Im ungarischen Kaspovár fochten die Nachwuchs-Voltigierer am Wochenende die Titel der Europameisterschaften aus. Bei den U18-Voltigierern gewann Bela Lehnen Gold bei den Herren, Alice Layher sicherte sich den Titel in der U21-Damen-Konkurrenz. Dreimal Silber und dreimal Bronze ging ebenfalls an Deutschland.
Erstmals gab es bei den Nachwuchs-Europameisterschaften im Voltigieren auch das U21-Championat. Die erste Europameisterin in der U21-Konkurrenz bei den Damen heißt Alice Layher und kommt aus Baden-Württemberg. Die 20-Jährige zeigte sich mit dem elfjährigen belgischen Warmblut Lambic Van Strokappeleken in beeindruckender Verfassung. Beim Preis der Besten vor wenigen Monaten hatte sie sich noch mit Rang zwei zufrieden geben müssen, doch in Ungarn reichten 8,515 Punkte für den klaren Sieg mit mehr als drei Zehntelpunkten Vorsprung auf die Konkurrenz. Layhers Longenführerin Andrea Blatz hat dabei wohl ganz besonderen Anteil an dem Erfolg, denn sie ist zugleich die Trainerin der Athletin vom RC Güglingen. In der Kür voltigierte Alice Layher sogar zu 8,745 Zählern.
Auf dem Bronzerang folgte überraschend Oceane Schattleitner aus Bernau. Sie rückte nach für Diana Harwardt, die bei der WM Herning 2022 an den Start gehen wird und somit kein weiteres Championat bestreiten durfte. Diese Gelegenheit ließ sich die 20-jährige Schattleitner aus Reichertshofen nicht entgehen. Sie sicherte sich die Plätze fünf (Pflicht), vier (Technikprogramm) und nochmal Platz vier in der Kür. Begleiter für die Athletin vom RVC Gilching waren dabei der 14-jährige Holsteiner Wallach Amontillado, longiert von Julia Handel. In Summe bedeuteten die Auftritte 8,028 Punkte: Bronze! Dazwischen konnte sich noch die Österreicherin Hannah Miriam Haigermoser mit 8,171 auf den Silberrang schieben.
Auf Rang sechs landete Mona Pavetic. Sie erlebte ein durchwachsenes Turnier mit dem zwölfjährigen Rheinländer Wallach Formel 1 D.C (Longe: Alexandra Knauf) und kam insgesamt auf 7,709 Punkte.
U21-Herren gehen leer aus
Beim Debüt der U21-EM lief es bei den Herren aus deutscher Sicht leider weniger erfolgreich. Die Goldmedaille sicherte sich der Franzose Ruben Delaunay mit Orlof de Condé und Longenführer Yannick Kersulec mit dem Gesamtergebnis von 8,179 Punkten. Philipp Clement aus Österreich beendete das Championat mit 8,051 Zählern und der Silbermedaille. Ebenfalls aus Österreich stammt der Voltigierer auf dem Bronzerang: Fabian Lipp ist 19 Jahre alt und sicherte sich das Edelmetall mit schlussendlich 7,711 Zählern.
Bester Deutscher war der 19-jährige Philipp Goroncy aus Drensteinfurt mit 7,674 Punkten. Die erturnte er sich mit dem 17-jährigen Hannoveraner Wallach Hendrikx, longiert von Antje Döhnert. Das Trio hatte lange auf Medaillenkurs gelegen. Allerdings kam es in der abschließenden Kür zu einem Sturz des Vize-Juniorenweltmeisters von 2021 – reichlich Punktabzug war die Folge davon, Goroncy rutschte damit auf den vierten Rang.
Dahinter folgte Jonathan Geib auf Rang fünf. Der 19-Jährige erzielte mit seinen Leistungen mit der 13-jährigen Stute Moebel Martin’s Instore Girl an der Longe von Melissa Habibovic final 7,608 Punkte. Den sechsten Rang belegte der 20-jährige Philipp Göppner mit dem 18-jährigen bayrischen Wallach Donnerbalken (Longenführerin: Tanja Evers) und insgesamt 7,07 Zählern.
Bundestrainer Kai Vorberg zeigte sich sehr zufrieden: „Es war die Premiere in dieser Altersklasse auf einem Championat. Dafür haben sich unsere jungen Damen und Herren hervorragend geschlagen. Wir sind am Ende mit den zwei Medaillen bei den Damen sehr zufrieden.“
Bela Lehnen gewinnt Gold bei den U18-Herren
17 Jahre alt ist der neue U18-Europameister Voltigieren bei den Herren. Bela Lehnen vom VV Köln-Dünnwald bestritt in Kaspovár sein zweites Championat und sicherte sich nach Platz vier bei der Nachwuchs-WM 2021 nun die Goldmedaille. Seine Partner hießen dabei Formel 1 D.C, ein zwölfjähriger Rheinländer und Alexandra Knauf, die den Wallach an der Longe hatte. Nach einem Sieg in der Pflicht und zwei dritten Plätzen reichte es mit insgesamt 8,237 Punkten schlussendlich für die oberste Stufe des Podiums. Nach Gregor Klehe 2018 sicherte sich somit zum zweiten Mal in Folge ein deutscher Voltigierer Gold in dieser Konkurrenz.
Bundestrainer Kai Vorberg sagte über die Leistung von Bela Lehnen: „Bela Lehnen hat sich diesen Titel und die Goldmedaille hart erarbeitet. Seine Leistung war nicht immer einfach, da besonders in der Vorbereitung von der letzten Kür einige Unsicherheiten auf dem Vorbereitungszirkel auftraten. In welcher Art und Weise er diese im Wettkampfzirkel wieder weggeturnt hat, war besonders beeindruckend. Nach seinem vierten Rang im letzten Jahr war diese Goldmedaille für ihn jetzt ein riesen Schritt nach vorne in seiner sportlichen Entwicklung.“
Die Silbermedaille sicherte sich der Österreicher Paul Ruttkovsky, gefolgt von Arne Heers aus Dörverden, der die Europameisterschaft mit dem zwölfjährigen Oldenburger Wallach Cleiner Onkel T bestritt (Longenführer: Sven Henze). Championatserfahrung hat Heers bisher schon im Pas-des-Deux sammeln können, wo er 2021 Weltmeister bei den Junioren wurde. Mit 8,099 Punkten dank zweier herausragender Küren sicherte sich der 16-jährige Arne Heers nun seine erste Einzelmedaille – in Bronze.
Silber und Bronze für Warren und Waskowiak
Wie bei den Herren gab es auch bei den Damen zwei Medaillen in der U18-Konkurrenz. Der Titel ging an Österreich mit Anna Weidenauer, die ja bereits im Vorjahr bei der WM triumphiert hatte. Die 17-Jährige sicherte sich somit ihre zweite Goldmedaille bei einem Championat. Weidenauer siegte in allen drei Teilprüfungen und setzte sich mit 8,546 Punkten an die Spitze. Sie turnte mit dem Pferd Chivas, das von Maria Lehrmann longiert wurde.
Silber bei der ersten Europameisterschaft als Einzelvoltigiererin. Dieses Ergebnis wurde der Oldenburgerin Lily Warren zuteil. Mit dem 17-jährigen Holsteiner Wallach Capitano und Longenführer Sven Henze gelangen der Vorjahres-Pas-de-Deux-Weltmeisterin durchweg gute Vorstellungen, mit denen sie die Plätze drei, zwei und drei belegte. In Summe kam sie mit 8,384 Zählern auf den Silberrang.
Für Paula Waskowiak aus Kirchlengern sah es zunächst gar nicht nach einer Medaille aus bei der Nachwuchs-EM. Aber die 18-jährige Westfälin und ihr elfjähriger Hannoveraner Wallach Djaibolo (Longenführerin: Tabea Struck) steigerten sich im Verlauf des Turniers deutlich. Schließlich lautete das Endergebnis 8,324 Punkte und Waskowiak bekam die Bronzemedaille umgehängt. Nach ihrem Sieg beim Preis der Besten bedeutete die Einzelmedaille nun einen super Abschluss für ihre Junioren-Laufbahn.
Silber im Pas-de-Deux für Moldenhauer und Gallrein
Frances Nandy Moldenhauer und Finn Gallrein sind beide 16 Jahre alt und waren bei diesem Championat das einzige Pas-de-Deux, das die deutschen Landesfarben vertrat. Moldenhauer, die die Einzelwertung auf Platz acht beendet hatte, turnte mit Gallrein zu einem zweiten Platz in der ersten Wertung. In der Endabrechnung schlugen 8,234 Zähler für die beiden Voltigierer zu Buche, die das Championat mit dem 17-jährigen Oldenburger Wallach Longinus und Longenführerin Andrea Harwardt bestritten.
„Das Pas de Deux hat zwei blitzsaubere Runden geturnt und sich damit zu Recht belohnt. Die Silbermedaille ist auch deshalb besonders schön, weil es die erste für Finn Gallrein und Frances Moldenhauer ist“, sagte Bundestrainer Kai Vorberg.
Die Österreicherinnen Katharina Feldhofer und Anja Huber kamen mit ihren Leistungen auf Boccaccio D (Longe: Stefanie Kowald) 7,949 Punkten auf den Bronzerang. Ganz oben aufs Treppchen steigen durften die Landsleute der Bronzegewinnerinnen, Anna Weidenauer und Paul Ruttkovsky. Laut dem Richtergremium tanzten diese zwei in einer anderen Liga und setzten sich mit 8,763 Punkten an die Spitze des Starterfeldes.
Juniorteam Oldenburg mit Sturz und Silber
Die deutsche Equipe bei den Teams war als Faborit in den letzten Zirkel der EM eingelaufen. Das Juniorteam Oldenburg hatte zuvor sowohl die Pflicht als auch die erste Kür gewinnen können. Auch die letzte Darbietung des Teams fing sehr gut an. Dann allerdings unterlief dem Juniorteam um Longenführer Sven Henze ein Fehler, der zum Sturz führte. Das bedeutete hohe Abzüge für die Voltigierer und ihren vierbeinigen Sportpartner Cleiner Onkel. Mit insgesamt 8,001 Punkten landete Deutschland somit auf dem Silberrang.
Die Nase vorn hatte die Equipe aus der Schweiz mit 8,007 Punkten, die sie mit Kairo S und Corinne Bosshard an der Longe erturnten. Die Bronzemedaille ging an die VG Pill aus Österreich mit Don Zeno, Nicole Voithofer an der Longe und insgesamt 7,477 Punkten.
Bundestrainer Kai Vorberg zog als Bilanz: „Auch wenn einige der jugendlichen Voltigierer teils mit ihren Leistungen nicht immer zufrieden waren, so kann man glaube ich doch sagen, dass die Gesamtbilanz von zwei Gold-, drei Silber- und drei Bronzemedaillen sich sehen lassen kann. Es wird nicht einfacher. Die Leistungsdichte wird international immer höher und viele andere Nationen haben aufgeschlossen. Diese Herausforderung nehmen wir gerne an, dürfen aber dieses Jahr mit der Medaillenausbeute sicher zufrieden sein.“
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