Viererzugfahrer Michael Brauchle gewinnt seinen fünften Marathon in Aachen

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Michael Brauchle siegt im Marathon beim CHIO 2023 (© CHIO Aachen/Michael Strauch)

Das Gelände in der Aachener Soers liegt ihm wie keinem anderen Vierspännerfahrer. Mit 18 Jahren siegte Michael Brauchle aus Baden Württemberg hier zum ersten Mal im Marathon, heute ist er 33 Jahre alt und feierte seinen fünften Sieg in der Geländeprüfung des Nationenpreises.

Trotz Abwurf eines Balles, für den es zwei Strafpunkte gibt, beendete Michael Brauchle den Geländekurs, den Marathon, als Schnellster mit 105,54 Punkten, das konnte keiner der 25 angetretenen Fahrer besser. Drei Hindernisse durchfuhr er in Bestzeit. Die Freude über den Sieg war groß, wobei ihn der Abwurf dennoch wurmte: „Das wäre nicht nötig gewesen! Es hatte vor Antritt meiner Fahrt geregnet, der Boden war in dem Hindernis etwas rutschig. Ich habe im falschen Moment die Bremse betätigt, deshalb ist die Kutsche hinten weggerutscht, die Bodenverhältnisse hätte ich einkalkulieren müssen“.

Nun hat es auch mit den beiden Strafpunkte zum Tagessieg gereicht (105,54 Punkte). In der Summe mit den Punkten aus der Dressurprüfung ergeben sich 157,45 Punkte als Zwischenergebnis in der Kombinierten Prüfung, in der er aktuell auf dem dritten Platz rangiert. „Der Kurs war schön zu fahren“, zieht er im Ziel Bilanz. „Meine Vorderpferde waren vielleicht anfangs zu motiviert, ich hatte zu viel Druck drauf. Dann haben wir die Zäumung etwas weicher geschnallt, danach war alles gut“.

Brauchle träumt nach Marathon vom Gesamtsieg in Aachen

Das große Ziel ist natürlich der Sieg in der kombinierten Prüfung, vor ihm liegen allerdings zwei sehr starke Konkurrenten. Der Niederländer Ijsbrand Chardon bewies schon mit seinem dritten Platz in der Dressur seine gute Form, den Marathon beendete er als Vierter (112,25 Punkte). Damit rangiert er vor dem abschließenden Kegelfahren mit 154,63 Punkten vor Brauchle auf Platz zwei. Die Pool Position hält der Australier Boyd Exell mit 145,38 Punkten. Nach dem zweiten Platz in der Dressur fuhr er auch im Gelände auf Rang zwei (106,46 P.). Der sechsfache Weltmeister strebt seinen elften Sieg in der Kombinierten Prüfung in Aachen an. Mit dem respektablen Vorsprung und der Gewissheit, dass seine vier Pferde in blendender Verfassung sind ist alles andere als sein Sieg höchst unwahrscheinlich.

Chester Weber war der Sieger der Dressurprüfung, hauchdünn der Vorsprung des US-Amerikaners vor Seriensieger Exell. Den Marathon musste der Mannschaftsweltmeister und Silbermedaillengewinner aus Tryon 2018 unfreiwillig und vorzeitig beenden, er hatte ein Hindernis ausgelassen. Das bedeutete den Ausschluss.

Frauenpower

Eine ganz starke Leistung lieferte Mareike Harm im Marathon ab. Die einzige Fahrerin im Starterfeld setzt bei ihrem Team nur auf Frauenpower und wird auch im Gelände von zwei weiblichen Grooms unterstützt. Nach einer Dressurvorstellung die hinter den Erwartungen zurück geblieben war, stellte sie in Aachen wieder einmal unter Beweis, dass sie ihr Gespann im Gelände kontinuierlich verbessert.

Großes Lob von Bundestrainer Karl-Heinz Geiger: „Mareike hat ihre Pferde ganz toll in Schuss, nicht nur konditionell. Vor allem ihre Stangenpferde haben meinen Respekt. Sie sind immer auf Zug, geben immer hundert Prozent“. Und Mareike Harm lobt ihre Vorderpferde: „ Sepp ist schon 19 Jahre alt, seit 13 Jahren bei mir und immer zuverlässig“! Sepp heißt eigentlich Quebec Sautreuil und ist ein französischer Traber. Aber der Name wäre tatsächlich viel zu lang, wenn der Wallach im Gelände angefeuert werden muss, da ist Sepp schon knackiger. An seiner Seite hat Sepp Fridolin, den Neuling im Gespann. Fridolin ist erst vor wenigen Wochen von Westfalen nach Holstein gezogen, hat aber in Saumur schon mitgeholfen den Preis der Nationen zu gewinnen. Harm liegt nach zwei Wertungsprüfungen für den Nationenpreis mit 162,81 Punkten auf dem vierten Platz in der Einzelwertung. Sie ist eine ausgezeichnete Kegelfahrerin und darf sich deshalb für eine Top-Platzierung Hoffnung machen.

So wie Sonne und Regen sich während der Geländeprüfung abwechselten, wechselten auch Freude und Frust im deutschen Lager. Die Freude über die starken Auftritte von Brauchle und Harm wurde getrübt durch das Pech des dritten deutschen Teamfahrers, Georg von Stein. Der Pferdewirtschaftsmeister aus Hessen ist als starker, zuverlässiger Geländefahrer bekannt, in der Soers klappte es heute so gar nicht. In Hindernis vier blieb die Kutsche unglücklich an einem Pfosten hängen, die Befreiung kostete viel Zeit und Strafpunkte, Platz zwanzig in der Endabrechnung.

Neuer Parcourschef

Zwanzig Jahre hat Dr. Wolfgang Asendorf die Geländekurse und die Parcours für das Kegelfahren gebaut, in diesem Jahr trug erstmalig Alexander Flocke die Verantwortung. Der 58-Jährige aus Overath hatte angekündigt „Wege und Hindernisse zu bieten, die anspruchsvoll und zugleich pferdefreundlich sind“. Das ist ihm gestern bei der Jagd um Punkte und heute im Marathon nach Aussagen der Aktiven schon gelungen. Man darf gespannt sein, ob diese Zufriedenheit auch nach dem Kegelparcours anhält.

Dann wird es nämlich noch einmal richtig spannend bei den Teams. Nach dem Dressurergebnis lag das deutsche Team auf dem dritten Platz, nach dem Marathon haben sich die deutschen Fahrer vor die Australier auf den zweiten Platz vorgearbeitet. Mit 320,26 Punkten liegen sie zwar noch immer hinter den Niederländern (314,30 P.), rangieren aber vor den Australiern (329,42 P.). Etwas überraschend weit abgeschlagen rangieren die Belgier nur auf dem vierten Platz (340,05 P.).

Ergebnisse aus Aachen vom Marathon beim CHIO 2023.

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Christine Meyer zu HartumRedakteurin

Expertin für den Fahrsport mit eigener Erfahrung sowohl auf dem Bock als auch als Turnierorganisatorin. Westfälische Züchterin mit erfolgreichen Kindern in Pferdesport und -zucht. Reitwartin und Ansprechpartnerin in der Rubrik „Leser fragen, Experten antworten“. Berichterstatterin über internationale Voltigierevents von vielen Welt- und Europameisterschaften.

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