Es ist bereits Mitte April, was bedeutet: Die Olympischen Spiele 2024 sind nicht mehr lange hin. Die Bundestrainer der olympischen Reitsportdisziplinen – Monica Theodorescu (Dressur), Otto Becker (Springen), Peter Thomsen (Vielseitigkeit) und Silke Fütterer-Sommer (Para-Dressur / Paralympics) – haben in einem Online-Pressegespräch mit Dr. Dennis Peiler, dem Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), über Paris 2024 gesprochen.
Der 26. Juli ist in diesem Jahr der Stichtag für alle Sportfreunde. An diesem Tag beginnt Olympia 2024 und versorgt sport- und wettkampfinteressierte Zuschauer bis zum 11. August täglich mit sportlichen Highlights. Ganz besonders dürfen sich die Reitsportfreunde auf den Zeitraum vom 26. Juli bis zum 6. August freuen – das ist der kalendarische Rahmen für die Austragung der olympischen Reitsportdisziplinen in Paris. „Die kürzesten und kompaktesten Reiterspiele bisher“, lautet die Einordnung von Dr. Dennis Peiler. Das gesteckte Ziel für diesen „kompakten“ Zeitraum seien drei bis fünf Medaillen. „Das ist aber keine Vorgabe, sondern ein Medaillenkorridor für den Fall, dass alles optimal läuft“, so der Geschäftsführer des DOKR.
Ausgetragen werden Dressur, Springen und Vielseitigkeit auf dem Gelände des Schloss Versailles südwestlich von Paris. Das Olympische Dorf soll auf der Île-Saint-Denis entstehen, das sich etwas nördlich von Paris befindet. Aufgrund der großen Distanz zum Schloss Versailles werden die Reiter nicht im Olympischen Dorf, sondern näher am Schauplatz der Reiterspiele untergebracht werden.
Olympia: Vielseitigkeit, 26. bis 29. Juli 2024
Die Buschreiter machen den Anfang und starten am ersten Tag der Olympischen Spiele mit der Verfassungsprüfung ihrer Pferde. Im Dressurviereck wird es dann am 27. Juli die ersten Reiter-Pferd-Kombinationen in Aktion zu sehen geben – die Teilprüfung Dressur soll lediglich an diesem einen Tag stattfinden. Am Sonntag, den 28. Juli, folgt dann das Herzstück der Vielseitigkeit, die Geländeprüfung, bevor der Montagmorgen mit einer erneuten Verfassungsprüfung startet und danach zwei Springen ausgetragen werden. Vormittags werden im Parcours die Olympia-Mannschaftsmedaillen der Vielseitigkeitsreiter entschieden, am Nachmittag die Einzelmedaillen.
Für Peter Thomsen sind es die ersten Olympischen Spiele als Bundestrainer, er ist der Nachfolger von Hans Melzer, der bei Olympia 2021 in Tokio noch im Amt war. „Ich hoffe, dass die Saison so läuft, dass es den Selektoren möglichst schwerfällt, die besten drei rauszufinden, denn das ist meistens der beste Indikator dafür, um auch erfolgreich auf dem Championat zu sein“, sagt Thomsen. Zwei Medaillen wünscht sich der 63-Jährige, weiß aber auch, dass die Reiter „die richtige Reithose anhaben“ müssen. Ein bisschen Glück gehört eben immer auch dazu.
Olympia: Dressur, 28. Juli bis 4. August 2024
Am Sonntag (28. Juli), bevor die Vielseitigkeitsreiter ins Gelände gehen, findet bereits die Verfassungsprüfung für die Dressurpferde statt. Zwei Tage später, am 30. Juli, starten die Dressurreiter dann mit dem ersten Teil des Grand Prix, der als Qualifikation für den Mannschafts- und den Einzelwettbewerb zählt. Teil zwei der Prüfung folgt am Mittwoch, 31. Juli. „Der Grand Prix entscheidet auch über die Reihenfolge in der Teamwertung“, sagt Bundestrainerin Monica Theodorescu.
Vor dem Hintergrund der Kritik, die aktuell insbesondere den Dressursport trifft, hofft Theodorescu für Olympia 2024 auf positive Bilder aus Paris. „Im Moment gibt es ja hier und da sehr kritische Stimmen, die auch teilweise nicht unberechtigt sind, und ich hoffe, dass wir uns sehr positiv darstellen können. In den letzten Monaten und Jahren ist das von unserer Seite eigentlich recht gut gelungen, aber wir müssen da dranbleiben, weiterhin gutes Reiten zeigen, schönes Reiten zeigen und gute Leistung zeigen.“
Nach dem Grand Prix haben die Dressurreiter zwei Tage Pause, bevor am 3. August die Mannschaftsmedaillen im Grand Prix Special und am 4. August die Einzelmedaillen in der Kür entschieden werden.
Olympia: Springen, 31. Juli bis 6. August 2024
Am Tag der ersten Medaillenentscheidung im Dressurviereck beginnen die Springreiter mit der Verfassungsprüfung ihrer Pferde. An den folgenden beiden Tagen (1./2. August) wird daraufhin der Mannschaftswettbewerb ausgetragen. Dann folgen zwei Tage Pause, in denen die Medaillenentscheidungen der Dressurreiter stattfinden. Und am 5. und 6. August werden die letzten Medaillen im Reitsport vergeben, die Einzelmedaillen der Springreiter.
Bundestrainer Otto Becker betonte erneut seine Unzufriedenheit in Bezug auf den Austragungsmodus und den damit einhergehenden Wegfall des Streichergebnisses. Lediglich drei Reiter dürfen pro Mannschaft in Paris an den Start gehen. Damit zählt jedes Ergebnis, bereits in Tokio wurde nach diesem Modus geritten. „Dass alles glatt gehen muss und kein Ritt daneben gehen darf“, betonte Becker in diesem Zusammenhang. „Die Nationen liegen alle dicht beieinander.“ Doch der Bundestrainer findet auch etwas Gutes am Ablaufplan der Reiterspiele: „Immerhin fangen wir dieses Jahr mit der Teamwertung an, was sehr wichtig ist für die Teambildung. Und wer im Team gut ist, kann sich dann auch im Einzel präsentieren.“
Außerdem ist das Olympia 2024-Ziel klar für Otto Becker: „Wir wollen vor allem fairen Sport abliefern. Wir haben eine hohe Verantwortung gegenüber unseren Pferden, aber natürlich wollen wir auch Erfolg haben. […] Als erstes eine Teammedaille und alles andere wäre eine schöne Zugabe.“
Die Paralympischen Spiele, 3. bis 7. September
Wenige Wochen nach den Olympischen Spielen finden auch die Paralympics in Paris statt. Die Para-Reiter kämpfen vom 3. bis zum 7. September um Medaillen. Wie für Peter Thomsen werden das auch für Silke Fütterer-Sommer die ersten Spiele. Vier Paare pro Nation dürfen in der Einzelwertung teilnehmen. Im Mannschaftswettbewerb gilt auch hier, dass lediglich drei Paare an den Start gehen dürfen.
Ein Medaillensatz wird in der Mannschaftswertung vergeben und darüber hinaus je ein Satz in den fünf verschiedenen Graden in Einzelwertung und Kür. Meine persönliche Vorbereitung ist es, Reiter und Pferde zu kennen und immer noch mehr kennenzulernen. Für mich ist es unheimlich wichtig, die Paare zu kennen, die Besonderheiten der Pferde aber auch der Reiter, das ist ja bei uns sehr individuell. Darauf versuche ich mich ganz akribisch vorzubereiten. Denn je besser ich meine Paare kenne, umso mehr kann ich unterstützen und zur Seite stehen, wenn es darauf ankommt, gerade wenn vielleicht jemand unkonzentriert wird oder jemand ein körperliches Problem hat“, sagt die Bundestrainerin. Darüber hinaus stellen die Erfolge der letzten Saison Silke Fütterer-Sommer positiv. „Ich hoffe, dass wir diese Motivation dieses Jahr weiter mitnehmen können.“
Hier finden Sie die aktuellen deutschen Olympiakader in allen drei Disziplinen. Bis zum Start und während Olympia 2024 halten wir Sie hier auf dem Laufenden.
Bei der Aussage des Bundestrainers Vielseitigkeit „Ich hoffe, dass die Saison so läuft, dass es den Selektoren möglichst schwerfällt, die besten drei rauszufinden.“, vergisst er ganz zu sagen, dass er als offizielles Mitglied der Spitzensport AG selbst das Vorschlagsrecht zur Nominierung von Reitern zu Olymischen Spielen nach der Verfahrensordnung hat.