Ein heißes Rennen lieferten sich der Australier Boyd Exell und der Niederländer Bram Chardon beim Weltcup-Finale der Vierspänner in Leipzig. Nach einem Fehler ging Chardon volles Risiko und wurde dafür am Ende mit dem Weltcup-Sieg belohnt.
Der Weltmeister Exell wollte seinen zehnten Weltcup-Sieg einfahren, Europameister Chardon seinen Sieg von 2019 wiederholen. Die 8 500 Zuschauer in der Messehalle feuerten nicht nur die beiden, sondern alle sieben Fahrer lautstark an, der Fahrsport feierte wie immer in Leipzig ein großes Fest. Die Halle bebte, als Bram Chardon nach einer weiteren pfeilschnellen Runde mit seinen flinken Lipizzanern als Sieger über die Ziellinie fuhr (Gesamtergebnis 257,72 Sekunden).
Die erste Prüfung am Freitag, bei der es auch um die Startposition im Finale ging, konnte Chardon, für sich entscheiden, er war dementsprechend am Sonntag der letzte Starter mit einem punktfreien Konto. Im Umlauf kassierte er früh einen Abwurf, machte dies aber durch eine rasante Fahrt gut und sicherte sich dadurch auch im Stechen den letzten Startplatz. Boyd Exell blieb zwar im Umlauf strafpunktfrei, war aber trotzdem knapp geschlagen. Im Stechen sah zunächst alles nach einem Sieg für Exell aus, bis im letzten Drittel des Parcours nach der Fahrt über die Brücke das Gespann des Australiers für einen kurzen Moment nicht in Balance war, er einen Kegel überfuhr und dafür vier Strafsekunden angekreidet bekam. Ganz kurz musste er die Pferde zurücknehmen und verpasste so seinen Sieg (262,82). Der Jubel des Publikums war ihm dennoch gewiss.
Stechen im Finale
Das Stechen erreichen im Weltcup-Finale drei ausschreibungsgemäß drei Gespanne, der Dritte im Bunde war Glenn Geerts. Der Belgier war überglücklich, diese Position erreicht zu haben. „Das war mein Ziel, als ich losgefahren bin. Allein hier zu sein ist schon ein großer Erfolg. Nun bin ich super happy, einen Platz auf dem Podium ergattert zu haben (353,73)! Mit Bram und Boyd kann ich ohnehin nicht mithalten. Meine Pferde gingen ganz toll, aber ich habe kein spezielles Indoor-Gespann wie Boyd und Bram, habe meine Pferde angespannt, die ich auch auf Freilandturnieren fahre. Mein Gespann ist ungefähr zehn Zentimeter größer und einen halben Meter länger als die der Beiden, da kann ich auch nicht so kurze Wendungen fahren“. Zudem leistete sich Geerts im Stechen einen Fahrfehler, der im Nachhinein für Heiterkeit sorgte. Hinter dem Kutschbock eines jeden Fahrers steht ein sogenannter „Navigator“, eine Person, die den Fahrer unterstützt beim Weg durch die Hindernisse und auch die Pferde im Auge behält. Bei Glenn Geertes macht diesen Job seine Ehefrau. „Ich hatte nicht wirklich mit dem Einzug ins Stechen gerechnet, mir deshalb auch den Weg nicht gut genug eingeprägt. Bei einer Wendung dirigierte meine Frau mich nach links, ich bin aber nach rechts gefahren, habe dabei ein Hindernisteil umgeschmissen. Wir mussten anhalten, das Teil musste aufgerichtet werden und wir bekamen jede Menge Strafpunkte. Ich fürchte, das wird heute auf dem Heimweg noch diskutiert werden“, erzählt er schmunzelnd.
„Jung, pfiffig und hungrig“
Boyd Exells Freude über den zweiten Platz war recht verhalten. Er ist jedoch Sportsmann genug, sich bei seinen Pferden und seinem Team zu bedanken und auch die Pferde von Bram Chardon zu loben. Bram Chardon ist mittlerweile nicht nur in der Halle sein schärfster Konkurrent. „Er ist jung, pfiffig und hungrig“, beschreibt der Australier seinen Verfolger. Auf die Frage, welches des Attribute denn auf ihn selbst zutreffe, lacht er: „Ich sehe jung aus!“ Tatsache ist, dass der Australier auch nach vielen erfolgreichen Jahren noch siegeshungrig ist, der Zweikampf dieser beiden Ausnahmefahrer den Sport richtig spannend macht.
Der aktuelle Weltcup-Sieger Chardon gesteht, dass er vor dem Finale mächtig nervös war. „Und Boyd hat mich mit seinen schnellen Fahrten noch mehr unter Druck gesetzt! Die frühen Abwürfe im Parcours haben meinen Plan, erst mal auf Sicherheit zu fahren, total über den Haufen geworfen. Die Wahrheit ist aber auch, dass mich Boyd durch sein Leistung so gepusht hat, dass ich jetzt am Ende des Tages als Sieger aus der Halle fahre. Mein Vater (Ijsbrand Chardon, einer der erfolgreichsten Fahrer der Welt) hat mir nicht nur zu Hause, sondern auch hier viel geholfen, ich bin ihm sehr dankbar“.
Fahrer und Navigatorinnen
Die „Navigatoren“ der Fahrer sind in der Mehrzahl weiblich, wenn auch der Fahrsport an sich weiterhin deutlich männlich geprägt ist. Erstmalig hat es in diesem Jahr eine Frau geschafft, sich für das Weltcup-Finale zu qualifizieren, die Holsteinerin Mareike Harm ist die erste Frau, die ein solches Finale bestritten hat. Mit einem fünften Platz in Stockholm und einem dritten Platz in London hatte sie genügend Punkte gesammelt um in Leipzig starten zu können. Zwar hat sie bei Hallenveranstaltungen noch nicht so viel Erfahrung wie ihre männlichen Kollegen, war aber „schon ein bisschen stolz, dass ich es bis hierher geschafft habe“. Der ganz große Überraschungserfolg blieb aus, aber „meine Pferde gingen ganz toll. Auch wenn es in der Endabrechnung nur der siebte Platz war, hat es mir sehr viel Spaß gemacht, hier zu fahren. Die Atmosphäre, dieses großartige Publikum machen das Turnier zu etwas ganz Besonderem“. Ausdrücklich erwähnt auch Bram Chardon die Leistung von Mareike Harm. „Sie beweist, dass Fahren keine Männersache ist. Pferdesport ist kein Kraftsport, mit der richtigen Ausbildung und der angepassten Ausrüstung kann eine Frau es ebenso weit bringen wie wir Männer“.
Im Vorfeld hatte der Start der Silbermedaillengewinnerin mit der Mannschaft bei der Europameisterschaft in Budapest 2021 für einen riesigen Medienrummel gesorgt. Sogar in der Bildzeitung war ein Artikel erschienen, im Mittagsmagazin von ARD und ZDF wurde ein Beitrag gesendet. „Das war schon heftig“, gibt Mareike Harm zu, „aber ehrlich gesagt bin ich auch ein bisschen stolz, es bis hierhin geschafft zu haben“. Sie wird unterstützt von einem rein weiblichen Team: Linda Tödten ist seit sechs Jahren bei ihr und ihr treuer „Navigator“, Nicole Bielemeier sorgt hinten auf der Kutsche für Balance und Gleichgewicht. Nur vor der Kutsche verlassen sich die Damen lieber auf Wallache denn auf Stuten: „Die sind in der Regel ausgeglichener“ haben sie die Erfahrung gemacht.
Michael Brauchle, der zweite deutsche Teilnehmer im Starterfeld, legte im Umlauf eine fulminante Runde hin, absolvierte die ersten zwei Drittel strafpunktfrei und super schnell. „Weil es so gut geklappt hat, bin ich hinten raus vielleicht etwas zu frech geworden, auch meine Pferde waren übermotiviert“. Das Resultat waren drei Abwürfe, ihm blieb nur Platz sechs (166,79). Platz vier ging an Dries Degrieck, den zweiten belgischen Fahrer (166,18), Auf dem fünften Rang platzierte sich Koos de Ronde,der zweite Bewerber aus den Niederlanden (159,68).
Die Ergebnisse vom Weltcup-Finale der Vierspänner in Leipzig finden Sie hier.
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