Noch 120 Tage bis zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Gestern fand in Warendorf die Pressekonferenz statt, bei der die Deutsche Reiterliche Vereinigung über das Unternehmen Olympia Auskunft gab.
Das Ziel sind drei bis fünf Medaillen für die Deutschen Reiter. Wie die realisiert werden sollen, darum ging es in Warendorf. Zwölf Vertreter der Disziplinen Dressur, Para-Dressur, Springen und Vielseitigkeit erzählten von ihren Vorbereitungen und ihren Zielen für die Saison.
Die Para-Dressurreiter haben zunächst einmal ein Zwischenziel definiert. Beim Mannheimer Maimarktturnier wollen sie zum dritten Mal in Folge den Nationenpreis gewinnen. Dr. Angelika Trabert, die bei allen Paralympics die deutschen Farben vertreten hat, berichtete, wie es damals war als sie in Atlanta 1996 auf Leihpferden unterwegs gewesen waren, auf die sie sich rund eine Woche lang einstellen konnten. Dem einen oder anderen habe man erst einmal beibringen müssen, worum es bei der Dressurreiterei geht … Die Zeiten sind längst vorbei. Nun hat Bundestrainer Bernhard Fliegl zehn Reiter auf seiner Longlist, die er die Saison über „regelmäßig beobachten“ wird. Dazu zählt auch Medaillensammlerin Hannelore Brenner, allerdings nicht mit ihrer Erfolgsstute Women of the World. Die soll mit ihren nun 21 Jahren nicht mehr nach Rio reisen müssen. „Wir haben Hanne nach langem Nachdenken mitgeteilt, dass wir kein 21-jähriges Pferd mit nach Rio nehmen werden. Es kann sein, dass es kein Problem ist, aber wir werden und wollen das nicht testen. Wir würden uns aber sehr freuen, wenn sie sich mit einem ihrer Nachwuchspferde Cavango oder Belissima M qualifiziert“, sagte Equipechefin Britta Bando. Statt fünf werden dieses Jahr nur vier Paare starten dürfen.
Von den Vielseitigkeitsreitern wird Großes erwartet. Sie haben 2008 in Hongkong und 2012 in London Doppelgold geholt und sind seit 2011 ungeschlagen bei allen Championaten. Sie sind die ganz großen Favoriten. Kein Problem, sagt Bundestrainer Hans Melzer: „Der Druck ist gut. Olympische Spiele sind immer etwas besonderes, schließlich finden sie nur alle vier Jahre statt. Wir fahren da nicht hin und gucken mal, was so geht. Wir wollen die Serie fortsetzen.“
Die Mannschaften der Vielseitigkeitsreiter bestehen dieses Jahr nur aus vier statt fünf Reitern. Wiesbaden-Gewinnerin Julia Krajewski saß als Perspektivgruppenmitglied und sportliche Zukunftshoffnung auf dem Podium und rechnete pragmatisch: Ihre Chancen auf einen Teamplatz stünden bei 33,3 Prozent, auf einen Reserveplatz bei 41 Prozent. Dieses Jahr will sie mit Samourai du Thot (Stallname „Sam“, sie sagt: „So hieß er vorher schon!“) in Luhmühlen ihr Vier-Sterne-Debüt geben. Und wenn alles gut läuft, dann wünscht sie sich einen Start in Aachen. Ihre Taktik hinsichtlich Rio: sich bestmöglich zu präsentieren. Allerdings ist die designierte Nachwuchs-Bundestrainerin realistisch: „Wenn es um Olympische Spiele geht, zählen aber vor allem die Erfahrung von Reiter und Pferd. Damit kann ich nicht so viel dienen, andere dafür umso mehr.“
Das gilt ganz sicher für Ingrid Klimke, die sowohl in Hongkong als auch in London zur siegenden Mannschaft gehört hatte. Sie verteilte gleich noch ein Lob an eine verdiente Adresse, Carmen Thiemann, die gute Seele ihrer Pferde: „Dank meiner guten Stallmanagerin sind meine Pferde trotz der Pause gut in Schuss und gut drauf.“ Hale Bob, der vergangenes Jahr schon Zweiter in Badminton geworden war und zuvor den CCI4* in Pau für sich entschieden hatte, soll auch dieses Jahr bei dem Klassiker auf der Insel an den Start gehen. Klimkes Favoritin für Rio ist ihre Stute Escada, da sie in der Dressur normalerweise die höheren Noten bekommt. Bundestrainer Hans Melzer wirft allerdings ein, dass er sicher ist, die Olympischen Spiele 2016 werden nicht bereits in der Dressur entschieden werden. Der Grund: „Die Strecke in Deodoro hat das anspruchsvollste Profil aller drei Olympischen Spiele, bei denen ich bisher als Trainer dabei war. Sehr lang, hügelig, aber mit sehr gutem Boden“, schilderte er seine Eindrücke vom Testevent im vergangenen Sommer.
Auch für die Dressurreiter lautet das Ziel Mannschaftsgold. Hier saß Sönke Rothenberger (21) als Vertreter der nachrückenden Garde auf dem Podium, zusammen mit Kristina Sprehe. Rothenberger ist der jüngste Reiter mit dem jüngsten Pferd im deutschen A-Kader, dem neunjährigen KWPN-Wallach Cosmo. Er kommt aus einer Familie, in der beide Eltern Olympia geritten sind und sagt, 2004 in Athen sei er so richtig mit dem Pferdevirus infiziert worden.
Neben Rothenberger saß auch Kristina Sprehe auf dem Podium. Die EM-Zweite des Vorjahres war ja in Dortmund siegreich in die Saison gestartet und berichtet: „Desperados ist super in Form und hat noch mehr Routine bekommen.“ Sehr offen gibt sie zu: „Die EM in Aachen war unser bestes Turnier bisher, dass es nicht ganz für den Titel gereicht hat, hat mich geärgert und ich hoffe, dass wir dieses Jahr noch ein bisschen zulegen können.“ Schließlich ist sie nun die Nummer eins der Dressurreiterwelt.
Monica Theodorescu, Bundestrainerin der Dressurreiter erklärte den Anwesenden: „Wir haben einen breit aufgestellten Olympiakader was das Alter der Reiter und Pferde angeht. Das ist eine gute Mischung und eine komfortable Situation. Alle Pferde und Reiter sind super in Form. Unser Ziel ist klar definiert: Wir wollen die Goldmedaille mit der Mannschaft und Einzelmedaillen.“ Als Hauptgegner im Kampf um die Mannschaftsmedaillen sieht Theodorescu wenig überraschend die Niederlande und Großbritannien.
Eine Mannschaftsmedaille soll es bei den Springreitern werden. Was die Farbe angeht, da wäre alles drin. Und eine Einzelmedaille „wäre das i-Tüpfelchen“. Der Sönke Rothenberger des Springsports heißt Patrick Stühlmeyer, ist 25 Jahre alt und kommt aus Osnabrück. Auch er hat direkt den Sprung aus dem Perspektiv- in den A-Kader geschafft. Seine vierbeinige Olympiahoffnung heißt Lacan. Der hat Lando-Sohn hat momentan Turnierpause und soll am kommenden Wochenende in Bad Oeynhausen langsam wieder an das sportliche Geschehen herangeführt werden. Weiter geht es dann zum Nationenpreis in St. Gallen oder Rom. Welcher der beiden es wird, steht noch nicht ganz fest. Wohl aber Stühlmeyers erstes Saisonziel: Aachen.
Bundestrainer Otto Becker schließt aber auch einen Start in Rio für den Youngster nicht aus. Wie auch in den anderen Disziplinen habe „jeder Chancen auf Rio.“ Zwar stehe für ihn der A-Kader im Fokus. Dieser sei aber keine „geschlossene Gesellschaft“. Einer, der seit Jahren zum A-Kader und der Stammbesetzung der Championate gehört, ist Ludger Beerbaum. Aus seinem Stall sieht der 52-Jährige Chiara und Casello als Olympiakandidaten. Wobei Chiara erste Wahl wäre, „aber am Ende wird entschieden, welche Pferde fit und gesund sind“. Da sei es gut, mit Casello noch eine weitere Option zu haben. Die Olympischen Spiele in Rio sind sein erklärtes Ziel, auch wenn er dann die ersten Deutschen Jugendmeisterschaften in Riesenbeck International verpasst, da diese parallel zu den Olympischen Spielen ausgetragen werden. Ludger Beerbaum würde ohne Bedenken nach Brasilien reisen: „Ich bin mir sicher, dass unser Team in Riesenbeck eine tolle Veranstaltung auf die Beine stellen wird.“
Drei Teams mit jeweils vier Reitern und Pferden werden für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Rio starten (5. bis 21. August). Jeweils ein Ersatzpaar darf mit nach Brasilien. Die Shortlist mit den definitiven Kandidaten wird am 18. Juli, im Anschluss an das CHIO in Aachen aufgestellt. Bei den Paralympics werden vom 7. bis 18. September ebenfalls vier deutsche Paare antreten.
Weitere Infos auf der FN-Homepage
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