WM Herning: Vergabe der Einzelmedaillen in der Para-Dressur ohne deutsche Beteiligung

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Katrine Kristensen aus Dänemark sicherte sich Gold in Grade II in der Einzelwertung im Sattel von Goeklintgaards Quater. (© FEI)

An den ersten beiden Tagen wurde um die Einzelmedaillen in allen fünf Grades geritten. Vier deutsche Reiterinnen sind in Herning am Start, zu einer Medaille hat es trotz guter persönlicher Einzelleistungen bisher noch nicht gereicht.

Am Ende des Ausstellungsgeländes findet man in Herning das Stadion, in dem die Para-Reiter ihre Wettkämpfe austragen. Das ist einerseits von Vorteil, weil durch die relative Abgelegenheit die Sportler weniger Trubel ausgesetzt sind, andererseits sind sie bei aller Freude, ihr Championat zusammen mit anderen Disziplinen zusammen austragen zu können, isoliert vom großen Geschehen in der Hauptarena.

„Das war so toll in Tryon vor vier Jahren“, erinnert sich Regine Mispelkamp, eine der deutschen Teilnehmerinnen. „Das Reiten in dem großen Stadion dort war schon außergewöhnlich und ganz toll, hier haben wir nicht so viel Aufmerksamkeit“. Wer die Wettbewerbe der Para-Reiter verfolgen will, muss nicht nur gut zu Fuß, sondern auch hitzeresistent sein. Die Sonne meint es gut in Herning, Schattenplätze rund ums Stadium sind rar.

Zu den Grades

Grades heißen die Gruppen, in die die Athleten je nach Grad ihres körperlichen Handicaps eingeteilt werden, fünf sind es insgesamt. Die Einteilung soll dazu führen, dass „vergleichbare“ Einschränkungen zu „vergleichbaren“ Ergebnissen führen.

In Grade I reiten die Reiterinnen und Reiter mit den größten Einschränkungen, ihre Aufgabe wird nur im Schritt geritten. In diesem Grade dominierten bei den letzten Championaten die Briten das Starterfeld, dieses Mal gewann mit Rihards Snikus ein Reiter aus Lettland Gold. Wenn er nicht gerade reitet, ist Snikus DJ, dazu passt denn auch der Name seines Pferdes King of Dance. 78,535 Prozent erhielt der schon bei etlichen Championaten erfolgreiche Lette mit seinem 14-jährigen Wallach.

FEI

Rihards Snikus (LAT) strahlt nach seinem Sieg in der Einzelwertung in Grade I in Herning 2022. (© FEI)

Die Italienerin Sara Morganti ritt mit Royal Delight auf den Silberrang. Das Ergebnis von 78,393 Prozent zeigte, dass wohl auch die Richter „delighted“, also angetan von ihrem Ritt waren. Für den Iren Michael Murphy (74,142 Prozent) ging mit dem Gewinn der Bronzemedaille ein Traum in Erfüllung, wie er selbst sagt. „Cleverboy trägt seinen Namen zu Recht“, beschreibt er seinen 15-jährigen Wallach v. Vivaldi , “er ist wirklich clever“.

Grade II-Sieg für Dänin Katrine Kristensen

In Grade II wird Schritt und Trab geritten, hier gab es zur großen Freude der Gastgeber Gold für Dänemark. Katrine Kristensen erzielte mit ihrem Wallach, der den komplizierten Namen Goeklintgaards Quater trägt, Gold (75,788 Prozent). Peppo Puch fügte seiner großen Medaillensammlung in allen drei Farben eine weitere Silbermedaille hinzu. Der Österreicher reitet seit einem schweren Reitunfall als Vielseitigkeitsreiter im Para-Dressursport. In Herning stellte er Sailor’s Blue vor (75,333 Prozent). Bronze ging an die Engländerin Lee Pearson mit Breezer (75,091 Prozent). Auf dem sechsten Platz beendete Championatsneuling Gianna Regenbrecht aus Münster mit Fürst Sinclair die Prüfung, gefolgt von Heidemarie Dresing mit La Boum auf Platz sieben.

Nochmal Gold für Dänemark in Grade III

Und noch einmal Gold für Dänemark! In Grade III, hier wird ebenfalls Schritt und Trab geritten, siegte mit deutlichem Vorsprung Tobias Thorning Joergensen. Er und seine hübsche Stute Jolene Hill gaben alles und noch ein bisschen mehr, 78,676 Prozent vergaben die Richter.

Damit lag er deutlich vor der Silbermedaillengewinnerin Natasha Baker (73,970) und Keystone Dawn Chorus, ihrer elfjährigen Stute v. Dimaggio. Deren Leistung blieb hinter den Erwartungen zurück, das Paar erreichte nicht sein gewohntes Level. Dabei spielte sicher die kurze Vorbereitungszeit des Paares aus Großbritannien für dieses Championat eine Rolle, Natasha hatte gesundheitliche Probleme und konnte erst kurz vor den Weltmeisterschaften wieder ins Training einsteigen. Unter diesen Umständen war der Gewinn der Silbermedaille ein großer Erfolg.

Rebecca Hart (USA) hatte bei der Auslosung der Startplätze einen frühen Platz erwischt, sie legte mit einer guten Leistung vor (73,147) und hielt lange die Führung in diesem Wettbewerb. Schlussendlich reichte es nur für Bronze, sie musste sie dem Dänen und der US-Amerikanerin den Vortritt lassen.

Grade IV mit Titelverteidigung

In Grade IV reiten die Paras eine Aufgabe vergleichbar mit einer Dressurprüfung der Kl.L im Regelsport. Als Favoritin ging Multi Championesse Susanne Voets aus den Niederlanden mit Demantur an den Start. Äußerst knapp (76,750 Prozent) konnte sie ihren Titel erfolgreich verteidigen und erneut Gold gewinnen.

Ihre schärfste Konkurrentin Demi Haerkens aus den Niederlanden folgte ihr auf der Gribaldi-Tochter Daula mit der Wertnote 76,00, dafür gab es Silber. Der Brasilianer Rodolpho Riskall ist ebenso kein Unbekannter im Para-Dressursport, auch er schon mit Edelmetall dekoriert. In Herning landete er mit der Wertnote 74,92 auf dem Bronzeplatz. Damit hatte er sein erklärtes Ziel, eine Medaille mit Don Henrico zu erringen, erreicht. Nicht nur deshalb war der Auftritt des Brasilianers mit dem Don Frederico Sohn besonders emotional, es war zugleich der letzte Championatsauftritt für dieses dynamische Paar.

In Grade III gingen einige neue Pferde an den Start, vorgestellt von hoch ambitionierten Reitern. Die nächsten Tage mit der Mannschaftsentscheidung und der Kür versprechen spannend zu werden. Für Deutschland ging Anna-Lena Niehues an den Start. Die Newcomerin im deutschen Para-Dressursport beendete ihre erste Prüfung auf einem Championat mit der neunjährigen Quatertime-Tochter Quimbaya auf Platz sechs.

Grade V mit Gold für Belgien

Berechtigte Medaillenhoffnungen in Grade V, in dem auf M-Niveau geritten wird, hatte sich Regina Mispelkamp gemacht, die dreimalige Deutsche Meisterin. Ihr Highlander Delight’s war erstmal etwas schüchtern, als er vor Beginn der Aufgabe vor einem Kameramann scheute. „Eigentlich reite ich immer von der linken Hand aufs Viereck, aber als Highlander so guckig war, habe ich einfach Kehrt gemacht und bin von rechts eingeritten.“

Eine gute Entscheidung, denn als es dann aufs Viereck ging, hatte er sich der KWPN Wallach gut gefangen, und der Bronzemedaillengewinnerin von Tokio gelang eine gute Runde, deren Bewertung von 71,954 jedoch hinter den Erwartungen blieb. Den fünften Rang im Gesamtklassement kommentierte die Pferdewirtschaftsmeisterin aus Geldern mit „zufrieden mit der Leistung meines Pferdes und meinem Ritt, etwas enttäuscht über die Wertnote“.

Auf hohem Niveau waren die Ritte der drei Medaillenträger, alle drei keine Unbekannten im Para-Dressursport. Nicht nur den Zuschauern, auch den Richtern gefiel die Vorstellung von Michèl George auf Best of 8 am besten. Wertnote 76,419, Gold für die Belgierin. Ihre Herausforderin Sophie Wells aus Großbritannien musste sich auf Don Cara M deutlich geschlagen geben, Wertnote 75,279 für Wells, die schon einige Medaillen auf Championaten gewinnen konnte. Frank Hosmar aus den Niederlanden reitet ebenfalls schon viele Jahre im Para-Dressursport. An sich erfolgsverwöhnt, freute er sich nach seinem ersten Ritt in Herning auch riesig über Bronze (72,256). Glücklich vor allem darüber, dass er mit Alphaville N.O.P. an den Start gehen konnte, musste er doch lange Zeit befürchten, dass aufgrund gesundheitlicher Probleme seines 17-jährigen KWPN Wallachs die gemeinsame 13-jährige Karriere beendet wäre.

Alle Ergebnisse aus Herning finden Sie hier.

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Christine Meyer zu HartumRedakteurin

Expertin für den Fahrsport mit eigener Erfahrung sowohl auf dem Bock als auch als Turnierorganisatorin. Westfälische Züchterin mit erfolgreichen Kindern in Pferdesport und -zucht. Reitwartin und Ansprechpartnerin in der Rubrik „Leser fragen, Experten antworten“. Berichterstatterin über internationale Voltigierevents von vielen Welt- und Europameisterschaften.

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