In der kombinierten Wertung bei den offen ausgeschriebenen Deutschen Meisterschaften der Vierspännerfahrer in Riesenbeck kam niemand an Boyd Exell vorbei. Aber Christoph Sandmann schlug sich auch mehr als wacker!
Auch beim abschließenden Hindernisfahren, der letzten der drei Teilprüfungen der Kombinierten Prüfung bei den Deutschen Meisterschaften der Vierspänner in Riesenbeck, stellte Boyd Exell seine Klasse unter Beweis. Der Weltmeister, der seit einigen Jahren auf einer eigenen Anlage in Belgien lebt und trainiert, absolvierte die Siegerrunde ohne Strafpunkte in 79,44 Sekunden in bestechender Manier, Platz eins. Ebenfalls strafpunktfrei blieb die einzige Fahrerin unter den zwanzig angetretenen Gespannen, Mareike Harm aus Bad Segeberg. Bei 81,83 Sekunden blieb die Uhr stehen. An dritter Stelle stand der Niederländer Mark Weusthof, 0/82,72 Sekunden.
Die acht besten Fahrer aus dem ersten Umlauf hatten die Chance in der Siegerrunde das Hindernisfahren für sich zu entscheiden. Christoph Sandmann endete nach 86,32 Sekunden (incl. 2,63 Strafsekunden aus dem ersten Umlauf) auf Platz sechs, Rainer Duen auf Platz acht (88,44 Sekunden). Georg von Stein landete mit drei Strafpunkten am letzten Hindernis aus dem ersten Umlauf auf Platz zehn. „Ich bin einfach zu frech herangefahren, habe zu sehr angeschnitten“, ärgerte er sich über sich selbst. Ebenfalls nicht mehr in der Siegerrunde war der Europameister Michael Brauchle, dessen Pferde heute „nicht kooperativ waren“, wie er selbst seine 6,47 Strafpunkte aus dem ersten Umlauf erklärte.
Kombinierte Prüfung
Drei Prüfungen, zwei Siege, ein zweiter Platz, viel besser konnte es für Exell gar nicht laufen. Unangefochten siegte er in der kombinierten Prüfung, 132,72 Strafpunkte. Seine Freude beim Erklingen der australischen Hymne war ihm anzusehen. Und wie immer lobte er ausführlich seine Pferde. Mit Diplomat, Daan, Calypso, Saco und Spitfire hatte er die Pferde der US-Amerikanerin Misdee Whrigley-Miller vor der Kutsche, fuhr mit ihnen zum ersten Mal ein Turnier. Zu bemerken war das nicht, er zeigte mit ihnen ebenso harmonische Runden wie mit seinen erfahrenen Championatspferden.
„Nur“ Zweiter in der Kombinierten Wertung wurde Christoph Sandmann mit 147,00 Strafpunkten, seine Freude über ein rundum gelungenes Wochenende hätte bei einem Sieg nicht größer sein können. Wichtigster Baustein dafür war der Sieg im Marathon am Samstag. „Ich war aber in allen drei Prüfungen mit meinen Pferden sehr, sehr zufrieden, sie haben super mitgearbeitet. Das ganze Turnier hat richtig viel Spaß gemacht.“ Dazu trug sicher auch der Gewinn der Deutschen Meisterschaft bei, den er als bester Deutscher in der Kombinierten Prüfung errang.
Chester Weber landete in Riesenbeck auf dem dritten Platz, 149,70 Strafpunkte. Seine gute Form aus der Dressurprüfung am Freitag konnte er im Marathon nicht halten, im Hindernisparcours fiel noch ein Ball, drei Strafpunkte. Auf Platz vier schob sich nach guter Leistung im Hindernisfahren der Niederländer Theo Timmermann, 154,460 Strafpunkte. Damit verdrängte er den Deutschen Meister von 2016, Georg von Stein, auf den fünften Platz (157,06 Strafpunkte). Mareike Harm landete nach sehr gutem Hindernisfahren (2.Platz) auf dem neunten Rang in der Gesamtwertung, Reiner Duen (173,51 Strafpunkte) auf Platz elf.
Im Anschluss an die Siegerehrung gab der Bundestrainer Karl-Heinz Geiger die Namen der deutschen Fahrer bekannt, die in Aachen an den Start gehen dürfen. Wenig überraschend, dass Michael Brauchle, Christoph Sandmann und Georg von Stein als bewährtes deutsches Team vertreten sind. Außerdem erhalten Rainer Duen und Mareike Harm eine Startgenehmigung, Reserve ist Sebastian Heß.
Deutsche Meisterschaft
Christoph Sandmann weiß gut, wie es sich anfühlt, Deutscher Meister zu werden! 2017 in Riesenbeck errang er seinen achten Meistertitel. 1999 in Meißenheim stand er das erste Mal auf dem obersten Treppchen bei einer Deutschen Meisterschaft. Auch in Riesenbeck (2009) wurde er bereits einmal Meister. „Dieses Mal fühlt es sich besonders gut an“, verrät er. „Bei diesem Turnier stimmte alles: Ich habe gute Pferde, die hervorragend mitgearbeitet haben. Ich habe ein tolles Team, das hinter mir steht. Und ich habe großen Spaß, weil alles so stimmig ist“, begründet er seine Zufriedenheit. Richtig locker und sogar ein bisschen strahlend ist der sonst eher reservierte Lähdener, der seit 35 Turniere fährt. „Als Sechzehnjähriger bin ich zum ersten Mal hier in Riesenbeck gefahren, das ist eine verdammt lange Zeit im Sport. Jetzt bin ich fünfzig, da denkt man ja schon mal übers Aufhören nach, gebe ich zu. Zumal ich mit unserer Tochter eine Nachfolgerin habe. Im vorigen Jahr fehlte mir manchmal die Motivation zum Weitermachen, ist doch der Fahrsport eigentlich nur unser Hobby. Allerdings eines, das uns jeden Tag aufs Neue fordert, bei Pferden gibt es keine Pause. Sich tagein, tagaus wieder zu motivieren, fällt nach so langer Zeit nicht immer leicht, keine Frage. Aber momentan macht es großen Spaß, ich habe wieder eine Perspektive“, plauderte der Inhaber einer großen Spedition, der im Hauptberuf seine Firma leitet. Sandmann wandte sich auch an den Veranstalter: „Ich darf wohl für alle Fahrer sprechen, wenn ich sage, wie glücklich wir darüber sind, dass hier wieder ein Fahrturnier stattfindet. Die Bedingungen sind besser denn je. Das tolle neue Fahrstadion bietet beste Voraussetzungen für guten Sport, die Geländestrecke war optimal. Fester Untergrund in den Hindernissen, ein von Dr. Wolfgang Asendorf technisch anspruchsvoller, aber sehr fair gebauter Kurs war pferdefreundlich, zugleich eine angemessene Herausforderung an die Fahrer. Wir hoffen alle, dass der Fahrsport fester Bestandteil des Riesenbecker Sommerturniers bleibt.“
2016 war Georg von Stein Deutscher Meister, dieses Mal reichte es für den Reit- und Fahrlehrer aus Hessen nur zum Vizemeister. Mit 157,06 Strafpunkten deutlich hinter Sandmann platziert nahm er alle Schuld für die gemachten Fehler auf seine Kappe. „Die Pferde waren gut genug, ich selber habe es eben nicht gut genug gemacht. So bin ich zwar zufrieden mit meinen Pferden, nicht aber mit mir“, resümiert er nach dem Turnier.
Dritter in der Meisterschaftswertung wurde Michael Brauchle mit 162,92 Strafpunkten. Um seinen Titel als Europameister im August in Göteborg zu verteidigen, reicht seine in Riesenbeck erbrachte Leistung nicht aus, das sieht er ganz klar so. „Ich muss da noch etwas ändern in meiner Strategie, denke auch daran, ein Pferd auszutauschen. Hier fehlte die Harmonie zwischen mir und meinem Gespann, wenn auch der Marathon gut gelaufen ist.“ In der Dressur und beim Kegelfahren ist noch Luft nach oben. In Aachen wird sich zeigen, ob sein Plan aufgeht.
Turnierleiter Karsten Lütteken äußerte sich aus Veranstaltersicht über den Verlauf des Fahrturniers: „Wir haben viel Begeisterung für den Fahrsport erlebt. Insgesamt steht zwar auch bei unserem Sommerturnier der Springsport im Fokus, aber die Dressurprüfungen in der Halle und der Fahrsport haben ebenfalls großen Zuspruch gefunden. Allein der Marathon am Samstag hat 10 000 Zuschauer angelockt, das ist ein deutliches Zeichen für uns damit fortzufahren. Es war eine gute Entscheidung keinen Eintritt zu verlangen. Wir hoffen, dass dieses Turnier einen Schub für das Interesse der Region am Pferdesport an sich gegeben hat. Sicher werden wir im nächsten Jahr diese Veranstaltung wiederholen, vielleicht noch mit der einen oder anderen kleinen Überraschung.“
Christine Meyer zu HartumCheap air jordan 1 low womens | cheapest air jordan 1 high colorways
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