Nordkorea! Kommentar zu ersten Entscheidungen der FEI-Vollversammlung

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FEI-Vollversammlung-Kommentar

Kommentar zu ersten Beschlüssen der FEI Vollversammlung 2018 (© FEI-Vollversammlung)

Wiederwahl mit 100 Prozent Zustimmung. FEI-Präsident Ingmar de Vos kann Wahlergebnisse vorweisen, die man sonst nur von totalitären Regimen oder ab und an von der SPD kennt. Eine Disziplin hat der Weltreiterverband auf dem Kieker. Interessanterweise nicht die, die seit Jahren den Pferdesport in Verruf bringt. Ein Kommentar von St.GEORG Chefredakteur Jan Tönjes.

Im Golfstaat Bahrain findet die diesjährige FEI-Vollversammlung des Weltreiterverbandes (FEI) statt. Standesgemäß im Fünf-Sterne-Hotel sitzen die Delegierten zusammen, um sich darüber auszutauschen, wie es weiter geht mit der internationalen Sportreiterei.

Dass da etwas geschehen muss, ist allen klar, die die Bilder der Weltreiterspiele von Tryon gesehen haben. Die Bilder leerer Sitze. Die fragenden blauen Sitzschalen in einem Stadion, das für viele Zuschauer ausgelegt und von kaum jemandem besucht wurde. Ein Stadion, das errichtet wurde für die Kern-Wettkämpfe der Reiterei, für die olympischen Disziplinen Dressur, Springen und den Abschlussparcours der Vielseitigkeit.

Tryon, das hat FEI-Präsident de Vos schnell danach durchblicken lassen, könnte das Ende der wahnwitzig teuren Idee namens „Weltreiterspiele“ sein. Veranstalter sind schon aufgefordert, sich für einzelne Disziplinen als WM-Austragungsort zu bewerben. Vielleicht hat die FEI gelernt. Zumindest an dieser Stelle.

Nun kommt die Nachricht, dass die Zusammenarbeit zwischen der FEI und zwei wichtigen Sportverbänden einer Disziplin zum Erliegen gekommen ist. Nein, es sind nicht die Distanzreiter, die aus der großen Reiterfamilie herauskompromittiert wurden, es sind die beiden US-Verbände American Quarter Horse Association (AQHA) und National Reining Horse Association (NRHA). 2014 war eine Kooperation mit der FEI beschlossen worden, wonach alle internationalen Starts der Reiner erstens unter dem Regelwerk der FEI und damit zweitens mit Pferden stattfinden, die mindestens sieben Jahre alt sind.

Auch das Steward-Management ist klar geregelt in der Abmachung. In einer Pressemitteilung hat die FEI im Vorfeld der Vollversammlung selbst darauf hingewiesen, dass sie wegen Vertragsbrüchen seitens AQHA und NRHA nicht mehr mit den Verbänden kooperiert. 2017 waren laut FEI-Statistik von gerade einmal 54 überprüften Reiningpferden drei positiv getestet worden. Das sind 5,5 Prozent und damit prozentual mehr als im Distanzsport (898 Proben, 43 positiv = 4,8 Prozent) oder der Vielseitigkeit (771/16 = 2,1 Prozent). Das Para-Fahren mit einer Quote von 50 Prozent (zwei Pferde getestet, eines positiv) soll an dieser Stelle vernachlässigt werden. Zahlen, die wir der engagierten Kollegin Pippa Cuckson in ihrem Cuckson Report verdanken.

Die Sorge um das Wohlbefinden des Pferdes und damit einhergehend auch der Umgang mit dopingrelevanten Medikamenten und das Überwachungssystem (Stewards!) scheinen also im US-Reiningsport nicht den FEI-Regeln zu entsprechen. Deswegen zieht man wohl nun die Reißleine. Reining ist aber weiterhin ein Teil der FEI-Disziplinen. Die nationalen Verbände sollen sich bis März nächsten Jahres zur Zukunft der Reining äußern. Die beiden sanktionierten US-Verbände haben zu diesem Thema nichts auf ihren Webseiten veröffentlicht und auch bislang auf Nachfrage nicht reagiert. Vermutlich ist es einem in Cowboykreisen relativ egal, was im fernen Lausanne in der Schweiz ein Reiterverband in seiner Zentrale so ausheckt.

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Apropos egal, was da in Lausanne so gesagt und getan wird: Der Spuk Distanzreiten, dank der arabischen Staaten längst ein Synonym für pferdeverachtende Schinderei, wird auch weiterhin nicht sanktioniert. Ein Ausschluss auf dieser FEI-Vollversammlung hätte die Gastgeber in Bahrain wohl zu sehr düpiert. Ein totes Distanzpferd, 20 Jahre alt, über tausende Flugkilometer nach Tryon geflogen, um dort zu sterben, ist wohl immer noch nicht Anlass genug, einen Schlussstrich zu ziehen. Vom Chaos vor Ort mal ganz zu verschweigen.

Einer der ersten Punkte auf der Tagesordnung der FEI-Vollversammlung war die Wiederwahl des Präsidenten Ingmar de Vos. Der Belgier stand als einziger zur Wahl und wurde einstimmig (!) wiedergewählt. Zum Vergleich: Selbst FIFA-Präsident Gianni Infantino wurde seinerzeit mit 55 Prozent der Delegierten zum obersten aller Fußballer gewählt.

Noch etwas wurde in Sachen Fortentwicklung des Pferdesports unternommen: Nordkorea – ein Land, das durch ähnliche Abstimmungsergebnisse wie jenes von Präsident de Vos bekannt ist – ist nun Teil der FEI-Familie. Leider war niemand angereist, aber die FEI-Flagge ist auf dem Weg Richtung Südostasien, heißt es bei der FEI. Und auf der Warteliste für eine Mitgliedschaft steht neben Kapverden und der Elfenbeinküste auch Afghanistan. Ja, Sport soll verbinden, über politische Grenzen hinaus. Aber ich wage die These aufzustellen, dass Afghanistan andere Problem hat, als eine Mitgliedschaft in der FEI. Und die FEI auch.mens jordan release dates 2022 | Yeezys – Jordans, Musee-jacquemart-andre News, Jordan Essentials Statement Hoodie – release dates & nike.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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