Selten war ein Weltcupfinale für die deutschen Reiter so erfolgreich: Platz eins, drei und fünf für Michaels-Beerbaum, Engemann und Beerbaum.
Als Meredith Michaels-Beerbaum in Göteborg den letzten Parcours abging, den B-Kurs der dritten Wertung, mit schnellen großen Schritten, hier an einer Stange rüttelte, dort kurz mit Ehemann Markus und Schwager Ludger ein Wort tauschte, da dachte sie auf einmal: Immerhin bist Du schon weiter als im vergangenen Jahr. Beim Weltcupfinale in Las Vegas im vergangenen Jahr war sie im A-Kurs der letzten Wertung vom Pferd gefallen. Das wäre ihr beim 30. Finale in Göteborg auch fast passiert in der zweiten Wertung am Freitag, als sie nach einem großen Satz des 15-jährigen Shutterfly über den letzten Oxer den Bügel verlor. Aber alles ging gut, der Hannoveraner v. Silvio hat in vier Kursen dieses Finales, für den schwedischen Richter Holmberg das schwerste, das je gebaut wurde, keinen einzigen Springfehler gemacht. Ein Zeitfehler in der zweiten Wertung schloss Michaels-Beerbaum von Stechen aus und sparte ihrem Pferd Kräfte. Ob das ein Vorteil war, darüber könnte man jetzt lange theoretisieren, sagte die 38-jährige gebürtige US-Reiterin nach ihrem Sieg, mit dem sie einmal mehr bekräftigt hat, dass sie nicht nur die Nummer eins in der Welt, sondern auch im deutschen Olympiakader ist.
Zählte Michaels-Beerbaum von Anfang an zu den Favoriten, so sorgten die beiden Nächstplatzierten für eine Überraschung. Der 48-jährige US-Amerikaner Rich Fellers aus Oregon ist in Europa eher unbekannt, er verlässt selten seine Heimatregion. Der Profi-Trainer hat seine Gründe: Ich habe zwei kleine Kinder, die will ich aufwachsen sehen, ich bin halt ein Familienmensch. Er war selbst überrascht über die Leistung seines zwölfjährigen irischen Hengstes Flexible, ein Sohn des Schimmelhengstes Cruising, Weltcup-Zweiter von 1999. Der Fuchs hat eine ausgedehnte Krankengeschichte hinter sich, war zweimal so schwer verletzt, dass die sportliche Karriere bereits zu Ende schien. Zunächst war im rechten Vorderbein ein Blutgefäß verstopft, sodass ihm ein Stent gesetzt werden musste. Während der Rekonvaleszenz brach er sich dann zu allem Unglück noch eine Schulter. Aber er wurde vollständig wieder gesund.
Als lachender Dritter saß schließlich Heinrich-Hermann Engemann auf dem Podium der Pressekonferenz. Der 48-Jährige konnte durch seinen ausgezeichneten dritten Platz mit dem 14-jährigen Aboyeur seine Position im deutschen Olympiakader stärken und greift nun zum ersten Mal nach den Olympischen Ringen. Bisher höchstens als Reservist im Gespräch, gewann er in Göteborg nicht nur die erste Wertung, das Zeitspringen am Donnerstag, sondern zeigte auch Sonntag mit nur vier Fehlern in der dritten Wertung dass seinem westfälischen Wallach kein Kurs zu schwer ist. Lediglich in der zweiten Wertung am Freitag abend war es nicht wie gewünscht gelaufen. Aboyeur nahm gleich am ersten eher leichten Sprung eine Stange mit, und was schwerer wog, räumte die graue Mauer komplett ab. Der erste Abwurf war mein Fehler, da bin ich einfach schlecht geritten analysierte Engemann seinen Ritt, bei der Mauer wurden wir von einer Kamera irritiert, mein Pferd wollte gar nicht hin zu der Mauer. Aboyeur gab sich aber einen Ruck und spielte mit, eine für ein Olympiapferd nicht zu unterschätzende Qualität, wie man an Ehnings Desaster mit dem unzuverlässigen Sandro Boy sehen kann, das ihn seinen Platz im Olympiakader kostete.
Auch Ludger Beerbaum konnte im Hinblick auf Hongkong Bundestrainer Kurt Gravemeier aufatmen lassen. Der neunjährige Westfale All Inclusive bewies, dass er ein Weltklassepferd ist, dem kein Kurs zu schwer ist. Doch in der dritten Wertung reichte im A-Kurs in der Dreifachen der Schwung nicht für den breiten Oxer in der Mitte, im B-Kurs fiel die Stange am letzten Sprung, einer tückische Klippe, da sich die Pferde über dem vorletzten Hindernis gewaltig strecken und dann vom Reiter energisch zurückgeholt werden mussten. Das misslang in vielen Fällen. Wenn ich noch mal bauen müsste, würde ich den letzten Sprung um 40 bis 50 Zentimeter vorziehen, gab der Schweizer Parcourschef Rolf Lüdi zu. Mit dem elfjährigen Coupe de Coeur, der in Göteborg ordentliche Trainingsparcours absolvierte, kann Beerbaum jetzt in die Zukunft denken. Die Olympischen Spiele in London hat der heute 44-Jährige als Schlusspunkt seiner Karriere ins Auge gefasst.
In der dritten Wertung wurden die Karten noch einmal neu gemischt. Zwar bewältigten sechs Reiter den A-Kurs ohne Abwurf, aber mehrere Reiter, darunter der niederländische Mannschaftseuropameister Albert Zoer auf Okidoki, gaben nach Fehlern oder Verweigerungen auf. Andere, die sich überraschend nach oben gearbeitet hatten, konnten ihre Form nicht halten und fielen wider zurück, wie der Vizeweltmeister von 2002, Peter Wylde aus USA. Seine holländische Stute Esplanade, die im vergangenen Jahr auch probeweise im Stall von Ludger Beerbaum gestanden hat, scheiterte an der dreifachen Kombination auf der Diagonalen. Nur mit Mühe konnte der routinierte Wylde einen Sturz verhindern. Nach einem fehlerlosen B-Kurs wurde Platz sechs draus.Die US-Reiter, die in Weltcup in den ersten Jahren seines Bestehens dominiert hatten, spielen schon seit langem nur vereinzelt eine Rolle bei dieser inoffiziellen Hallenweltmeisterschaft. In diesem Jahr konzentrieren sie sich außerdem ganz auf die olympischen Reiterwettbewerbe in Hongkong.
Jessica Kürten, die zunächst ein glänzendes Turnier hinter sich hatte, nicht nur mit Libertina nach zwei Weltcupwertungen in Führung lag, sondern auch mit Quibell am Samstag abend den Großen Preis, das wichtigste Rahmenspringen, gewonnen hatte, erlebte im A-Kurs gestern einen für sie ungewohnten Einbruch. In einer Hindernisfolge fand ihre zwölfjährige westfälische Stute überhaupt keinen Rhythmus und mähte einen Steilsprung vollständig nieder, im B-Kurs gab es noch einen Abwurf, sodass mehr als Platz vier am Ende nicht drin war.
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