Mann, um nur annähernd so einen Stellenwert zu erreichen, dass man wirklich auch von diesem Sport leben kann. Das ist sehr schade, aber leider ist es so, obwohl in den Ställen mehr Frauen arbeiten als Männer. Wenn es um das Rennenreiten geht, ist die Männer-Domäne immer noch sehr stark. 

Deutscher Galopp: Wie halten Sie sich in der rennfreien Zeit aktuell fit?

Sibylle Vogt: Ich gehe normal arbeiten, bin morgens von 6:30 Uhr bis um 13 Uhr bei Carmen Bocskai in Iffezheim aktiv und reite meine fünf bis sechs Lots. Danach fahre ich zu meinem Lebensgefährten Sven Schleppi, wo ich ebenfalls noch einmal reite. Dreimal die Woche gehe ich laufen und mache abends vor dem Fernseher noch Kniebeugen und Liegestütze oder Rumpfbeugen, einfach, um die Kraft zu behalten.

Deutscher Galopp: Wie läuft während der Corona-Zeit der Alltag im Rennstall für Sie ab?

Sibylle Vogt: Bei uns läuft alles ziemlich normal ab. Natürlich gehen wir nicht zu fünft in den Aufenthaltsraum, sondern wahren den Abstand, desinfizieren die Hände und waschen sie öfter, aber wir kommen uns nie wirklich nahe. Die zwei Meter Abstand kann man im Stall gut einhalten. Damit haben wir gar keine Probleme. 

Deutscher Galopp: Wie wichtig ist es für Sie, dass die Rennen bald wieder starten?

Sibylle Vogt: Sehr wichtig. Ich verdiene damit meinen Lebensunterhalt. Es macht mir Riesenspaß zu reiten. Ich bin froh, wenn das Ganze überstanden ist und alles wieder im Normalbetrieb, wenn auch ohne Zuschauer, weitergeht.

Deutscher Galopp: Was sind Ihre Ziele für diese Saison?

Sibylle Vogt: Vor der Corona-Krise hätte ich gesagt, mindestens 30 Siege, auf jeden Fall mehr als letztes Jahr. Doch jetzt bin ich schon froh, wenn die restliche Saison normal weiterläuft und wir wieder Rennen haben.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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